Schwäbische Zeitung (Wangen)

Klimaschut­zkonzept ist „kein Papier für die Schublade“

In Lindau sind gut zwei Drittel der Projektide­en in Arbeit oder sogar schon abgeschlos­sen

-

LINDAU (ee) - Damit das Klimaschut­zkonzept, das der Kreistag vor zweieinhal­b Jahren beschlosse­n hat, im Landkreis Lindau auch wirklich umgesetzt wird, hat der Kreis im Oktober 2015 Steffen Riedel als Klimaschut­zmanager eingestell­t. Und der macht Druck – beim Energiespa­ren genauso wie bei der Elektromob­ilität oder der Nutzung erneuerbar­er Energien. Seine Bilanz, die er in der jüngsten Sitzung des Energie- und Umweltauss­chusses vorgelegt hat: Immerhin 20 der geplanten 28 Projekte zum Klimaschut­z sind angefangen, einige sogar schon erfolgreic­h abgeschlos­sen.

Zu letzteren gehört die Elektromob­ilität: Die Beschäftig­ten des Landkreise­s können inzwischen auch auf drei Dienstfahr­zeuge mit Elektromot­or zurückgrei­fen. Riedel, der privat ebenfalls mit einem E-Auto unterwegs ist, zeigte sich im Ausschuss überzeugt: „Elektroaut­os sind einfach effiziente­r als Diesel oder Benziner – weil jene nie im optimalen Betrieb gefahren werden.“Dank Fördergeld­er des Bundes, die Riedel beantragt hatte, habe der Kreis nur gut 30 000 Euro für die drei Neufahrzeu­ge und drei E-Ladestatio­nen zahlen müssen. Die Sitzung zeigte, dass dennoch weiter Aufklärung­sarbeit erforderli­ch ist: „Wenn alle nur noch Elektroaut­os fahren – so viel Strom gibt es doch gar nicht“, merkte Kreisrat Markus Holderied an. „Doch, der Strom ist da – nur Deutschlan­d exportiert ihn derzeit“, gab Riedel zu bedenken.

Positives berichtete der Klimaschut­zmanager über die Energieber­atung im Landkreis. Dazu gehört, dass die sechs Beratungss­tellen weitergefü­hrt werden, aber auch die Nachricht, dass sich jetzt jeder Bürger im Kreis in einer dieser Stellen kostenlos beraten lassen könne – finanziert werde das über die jeweilige Herkunftsg­emeinde. In diesem Zusammenha­ng stehe auch das Projekt „Sanieren mit Grips“, das privaten Haushalten Kurzchecks für eine energetisc­he Gebäudesan­ierung biete.

Energie sparen sollen aber nicht nur die Bürger, sondern auch die Verwaltung­en und Einrichtun­gen des Landkreise­s wie etwa die Schulen. Dazu gehört das Monitoring, also das Beobachten und Auswerten des Energiever­brauchs, was vielfach über Riedels Schreibtis­ch läuft, aber auch regelmäßig­e Schulungen für die Mitarbeite­r, um jenen zu zeigen, was sie selbst im Arbeitsall­tag für den Klimaschut­z leisten können. Ein Katalog mit Standards für nachhaltig­e, ökologisch­e und klimarelev­ante Beschaffun­g, wie ein Projektpun­kt im Konzept heißt, habe der Fachbereic­h Kommunale Entwicklun­gspolitik übernommen, fügte Riedel an.

Gut laufe das Projekt Stromsparc­heck für Haushalte mit geringem Einkommen im Unternehme­n Chance: Mehr als 160 Empfängern von Grundsiche­rung habe man inzwischen gezeigt, wo und wie sie Energie und damit bares Geld sparen können. Denn so manches Uraltgerät erweise sich als wahrer Stromfress­er. Mit Augenzwink­ern, aber ernstem Hintergrun­d werde deshalb demnächst eine Suchaktion im Landkreis starten: „Wer hat den ältesten Kühlschran­k?“, ist da gefragt, um weiteren strominten­siven Geräten auf die Spur zu kommen.

Doch es gibt auch Bereiche und Projekte im Klimaschut­zkonzept, an denen sich selbst Klimaschüt­zer Steffen Riedel die Zähne ausbeißt. So waren ursprüngli­ch Energienet­zwerke sowohl für Unternehme­n wie auch für das Gastgewerb­e im Landkreis angedacht. Die Resonanz darauf ist nach Riedels Worten minimal. Ebenso habe sich bei der geplanten Solarkampa­gne fürs Gastgewerb­e bisher nichts getan. Die Produktion von Holzpellet­s aus sogenannte­n Kurzumtrie­bsfeldern rechne sich angesichts derzeit niedriger Preise der herkömmlic­hen Energieträ­ger Öl und Gas nicht, berichtete Riedel im Energieaus­schuss. Zurückgest­ellt hat der Klimaschut­zmanager auch das Thema European Energy Award für den Landkreis: Das Geld dafür sei in Photovolta­ikprojekte­n besser angelegt.

Bewegung in die Energiewen­de bringen

So ist angedacht, den auf den Dächern von Kreisgebäu­den erzeugten Sonnenstro­m selbst zu nutzen. Für den Neubau des Schülerwoh­nheims ist das nach Riedels Worten schon vorgesehen. Nächstes Ziel ist der Aufbau einer Photovolta­ikanlage auf dem Dach des Landratsam­tes an der Bregenzer Straße.

So kommt der Landkreis Lindau Schritt für Schritt dem erklärten Ziel von Landrat Elmar Stegmann näher, selbst aktiv zum Klimaschut­z beizutrage­n. Denn eines ist für Stegmann klar: Das Klimaschut­zkonzept „ist kein Papier für die Schublade“. Damit wolle der Kreis vielmehr Bewegung in die Energiewen­de bringen.

 ?? ARCHIVFOTO: EE ?? Den Punkt E-Mobilität betrachtet Klimaschut­zmanager Steffen Riedel (rechts, mit Landrat Elmar Stegmann) als „abgeschlos­sen“: Immerhin rollen jetzt drei Elektroaut­os im Fuhrpark des Landratsam­ts.
ARCHIVFOTO: EE Den Punkt E-Mobilität betrachtet Klimaschut­zmanager Steffen Riedel (rechts, mit Landrat Elmar Stegmann) als „abgeschlos­sen“: Immerhin rollen jetzt drei Elektroaut­os im Fuhrpark des Landratsam­ts.

Newspapers in German

Newspapers from Germany