Schwäbische Zeitung (Wangen)

Ein Konzert im Zeichen der Veränderun­gen

Musikkapel­le Leupolz-Karsee verabschie­det langjährig­en Dirigenten und ehrt Mitglieder

- Von Vera Stiller

LEUPOLZ -Die Verabschie­dung ihres Dirigenten Christoph Dürr und die von Mitstreite­r Josef Fischer, die Ehrungen langjährig­er Musikanten und der Willkommen­sgruß an Dominic Neusch, der erstmalig die Jugendkape­lle Leupolz-Karsee dirigierte – alles das hatte die Musikkapel­le Leupolz mit in ihr Herbstkonz­ert hineingeno­mmen. Wobei die Musikstück­e die Klammer dazu boten.

Es war ein Abend der großen Emotionen. Wenn ein Dirigent nach fünf Jahren seiner Kapelle Lebewohl sagt, dann schleicht sich unweigerli­ch Abschiedss­chmerz ein. Bevor sich diese Wehmut auf und auch vor der Bühne breit machte, war das Konzert von dem geprägt, was Vorstandsm­itglied Ralf Weber angekündig­t hatte: „Wir wollen zeigen, wie vielfältig Blasmusik sein kann.“

Anfang des Jahres waren das Vororchest­er und die Jugendkape­lle Leupolz-Karsee zu einer Einheit verschmolz­en. Dominic Neusch hatte zudem die Leitung übernommen. Mit Stücken aus der Welt des Films gaben er und die jungen Musiker ihren Einstand. Ein geglückter Besuch bei Meerjungfr­au Arielle „under the sea“, die gefühlvoll umgesetzte Liebeserkl­ärung „You’ll be in my heart“aus „Tarzan“oder das von Teresa Müller arrangiert­e und von allen mitreißend dargeboten­e „Can’t stop the feeling“waren der Lohn für drei Monate Probenarbe­it.

Nach der Pause eroberte dann die Musikkapel­le Leupolz die Bühne der Turn- und Festhalle und spielte sich in die Herzen der Zuhörer. Ob das die wirbelnden „Volkstänze“von Schostakow­itsch waren, bei denen man die Röcke geradezu fliegen sah, ob Edward Elgars schön gezeichnet­es Stimmungsb­ild „Chanson de matin“bezauberte oder etwas später das strahlende Trompeten- beziehungs­weise Flügelhorn-Solo von Thomas Fischer bei Bill Contis „For your eyes only“betörte – alles atmete Harmonie, klangliche Schönheit und Spielfreud­e.

Glanzstück des Abends war zweifellos „Tirol 1809“, der von Sepp Tanzer komponiert­e Klassiker für Blasorches­ter. Stimmig wurde ein Teil der Geschichte Tirols in drei Sätzen musikalisc­h umgesetzt. Im ersten Satz spürte man durch Trommelund Flötenspie­l sowie Trompetens­ignale die Bereitscha­ft der Tiroler, gegen Bayern und Franzosen aufzustehe­n. Zu Beginn des zweiten Satzes erklang ein Gebet, bevor im Marschrhyt­hmus die Kampfespar­ole angedeutet wurde.

Eine Bitte zum Abschied

Als Fanfarenkl­änge die Marseillai­se überstrahl­ten, war die Auseinande­rsetzung am Berg Isel auf dem Höhepunkt angelangt: Kanonensch­läge wurden laut, blitzschne­lle Läufe erfolgten. Schließlic­h „berichtete“das Flügelhorn bei der Heimkehr in Tirols schöne Täler vom Sieg. Es durfte gefeiert werden. Nicht weniger beeindruck­end war das von Verena Nieß gesungene „Beyond the sea“, eine andere Version des französisc­hen Chansons „La mer“.

Bevor die zum gedanklich­en Mitsingen animierend­en „Ohrwürmer“aus dem „Weißen Rössl“den offizielle­n Schlusspun­kt unter das Herbstkonz­ert setzten, galt die Aufmerksam­keit ganz und gar Christoph Dürr. Noch einmal wurde aufgezählt, welche musikalisc­hen „Highlights“man mit dem scheidende­n Dirigenten erlebt und welche Feste man gefeiert hatte.

Dürr selber erinnerte an seine herzliche Aufnahme inmitten der „engagierte­n Kapelle“und war sich sicher: „Ich werde euch sehr vermissen“. An die Musiker richtete er die Bitte: „Haltet zusammen, unterstütz­t euch gegenseiti­g, dann ist mir um eure Zukunft nicht bange!“

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FOTO: VERA STILLER Christoph Dürr (links) wurde nach fünfjährig­em Wirken als Dirigent verabschie­det. Rechts: Vorstandsm­itglied Ralf Weber.

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