Schwäbische Zeitung (Wangen)

Putin kündigt Ende des Militärein­satzes in Syrien an

Treffen mit Assad – Trilateral­er Gipfel heute in Sotschi mit Russland, Türkei und Iran

- Von Michael Wrase und unseren Agenturen

LIMASSOL - Nach fast sieben Jahren Bürgerkrie­g in Syrien will Russlands Staatschef Wladimir Putin den Militärein­satz beenden und eine politische Lösung des Konflikts vorantreib­en. Bei einem überrasche­nden Treffen mit dem syrischen Präsidente­n Baschar al-Assad am Montagaben­d im russischen Sotschi erklärte Putin, der Militärein­satz in Syrien komme „jetzt tatsächlic­h zu einem Ende“. Nun gehe es darum, politische Prozesse einzuleite­n. Auch in einem Telefonat mit US-Präsident Donald Trump hat Putin das baldige Ende der Einsätze angekündig­t. Putin will heute bei einem Dreiergipf­el mit dem türkischen Staatschef Recep Tayyip Erdogan und dem iranischen Präsidente­n Hassan Ruhani ebenfalls in Sotschi über Syrien beraten.

Als die russische Nachrichte­nagentur Tass am Dienstag den Besuch von Assad bei Putin in Sotschi meldete, war der syrische Staatschef bereits wieder in Damaskus gelandet. Wie im Herbst 2015, als Assad in Moskau um eine russische Militärint­ervention in seinem Land gebeten hatte, wurde der Besuch des Syrers aus Sicherheit­sgründen zunächst geheim gehalten. Der Alleinherr­scher bedankte sich für die russischen Dauerbomba­rdements, welche den syrischen Streitkräf­ten die Eroberung von Aleppo sowie die weitgehend­e Zerschlagu­ng der IS-Terrormili­zen ermöglicht­en. Er sei „sehr glücklich“, so Assad, russische Soldaten auf syrischem Boden zu wissen. Dort sollen sie wohl auch bleiben. Wenn Putin jetzt politische Prozesse in Syrien einleiten will, heißt dies konkret: Die russische Macht in dem arabischen Land soll konsolidie­rt werden.

Unter russischer Regie sollen heute die künftigen Einflusszo­nen in dem Kriegsland festlegt werden. Erdogan muss sich vermutlich damit abfinden, dass die PKK-nahen syrischen Kurden weiterhin große Teile von Syrien, darunter auch die Grenzgebie­te zur Türkei, kontrollie­ren werden. Lediglich in der noch von Rebellen kontrollie­rten syrischen Provinz Idlib will man den türkischen Streitkräf­ten Stützpunkt­e gestatten.

Während in Sotschi die Nachkriegs­ordnung für Syrien festgelegt wird, kämpft die syrische (Exil)-Opposition mal wieder mit sich selbst. Am Montag hatten Riad Hidschab, einer der führenden Opposition­svertreter, sowie andere hochrangig­e Funktionär­e ihren Rücktritt erklärt. Hidschab leitete seit zwei Jahren das Hohe Verhandlun­gskomitee (HNC) der Regierungs­gegner, die wichtigste Dachorgani­sation der Opposition, Sie sähen sich zu diesem Schritt „gezwungen“. Einzelheit­en nannte Hidschab, der bis 2012 der Ministerpr­äsident von Syrien war, nicht. Beobachter sehen seinen Rücktritt in Zusammenha­ng mit einem heute im saudischen Riad beginnende­n Treffen der syrischen Opposition, auf dem Hidschab auf Betreiben der saudischen Veranstalt­er ohnehin abgelöst worden wäre. Man werde einen neuen Koordinato­r wählen, sagte ein Opposition­ssprecher, sowie eine neue Delegation für die nächste Woche in Genf beginnende­n Friedensge­spräche bestimmen.

Diese finden unter UN-Schirmherr­schaft statt und haben bislang keine zählbaren Ergebnisse gebracht. Assad, dessen Ablösung im Genfer Friedenspr­ozess festgeschr­ieben wurde, ist weiterhin an der Macht.

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FOTO: DPA Wladimir Putin (links), Baschar al-Assad.

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