Einfach wechseln ist doch nicht so einfach
Auf Vergleichsportale für die Autopolice allein sollten sich Versicherungskunden nicht verlassen
BERLIN - Die Werbespots der größten Vergleichsportale im Internet signalisieren Hochsaison. Die Botschaft von Check24 oder Verivox: Bis zu 850 Euro könnten Autofahrer in diesen Wochen sparen, wenn sie sich eine billigere Kfz-Versicherung suchen. Mit dieser finanziell verlockenden Aussicht gehen die Autoversicherer jedes Jahr im November auf Kundenfang. Denn bis zum Ende des Monats kann die alte und womöglich teurere Police gekündigt und durch eine günstigere ab dem 1. Januar des neuen Jahres ersetzt werden. Da nach Angaben des Verbraucherportals Finanztip.de ein Drittel der Autofahrer noch nie die Versicherung gewechselt hat, ist das Sparpotenzial auch noch vorhanden. Der Chefredakteur von Finanztip, Hermann-Josef Tenhagen, schätzt es auf einen dreistelligen Millionenbetrag.
Für die Suche nach dem besten Tarif sollten sich Interessenten etwas Zeit nehmen und sich mit Smartphone, Computer oder Tablet ins Internet begeben. Wichtige Utensilien sind zudem der Fahrzeugschein und der Führerschein. Schon kann es losgehen. Ein Besuch beim Vergleichsportal Check24.de kann einen ersten Überblick über die Angebote geben. „Check24 liefert Ihnen die besten Preise“, heißt es dort unter dem Stichwort „Nirgendwo-Günstiger-Garantie“. Der Name erweckt den Eindruck, der Kunde kommt schnell zum Ziel, weil er an keiner anderen Stelle besser bedient wird.
Doch gefehlt. Das kann so sein, muss aber nicht, wie ein genauer Blick auf diese Garantie zeigt. Versprochen wird nur, dass die bei Check24 gezeigten Tarife einzelner Anbieter nirgends sonst günstiger sind. Es kann aber gut sein, dass es andere Versicherungen mit billigeren Policen gibt. „Verbraucher sollten auf zwei Portalen suchen“, rät die Versicherungsexpertin von Finanztip, Annika Krempel. In einem Test des Portals schnitt die Kombination von Check24 und dessen Konkurrenten Verivox am besten ab. Superschnell kommt also niemand ans Ziel.
Die notwendigen Daten von Fahrzeug und Halter werden bei allen Versicherungen und Vergleichsportalen in ähnlicher Weise abgefragt. Es geht dabei um viele Informationen, die für die Bestimmung eines individuellen Angebots wichtig sind. Da ist zunächst das Auto selbst. Hier wird nach der vierstelligen Herstellernummer und der dreistelligen Typschlüsselnummer gefragt. Beides findet sich im Fahrzeugschein auf der mittleren Seite ganz oben. Beim Buchstaben B 2.1 steht die Herstellernummer und die ersten drei Buchstaben unter B 2.2 bilden die Typschlüsselnummer. Mit diesen beiden Angaben kann das Fahrzeug exakt bestimmt werden. Alternativ ist auch eine Eingabe von Fahrzeugmarke und Modell möglich. Gefragt wird auch nach der Erstzulassung des Autos und dem Zulassungstag auf den Halter. Beide Informationen stehen ebenfalls im Fahrzeugschein.
Die nächsten wichtigen Daten haben die meisten nicht mehr im Gedächtnis. Da hilft ein Blick in den Führerschein. Die Versicherungen wollen wissen, wann der Autofahrer seinen Führerschein gemacht hat. Auch das Geburtsdatum gehört zu den Standardabfragen. Hinter den vielen folgenden Einzelanfragen steckt stets das Kalkül der Anbieter, das Unfallrisiko individuell abzuschätzen. Ältere Fahrer oder Eltern verhalten sich vorsichtiger als Fahranfänger. Daher wird ihre Police am Ende auch günstiger. Der Feststellung von derlei Unterschieden dienen auch Fragen nach dem Immobilienbesitz oder dem Beruf.
Wichtige Kriterien für den Preis
Einige Kriterien sind für den Preis der Police von großer Bedeutung. Darauf weisen sowohl die Vergleichsportale als auch Verbraucherschützer hin. Die Kosten der Versicherung hängen zum Beispiel stark von der Zahl der Fahrer ab, die ein Auto benutzen. Ist es nur der Versicherte selbst, vielleicht zusammen mit der Partnerin oder dem Partner, wird es vergleichsweise preiswert. Die Prämie verdoppelt sich nach Angaben von Finanztip, wenn eine unbegrenzte Zahl von Fahrern angekreuzt wird. Ein zweites Kriterium von Gewicht ist die jährliche Fahrleistung. Je länger ein Auto unterwegs ist, desto höher die Gefahr eines Schadens. Auch hier sollten die Kunden nicht großzügiger sein als nötig und die Angabe auf der Basis des bisherigen Fahrverhaltens machen.
Der Selbstversuch für ein Modell der Marke Mini Clubman ergibt nun folgende Ergebnisse bei Check24 und Verivox. Das erste Portal will den Wagen bei der DEVK versichern zum Preis von 247,50 Euro im Jahr. Verivox empfiehlt einen Tarif der VHV Versicherungen für 272,02 Euro. Vollkommen verlässlich sind die Vergleichsportale angesichts des Preisunterschieds folglich nicht.
Das ist kein Wunder, weil die Portale nicht alle Anbieter in den Vergleich einbeziehen. Mit der HUK Coburg ist sogar der größte nicht dabei. Experten raten daher zu etwas Mehrarbeit und einen Abstecher auf die Webseiten der Versicherungen, um vielleicht auf ein noch besseres Angebot zu stoßen. Die Eingabeformulare gleichen sich nahezu überall hinsichtlich der abgefragten Informationen. Der Selbstversuch zeigt schon beim ersten Test, dass sich auch außerhalb der Vergleichsportale gute Tarife finden lassen. Die HUK24 errechnet am Ende der Eingabe einen Tarif, der 245, 84 Euro kosten soll. Der Aufwand für die Suche an mehreren Stellen hat sich also gelohnt. Mit dieser Offerte in der Hand führt der nächste Weg zu einem Anruf bei der bisherigen Versicherung. Sofern sie teurer ist, besteht die Chance auf einen Rabatt, um den Kunden nicht zu verlieren. So spart man auch etwas ohne den Wechsel des Anbieters.
Erfragt wurde hier nur die Standard Haftpflichtversicherung. Worauf die Autofahrer bei den Details der Versicherungsleistungen achten sollten, hat Finanztip unter der Webadresse www.finanztip.de/ kfz-versicherung zusammengefasst.