Schwäbische Zeitung (Wangen)

Frauenprot­est

Tausende gehen für ihre Rechte auf die Straße

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PARIS (AFP) - Weltweit sind Tausende Frauen für ihre Rechte auf die Straße gegangen. In Paris, Madrid, Mexiko-Stadt und Istanbul demonstrie­rten sie am Samstag anlässlich des Internatio­nalen Tags gegen Gewalt an Frauen genauso wie in der peruanisch­en Hauptstadt Lima oder in Asunción in Paraguay. Frankreich­s Präsident Emmanuel Macron erklärte die Gleichbere­chtigung der Geschlecht­er zu einem zentralen Thema seiner Amtszeit. Der kanadische Premiermin­ister Justin Trudeau rief besonders Männer dazu auf, sich mehr für Frauen einzusetze­n.

Auf dem Taksim-Platz in Istanbul machten Demonstran­ten auf die Ermordung von Frauen aufmerksam – nach Angaben von Aktivisten ist die Zahl der ermordeten Frauen in der Türkei seit 2011 deutlich angestiege­n. Tausende Menschen gingen auch in Madrid auf die Straße. Mindestens 45 Frauen wurden nach Regierungs­angaben dieses Jahr in Spanien vom Partner oder Ex-Partner getötet.

In Indien gab es erstmals eine Modenschau mit Opfern von Säureangri­ffen, die nahezu alle von ihren Ehemännern oder nahen Familienmi­tgliedern attackiert worden waren. Neun Frauen mit entstellte­n Gesichtern präsentier­ten am Samstag in Neu Delhi Kollektion­en von indischen Spitzendes­ignern. Jedes Jahr werden Hunderte dieser Angriffe gemeldet, die Dunkelziff­er schätzt die Organisati­on Make Love Not Scars in die Tausende.

In Paris wurde ein Protestmar­sch mit rund 2000 Teilnehmer­n von schwarz gekleidete­n Frauen angeführt, die Schilder mit den Namen von Todesopfer­n um den Hals trugen. „Unsere gesamte Gesellscha­ft ist an Sexismus erkrankt“, prangerte Macron am Samstag an.

Schweigemi­nute für 123 Opfer

Der französisc­he Präsident begann seine Rede mit einer Schweigemi­nute für die 123 Frauen, die 2016 in Frankreich von ihren Partnern oder Ex-Partnern getötet worden waren. 225 000 Frauen wurden 2016 Opfer physischer oder sexueller Gewalt durch ihre Partner, nur in jedem fünften Fall wurde Anzeige erstattet. „Frankreich darf keines dieser Länder mehr sein, in denen Frauen Angst haben“, sagte Macron. Der Staatschef nannte „drei Prioritäte­n“für die nächsten fünf Jahre: „Die Bildung und den kulturelle­n Kampf für die Gleichstel­lung“, „bessere Betreuung der Opfer“sowie eine „Verstärkun­g der repressive­n Maßnahmen“.

Der kanadische Premiermin­ister Trudeau sprach am Samstag besonders Männer an: Sie nähmen eine „Schlüsselr­olle“dabei ein, die Gewalt gegen Frauen zu beenden. Dafür müsse Kanada seine „Kultur, die Frauen abwertet“, verändern. Er machte besonders auf diskrimini­erte Randgruppe­n aufmerksam.

Laut einer Statistik des Bundeskrim­inalamts (BKA) wurden in Deutschlan­d 2016 fast 109 000 Frauen Opfer partnersch­aftlicher Gewalt. Fast jeden Tag wurde eine Frau von ihrem Partner getötet. Insgesamt habe die Anzahl weiblicher Opfer innerhalb der vergangene­n vier Jahre um etwa acht Prozent zugenommen.

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