Der Häuptling setzt auf neue Indianer
Festspiele Burgrieden: Claudia Huitz trennt sich von Regisseur Mike Dietrich
BURGRIEDEN - High Noon im Burgrieder Festspiel-Saloon: Vor der fünften Saison im kommenden Jahr hat sich Geschäftsführerin Claudia Huitz zu einem Wechsel in der Regie entschieden. Um „die nächsten Schritte in der Entwicklung des Unternehmens zu gehen“, wechselt sie trotz eines bestehenden längerfristigen Vertrags den seitherigen Regisseur Mike Dietrich gegen Michael Müller aus. Dietrich, der die Festspiele Burgrieden seit dem Start im Jahr 2014 als Regisseur und Textbuchautor maßgeblich mitgeprägt hat, zeigte sich gegenüber der SZ „überrascht und enttäuscht“von der Entscheidung.
„Nach langen Recherchen und Überlegungen ist es soweit: Das Textbuch ,Unter Geiern – der Sohn des Bärenjägers’ ist fertiggestellt“, schrieb Dietrich am 14. November voller Euphorie auf seiner Facebook-Seite. Was der 52-Jährige zu diesem Zeitpunkt scheinbar nicht wusste: Bei den Festspielen Burgrieden wird er ab der kommenden Saison gar nicht mehr gebraucht. Zwar erklärt Geschäftsführerin Claudia Huitz gegenüber der SZ, dass eine Entscheidung über die Verwendung des Textbuchs noch gar nicht gefallen sei („Mir liegen zwei andere Entwürfe vor, der von Herrn Dietrich noch nicht“), sehr wohl aber über die Regie. „Ich habe Ideen, wie es mit den Festspielen weitergehen kann, er hat andere“, begründet Huitz den Schritt, der „eine ganz normale unternehmerische Sache sei“, mit „sowohl zwischenmenschlichen als auch fachlichen Gründen“.
Mit Veränderungen „nicht viel am Hut“
Was die zwischenmenschlichen betrifft, wolle und dürfe sie mit Rücksicht auf die betroffene Person nicht ins Detail gehen. Fest steht, dass in der kommenden Saison beim Stück „Unter Geiern“erstmals auch Aufführungen für Kinder von drei bis zehn Jahren angeboten werden sollen – und zwar bereits ab Mai, vor dem Start der Hauptaufführungen am 7. Juli. Textbuch und Regie der Kinderproduktion liegen in der Verantwortung von Michael Müller, der in Burgrieden bereits 2015 und 2016 als kauziger Westmann Sam Hawkens aufgetreten ist. „Müller ist ausgebildeter Schauspieler und Sänger und auch mit Theaterpädagogik vertraut“, sagt Claudia Huitz. „Er ist also der ideale Mann für die Kinderaufführungen.“
Doch nicht nur das. „Wir wollen moderner und professioneller werden“, erklärt Huitz und nennt weitere Veränderungen: Man setze verstärkt aufs Trickreiten und auf mehr Tricktechnik im Pyro- und Actionbereich. Mit all diesen Dingen habe Mike Dietrich nicht viel am Hut. „Er ist ein Visionär mit tollen Ideen und wir haben sehr gute Arbeit zusammen geleistet. Aber jetzt ist einfach die Zeit für einen Regiewechsel“, macht Claudia Huitz klar.
„Davon weiß ich nichts“, zeigte sich Mike Dietrich im SZ-Telefonat überrascht. „Es ist traurig und enttäuscht mich sehr, dass man mir das nicht persönlich sagen kann. Zumal ich die Festspiele mitgegründet und mit aufgebaut habe.“Neben viel Herzblut habe er anfangs auch eine Lebensversicherung als Sicherheit mit ins Unternehmen gesteckt, das zudem von seinen vielfältigen Erfahrungen und Kontakten aus seiner Regie- und Schauspielarbeit in Bad Segeberg und Dasing profitiert habe.
Gewisse Rauchzeichen, dass Claudia Huitz bald auf ein anderes Regiepferd setzen könnte, blieben ihm freilich nicht verborgen: „Sie hatte mir eine Pause vorgeschlagen, aber das ergab für mich keinen Sinn. Zumal wir erst in diesem Frühjahr einen unkündbaren Zehn-JahresVertrag abgeschlossen hatten.“Darauf angesprochen, erwidert Claudia Huitz: „Es stimmt, wir haben eine längerfristige Vereinbarung. Aber kein Vertrag ist unkündbar.“
Ob er aus diesem Grund nun das Kriegsbeil ausgraben und vor Gericht ziehen werde, wisse er noch nicht, sagt Mike Dietrich. „Dass man als Unternehmerin gelegentlich etwas erneuern will, kann ich ja grundsätzlich verstehen“, fügt er an.
„Aber doch nicht in einer so frühen Phase, in der es erfolgreich läuft. Das Publikum ist begeistert, wir hatten vergangene Saison 83 Prozent Auslastung. Warum sollte man da etwas ändern?“
Kein Verständnis habe er deshalb auch dafür, dass mit Ivica Zdravkovic, der in den vergangenen beiden Jahren den Winnetou überzeugend verkörpert habe und außerdem für die wichtige Stunt- und Kampfchoreographie zuständig gewesen sei, ebenfalls nicht mehr zusammengearbeitet werden soll. Auch in diesem Fall spricht Claudia Huitz von Dingen, die nicht an die Öffentlichkeit gehörten.