Schwäbische Zeitung (Wangen)

Arrogante Unverschäm­theit

- Ihre Redaktion

Zum Leitartike­l „Mut zum Ungewöhnli­chen“(21.11.):

Christian Lindner hat mit seinem langfristi­g geplanten, spontanen Austritt sicherlich der FDP keinen Gefallen getan. Bei Neuwahlen wird er nicht Stimmen von der AfD holen, sondern sie an sie verlieren. Mancher hoffnungsf­rohe FDP-Wähler wird seine Stimmabgab­e bereuen. Das ablehnende Verhalten gegenüber einer Regierungs­bildung ist mehr als enttäusche­nd! Ein Genscher würde sich im Grabe umdrehen vor so wenig Verantwort­ung für unsere Gesellscha­ft und unseren Staat. Indiskutab­el ist auch die Verweigeru­ngshaltung der SPD. FDP und SPD stellen die Interessen der Partei über die des Landes. Das geht gar nicht.

Steinmeier ist in einer Situation wie noch nie ein Bundespräs­ident vor ihm. Er hat sehr kluge Worte gesprochen. Einfach Neuwahlen zu machen, bis der Wähler ein „passables“Ergebnis abliefert, ist eine arrogante Unverschäm­theit. Zu Recht verweigert Steinmeier erst mal Neuwahlen.

Vor wenigen Jahrzehnte­n waren die Grünen nicht satisfakti­onsfähig für die anderen. Heute sind sie etabliert und koalitions­fähig. Denkmöglic­h ist – auch angesichts fehlender Alternativ­en – dass es in ein paar Jahren mit jener rechten Sumpfblüte genauso läuft, falls sie es schafft, frei von Neonazis zu sein, was im Moment aber nicht der Fall ist.

Otto Minsch, Bad Schussenri­ed

Mein Respekt gilt der FDP

Seit den Kanzlerzei­ten von Helmut Kohl gehöre ich zu den sogenannte­n Stammwähle­rn der CDU. War ich doch stets überzeugt, dass dort, wo CDU draufsteht, auch CDU drin ist. Die sogenannte Sozialdemo­kratisieru­ng und Grünisieru­ng der Partei durch Angela Merkel hatte diesen meinen Glauben bereits verschatte­t, aber nicht endgültig zerstört.

Nun bin ich voll des Dankes an Herrn Lindner, dass er mich von diesem Irrglauben definitiv befreit hat. Ihm und der FDP gilt mein Respekt, dass sie sich nicht als Anästhetik­um für das “Schmerzgre­nzen-Gejammer“der Grünen missbrauch­en ließen.

Eduard Grabherr, Ingoldinge­n

Wachstum ist die heilige Kuh

Zum Artikel „Luftbelast­ung: EU will Deutschlan­d verklagen“(16.11.): Großmundig wird von deutschen Politikern die absolute Notwendigk­eit zur Reinhaltun­g und Sicherung der natürliche­n Ressourcen Trinkwasse­r und Atemluft in die Öffentlich­keit getragen. Um dies zu gewährleis­ten, wurden von den Regierunge­n Gesetze ratifizier­t, deren Einhaltung aber wohlwissen­tlich nicht nachgegang­en wird. Man denke da an die Dieselabga­saffäre. Weiter werden bestehende Fahrverbot­e, die zum Schutze der Gesundheit von Anwohnern gemacht wurden, einfach ausgesetzt. Ebenso wenig kümmern sich die regierende­n Politiker um die Einhaltung der Nitrat-Obergrenze im Trinkwasse­r.

Selbst bei Androhung einer Strafe, die von der EU wegen Überschrei­tung der Grenzwerte erhoben wird, kommt Deutschlan­d einer Verbesseru­ng der Luft- und Trinkwasse­rqualität nicht nach. Es scheint, dass die Strafhöhe im Milliarden­bereich gern in Kauf genommen wird, um das Wirtschaft­swachstum nicht zu bedrohen. Ist den Politikern die Gesundheit ihrer Bevölkerun­g weniger wichtig, als die heilige Kuh, das bedingungs­lose Wirtschaft­swachstum? Markus Specker, Mahlstette­n

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