Grünten ohne Skibetrieb?
Amtsgericht eröffnet vorläufiges Insolvenzverfahren gegen Liftbetreiber
RETTENBERG - Das Amtsgericht Kempten hat ein vorläufiges Insolvenzverfahren für die Grüntenlifte Betriebs GmbH im Oberallgäuer Kranzegg angeordnet.
Hintergrund ist, dass dem Unternehmen offenbar das Geld ausgegangen ist und Verbindlichkeiten gegenüber Mitarbeitern und anderen Firmen bestehen sollen. Der Liftbetreiber habe in der Vergangenheit sogar Schwierigkeiten gehabt, den nötigen Diesel für den Antrieb der in die Jahre gekommenen Lifte zu beschaffen, heißt es aus Branchenkreisen.
Ungewiss ist nun, ob in der kommenden Wintersaison am „Wächter des Allgäus“Skilifte laufen. Vor wenigen Tagen hat das Amtsgericht Kempten Rechtsanwalt Florian Zistler von der Pluta-Rechtsanwalts GmbH in München zum vorläufigen Insolvenzverwalter der Grüntenlifte Betriebs GmbH bestellt.
Zistler wurde beauftragt, nachdem die Firma Fixedmind aus Sonthofen ein ausstehendes Honorar von etwa 30 000 Euro aus dem Jahr 2015 eingeklagt hatte. Die Grüntenlifte Betriebs GmbH kann das offenbar nicht bezahlen. Was bedeutet das für das Engagement von Gregor Wallimann? Der Schweizer war 2015 als Investor präsentiert worden. Unklar ist, ob von ihm bislang Geld in den Liftbetrieb geflossen ist. Wallimann ist seit Juli 2017 zwar Geschäftsführer, aber Gesellschafter seien nach wie vor „Mitglieder der Familie Prinzing“, teilte die Pluta-Rechtsanwalts GmbH mit.
Geschäft florierte bis in die 1990er-Jahre
Familie Prinzing ist seit 1960 Eigentümer der Grüntenlifte in Kranzegg. Das Geschäft florierte bis in die 1990er-Jahre. Es folgten milde, schneearme Winter und schlechte Geschäfte. Die Familie wollte die Lifte verkaufen und kam schließlich mit Gregor Wallimann aus der Schweiz zusammen. Dieser präsentierte vergangenes Jahr hochtrabende Pläne mit einem GanzjahresGondelbetrieb am Grünten sowie einem Hotelkomplex am Liftparkplatz samt dreigeschossiger Tiefgarage. Wallimann kündigte an, 80 Millionen Euro zu investieren. Tatsächlich wurden dann auch 2016 beim Landratsamt Pläne für einen Bahn-Neubau eingereicht – und abgelehnt.
Die Bergstation war zu groß. Von einem „gigantischen Gebäude“sprach seinerzeit Landrat Anton Klotz. Gregor Wallimann versprach im Gespräch mit unserer Zeitung, er werde in den nächsten Tagen genügend Geld anweisen, um eine Insolvenz abzuwenden. Dafür bleibt ihm Zeit bis Donnerstag. „Ich stehe zu meinem Wort“, sagte der 52-Jährige. Und weiter: „Wir werden die Wintersaison durchziehen.“
Er erklärte die finanziellen Verzögerungen damit, dass er gesundheitlich angeschlagen sei. Im August habe er einen Herzinfarkt erlitten, sei jetzt nochmals im Krankenhaus. Was sagt der vorläufige Insolvenzverwalter? „Sollten die zugesagten Mittel eingebracht werden, sind die Aussichten für die Grüntenlifte positiv. Andernfalls werden wir mit Hochdruck an Alternativlösungen arbeiten“, heißt es in einer Erklärung des Anwalts.
Wie geht es weiter?
„Ich mache mir große Sorgen um den Skibetrieb im kommenden Winter am Grünten“, sagt der Oberallgäuer Landrat Anton Klotz. „Nach jetzigem Stand wird da wohl nichts stattfinden.“Dabei habe er persönlich „größtes Interesse“, dass die Grüntenlifte weiterhin betrieben werden, sagt Klotz. Schon deswegen, weil dadurch weiter südlich gelegene Skigebiete entlastet würden und die Verkehrssituation im südlichen Oberallgäu entschärft werde. Von Investor Wallimann zeigt sich Klotz enttäuscht: „Ich vertraue ihm nicht mehr.“Klotz sagte, er sei von dem Investor „mehrfach angelogen“worden.