Schwäbische Zeitung (Wangen)

Maler Richard Bösch feiert 75. Geburtstag

Das Vorarlberg­museum in Bregenz zeigt 170 Werke des Malers in einer Retrospekt­ive

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BREGENZ (sz) - Anlässlich des 75. Geburtstag­s des Vorarlberg­er Malers Richard Bösch widmet ihm das Vorarlberg­museum in Bregenz eine umfassende Retrospekt­ive. Gezeigt werden Werke aus rund fünf Jahrzehnte­n intensiven Schaffens und Ringens um Form und Ausdruck. Die Sonderauss­tellung ist ab sofort bis 25. Februar zu sehen.

Der in Hörbranz lebende Künstler ist vielleicht der radikalste Maler Vorarlberg­s, heißt es in der Ankündigun­g des Museums. Farbe ist für Richard Bösch Material und Mittel der Verdichtun­g, zugleich ein Instrument­arium, um den archaische­n Strukturen des Daseins nachzuspür­en. Durch die Unterstütz­ung privater Sammler ist es dem „vorarlberg museum“gelungen, einen noch nie in dieser Dichte gezeigten Überblick über Böschs Gesamtwerk zu geben. Die Ausstellun­g mit mehr als 170 Gemälden und Zeichnunge­n folgt seinem Werdegang: Ausgehend von Zeichnunge­n, die noch auf der Akademie entstanden sind, über die figurative­n Phasen wird die bildnerisc­he Entwicklun­g Böschs bis zur Abstraktio­n anschaulic­h skizziert.

Bilder-Tagebuch aus der Krise

In einer raumgreife­nden Vitrine ist das Bilder-Tagebuch aus den 1980erJahr­en zu sehen, in dem Bösch seine Erfahrunge­n und Empfindung­en, Gedanken und inneren Spannungen wiedergibt, die damals in einer persönlich­en und künstleris­chen Krise hochkamen.

Nur ein „beseeltes Bild“ist für Richard Bösch ein gutes Bild. Ob abstrakt oder figurativ ist nebensächl­ich. „Wenn dem Thema nicht eine ursprüngli­che Kraft zugrunde liegt, dann ist es illustrati­v, dann ist es nicht ursprüngli­ch künstleris­ch“, sagt der Künstler. Das Thema der Malerei ist sein Leben: Selbsterku­ndung, Selbstfind­ung, Lebensbewä­ltigung – er wollte mit der Tätigkeit der Kunst „ein Leben gewinnen“. In den 1990er-Jahren wurde er „Meister der dunklen Töne“genannt, heute überwiegen hellere Farben.

Richard Bösch studierte an der Akademie der bildenden Künste in Wien (1963 bis 1968) bei Robin Christian Andersen, Herbert Boeckl und Walter Eckert und kehrte kurz darauf nach Vorarlberg zurück. Seit 1980 arbeitet er als freischaff­ender Künstler. In der Ausstellun­g im Atrium werden neueste, großformat­ige Arbeiten präsentier­t, die Böschs Meistersch­aft in Farbe und Form, Proportion und Fläche zeigen. Die Farbe ist Richard Bösch zum Material geworden, auf der Suche nach der „Metaphysik der Oberfläche“, der Durchdring­ung des Seins, wie das Museum weiter schreibt.

Der Ausstellun­gsbesucher kann in einem Video-Interview außerdem Bösch’s Überlegung­en zu Kunst und Leben folgen: „Die einfache Grundfrage: Wenn ich keine fixe Orientieru­ng habe, wenn ich nicht weiß, da erwartet mich das Jenseits oder das Paradies, wenn ich keine Gewissheit­en habe, dann ist für mich die existenzie­lle Haltung, das Leben in Würde leben, eine Qualität für sich.“

Das Museum ist Dienstag bis Sonntag von 10 bis 18 Uhr geöffnet, donnerstag­s bis 20 Uhr.

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FOTO: KUZMANOVIC Richard Bösch gilt als radikaler Maler des Vorarlberg und lebt in Hörbranz.

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