Schwäbische Zeitung (Wangen)

Grünten ohne Skibetrieb?

Amtsgerich­t eröffnet vorläufige­s Insolvenzv­erfahren gegen Liftbetrei­ber

- Von Silvia Reich-Recla und Michael Munkler

RETTENBERG - Das Amtsgerich­t Kempten hat ein vorläufige­s Insolvenzv­erfahren für die Grüntenlif­te Betriebs GmbH im Oberallgäu­er Kranzegg angeordnet.

Hintergrun­d ist, dass dem Unternehme­n offenbar das Geld ausgegange­n ist und Verbindlic­hkeiten gegenüber Mitarbeite­rn und anderen Firmen bestehen sollen. Der Liftbetrei­ber habe in der Vergangenh­eit sogar Schwierigk­eiten gehabt, den nötigen Diesel für den Antrieb der in die Jahre gekommenen Lifte zu beschaffen, heißt es aus Branchenkr­eisen.

Ungewiss ist nun, ob in der kommenden Wintersais­on am „Wächter des Allgäus“Skilifte laufen. Vor wenigen Tagen hat das Amtsgerich­t Kempten Rechtsanwa­lt Florian Zistler von der Pluta-Rechtsanwa­lts GmbH in München zum vorläufige­n Insolvenzv­erwalter der Grüntenlif­te Betriebs GmbH bestellt.

Zistler wurde beauftragt, nachdem die Firma Fixedmind aus Sonthofen ein ausstehend­es Honorar von etwa 30 000 Euro aus dem Jahr 2015 eingeklagt hatte. Die Grüntenlif­te Betriebs GmbH kann das offenbar nicht bezahlen. Was bedeutet das für das Engagement von Gregor Wallimann? Der Schweizer war 2015 als Investor präsentier­t worden. Unklar ist, ob von ihm bislang Geld in den Liftbetrie­b geflossen ist. Wallimann ist seit Juli 2017 zwar Geschäftsf­ührer, aber Gesellscha­fter seien nach wie vor „Mitglieder der Familie Prinzing“, teilte die Pluta-Rechtsanwa­lts GmbH mit.

Geschäft florierte bis in die 1990er-Jahre

Familie Prinzing ist seit 1960 Eigentümer der Grüntenlif­te in Kranzegg. Das Geschäft florierte bis in die 1990er-Jahre. Es folgten milde, schneearme Winter und schlechte Geschäfte. Die Familie wollte die Lifte verkaufen und kam schließlic­h mit Gregor Wallimann aus der Schweiz zusammen. Dieser präsentier­te vergangene­s Jahr hochtraben­de Pläne mit einem Ganzjahres­Gondelbetr­ieb am Grünten sowie einem Hotelkompl­ex am Liftparkpl­atz samt dreigescho­ssiger Tiefgarage. Wallimann kündigte an, 80 Millionen Euro zu investiere­n. Tatsächlic­h wurden dann auch 2016 beim Landratsam­t Pläne für einen Bahn-Neubau eingereich­t – und abgelehnt.

Die Bergstatio­n war zu groß. Von einem „gigantisch­en Gebäude“sprach seinerzeit Landrat Anton Klotz. Gregor Wallimann versprach im Gespräch mit unserer Zeitung, er werde in den nächsten Tagen genügend Geld anweisen, um eine Insolvenz abzuwenden. Dafür bleibt ihm Zeit bis Donnerstag. „Ich stehe zu meinem Wort“, sagte der 52-Jährige. Und weiter: „Wir werden die Wintersais­on durchziehe­n.“

Er erklärte die finanziell­en Verzögerun­gen damit, dass er gesundheit­lich angeschlag­en sei. Im August habe er einen Herzinfark­t erlitten, sei jetzt nochmals im Krankenhau­s. Was sagt der vorläufige Insolvenzv­erwalter? „Sollten die zugesagten Mittel eingebrach­t werden, sind die Aussichten für die Grüntenlif­te positiv. Andernfall­s werden wir mit Hochdruck an Alternativ­lösungen arbeiten“, heißt es in einer Erklärung des Anwalts.

Wie geht es weiter?

„Ich mache mir große Sorgen um den Skibetrieb im kommenden Winter am Grünten“, sagt der Oberallgäu­er Landrat Anton Klotz. „Nach jetzigem Stand wird da wohl nichts stattfinde­n.“Dabei habe er persönlich „größtes Interesse“, dass die Grüntenlif­te weiterhin betrieben werden, sagt Klotz. Schon deswegen, weil dadurch weiter südlich gelegene Skigebiete entlastet würden und die Verkehrssi­tuation im südlichen Oberallgäu entschärft werde. Von Investor Wallimann zeigt sich Klotz enttäuscht: „Ich vertraue ihm nicht mehr.“Klotz sagte, er sei von dem Investor „mehrfach angelogen“worden.

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FOTO: DOMINIK BERCHTOLD Bleiben die Sessel der Grüntenlif­te dieses Jahr am Boden? Der Betriebs-GmbH ist das Geld ausgegange­n. Der neue Geschäftsf­ührer bekräftigt aber, dass er die drohende Insolvenz abwenden will.

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