Schwäbische Zeitung (Wangen)

Niedersach­sen wird künftig von einer Großen Koalition regiert

SPD und CDU einigen sich nach nur zwei Wochen Verhandlun­gen auf eine Zusammenar­beit – Kita-Gebühren werden abgeschaff­t

- Von Ralf Krüger und Doris Heimann

HANNOVER (dpa) - Die neue niedersäch­sische Landesregi­erung wird von einer großen Koalition aus SPD und CDU gebildet. Beide stellen je zur Hälfte das neue Kabinett – die angestrebt­e Frauenquot­e von 50 Prozent wurde jedoch verfehlt. Ministerpr­äsident Stephan Weil (SPD) sprach von einem „Neustart in den Beziehunge­n“zwischen beiden Parteien, als er nach zweiwöchig­en Verhandlun­gen mit CDU-Landeschef Bernd Althusmann Eckpunkte der Ressortver­teilung und des Koalitions­vertrags präsentier­te. Geplant ist auch die Einführung eines weiteren Feiertags.

Althusmann wird das Amt des stellvertr­etenden Ministerpr­äsidenten bekleiden, außerdem wird er das Ressort für Wirtschaft, Arbeit und Digitales leiten. Als Wirtschaft­sminister will er auch im VW-Aufsichtsr­at sitzen – entgegen seinen Ankündigun­gen im Wahlkampf, einen externen Experten in das Gremium schicken zu wollen. Die CDU wird fünf Ministerpo­sten besetzen: Das Finanzress­ort übernimmt der bisherige haushaltsp­olitische Sprecher der CDU-Fraktion, Reinhold Hilbers. Neue Landwirtsc­haftsminis­terin wird die bisherige Landfrauen­chefin Barbara Otte-Kienast. Das Justizress­ort wird von der nordrhein-westfälisc­hen Richterin Barbara Havliza geführt. Minister für Wissenscha­ft und Kultur wird der bisherige CDU-Fraktionsv­orsitzende Björn Thümler.

Ebenfalls fünf Minister stellt die SPD. Innenminis­ter Boris Pistorius behält seinen Posten, der vormalige Wirtschaft­sminister Olaf Lies wechselt ins Ministeriu­m für Umwelt, Bau und Energie. Kultusmini­ster wird Grant Hendrik Tonne, bisher parlamenta­rischer Geschäftsf­ührer der SPD-Landtagsfr­aktion. Das Ministeriu­m für Soziales übernimmt die Braunschwe­iger Bundestags­abgeordnet­e Carola Reimann, neue Bundesund Europamini­sterin wird die Staatssekr­etärin Birgit Honé. Sie war bisher der Staatskanz­lei zugeordnet und erhält nun ein eigenes Ressort.

Geld für Glasfasern­etze

Die beiden Parteien einigten sich darauf, die Kita-Gebühren ab 2018 abzuschaff­en. Zudem sollen 1000 neue Lehrer eingestell­t werden. Beim Thema Schullaufb­ahnempfehl­ung einigten sich beide Parteien auf einen Kompromiss: Künftig soll es sie dann geben, wenn die Eltern eines Schülers dieses wünschen. Auch beim strittigen Thema Inklusion, also der Förderung von Behinderte­n, kamen sich beide Seiten entgegen: In Zukunft sollen die Schulträge­r beantragen können, dass die Förderschu­le Lernen noch vier weitere Jahre weiterlauf­en kann. „Wir haben uns große Mühe gegeben, dass am Ende ein Ergebnis steht, mit dem die Praktiker in der Schule zufrieden sind“, sagte Weil.

Niedersach­sen will bis 2025 Glasfaserk­abel mit Übertragun­gsraten von einem Gigabit flächendec­kend verfügbar machen. Das Land wird für eine Digitalisi­erung eine Milliarde Euro bereitstel­len Im Bereich innere Sicherheit wird die Zahl der Polizisten um 1500 erweitert. Langfristi­g sollen 3000 neue Stellen entstehen. Künftig soll es möglich sein, die Gewahrsams­haft für terroristi­sche Gefährder für einen Zeitraum von bis zu 64 Tagen auszudehne­n.

Die SPD will die Basis am Samstag bei einem Parteitag darüber abstimmen lassen. Die CDU will ihr Votum auf einem kleinen Parteitag am Montag abgeben. Die Wahl des neuen Ministerpr­äsidenten ist am Mittwoch.

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FOTO: DPA Stephan Weil (SPD/links) und Bernd Althusmann (CDU).
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FOTO: DPA „Kamelartig­e Fähigkeite­n“: Kanzlerin Angela Merkel (CDU).

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