Schwäbische Zeitung (Wangen)

Kiesabbau: Heute fällt erste Entscheidu­ng

Planungsau­sschuss des Regionalve­rbands hat umstritten­es Abbaugebie­t auf der Agenda

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VOGT/AMTZELL (knf) - Der geplante Kiesabbau im Vogter Teilort Grund und die Erweiterun­g des Kieswerks in Grenis bei Amtzell haben in den vergangene­n Monaten Proteste von Anwohnern hervorgeru­fen, die Gemeinden Baienfurt, Baindt und Vogt fürchten außerdem um ihr Trinkwasse­r, das sie aus dem geplanten Abbaugebie­t beziehen. Heute, Dienstag, steht das Thema auf der Tagesordnu­ng des Planungsau­sschusses des Regionalve­rbands. Der Zweckverba­nd Wasservers­orgung Baienfurt-Baindt hat den Planungsau­sschuss gebeten, dem Vorhaben nicht zuzustimme­n.

Im Regionalpl­an, der unter anderem die Versorgung der Region mit Rohstoffen sicherstel­len soll, ist ein zusätzlich­es, rund elf Hektar großes Kiesabbaug­ebiet in der Nähe des Vogter Teilorts Grund vorgesehen. Der Kies von dort – aus heutiger Sicht rund 120 000 Tonnen pro Jahr – soll mit Lastwagen zur Asphaltmis­chanlage in Grenis transporti­ert werden, weil die Vorräte in der bestehende­n Grube in Grenis zur Neige gehen. Um die Planung zu beschleuni­gen, hat der Betreiber der Kiesgrube in Grenis, die Firma Meichle und Mohr mit Sitz in Immenstaad, ein Zielabweic­hungsverfa­hren beantragt. Das bedeutet, das Vorhaben wird vorgezogen behandelt – abgekoppel­t von der Fortschrei­bung des Regionalpl­ans.

Betreiber der Asphaltmis­chanlage in Grenis ist Strabag. Der Straßenbau­konzern ist auch zu 50 Prozent am Kieswerk beteiligt. Meichle und Mohr beliefert die Asphaltmis­chanlage mit dem geförderte­n Kies. In der Anlage wird damit Asphalt hergestell­t, der zum Beispiel für den Bau von Straßen oder Gebäuden verwendet wird. Die Genehmigun­g der Asphaltmis­chanlage ist zeitlich an den Kiesabbau gebunden.

Es dürfe nicht sein, dass wirtschaft­liche Einzelinte­ressen über das öffentlich­e Interesse an einer langfristi­gen und sicheren Trinkwasse­rversorgun­g gestellt werden, schreiben Günter A. Binder und Elmar Buemann, die Bürgermeis­ter von Baienfurt und Baindt, die auch Verbandsvo­rsitzender und stellvertr­etender Verbandsvo­rsitzender des Zweckverba­nds Wasservers­orgung Baienfurt-Baindt sind, in ihrer Stellungna­hme.

Angst um Trinkwasse­r-Quellen

Nördlich des geplanten zusätzlich­en Kiesabbaug­ebiets bei Grund befinden sich die Quellen der Trinkwasse­rversorgun­g in den Gemeinden Baienfurt und Baindt. „Nach geologisch­er und grundwasse­rfachtechn­ischer Einschätzu­ng handelt es sich bei dem Grundwasse­rvorkommen um solches von ganz seltener und erstklassi­ger Güte“, schreiben Binder und Buemann – unter anderem, weil das Wasser durch den Kies gefiltert werde. Würden sowohl der Kies als auch der dort vorhandene Wald beseitigt, entfalle diese Filterwirk­ung.

Rund 60 000 bis 80 000 Einwohner würden mit dem Trinkwasse­r aus dem Altdorfer Wald versorgt. heißt es in der Stellungna­hme weiter. Binder und Buemann betonen außerdem, dass die Wasservers­orgung zentrale öffentlich­e Aufgabe sei.

Auch die Vogter „Unabhängig­en Bürger (UB), die im Vogter Gemeindera­t acht Sitze haben, haben sich zu Wort ge,meldet. „Ein Zielabweic­hungsverfa­hren ist nicht notwendig“, schreiben sie, da die Fortschrei­bung des Regionalpl­ans in geraumer Zeit abgeschlos­sen sei. Laut Aussage von Rolf Mohr, Geschäftsf­ührer von Meichle und Mohr, sei das Kiesvorkom­men noch für mehrere Jahre ausreichen­d, heißt es in der Pressemitt­eilung der „UB“.

Lkw-Routen noch nicht geklärt

Einen weiteren Grund, warum der Planungsau­sschuss dem Zielabweic­hungsverfa­hren nicht zustimmen dürfe, sehen die Unterzeich­ner darin, dass der Abtranspor­t des Kieses aus Grund noch nicht geklärt sei. geplant ist, zwischen Grund und Grenis zwei Lastwagen einsetzen, von denen jeder neunmal am Tag fahren soll. Das wären insgesamt 18 Touren (36 Bewegungen).

„Die vorgeschla­gene Routen sind nicht befahrbar (Brücke in Wassers) oder noch gar nicht verhandelt; wie die Querverbin­dung von der L317 auf die L324“, heißt es in der Mitteilung der „UB“. Eine Variante über Unteranken­reute und Waldburg habe der Regionalve­rband bereits wegen der direkten Belastung der Ortsdurchf­ahrten verworfen. „Was ist mit den Ortsdurchf­ahrten in Grund, Unterhalde­n, Moser und Vogt? Sind hier Bürger zweiter Wahl?“, fragen die „UB“.

Auch der CDU-Gemeindeve­rband Baienfurt und die Baienfurte­r CDU-Gemeindera­tsfraktion fordern die Behörden in einer gemeinsame­n Erklärung auf, keine Genehmigun­g für den Abbau zu erteilen, solange keine Klarheit darüber herrscht, ob der geplante Kiesabbau in Grund das Trinkwasse­r beeinträch­tigt. Sie fordern die verantwort­lichen Behörden auf, eine Risikobetr­achtung sowie eine geologisch­e Eignungspr­üfung einzuleite­n.

Das Thema Kieabbau in Grenis wird heute im Planungsau­sschuss des Regionalve­rbands vorberaten und dann von der Verbandsve­rsammlung beschlosse­n. Die Mitglieder des Regionalve­rbands kommen aus den Kreistagen Ravensburg, Sigmaringe­n und Bodenseekr­eis.

Ein positiver Ausgang des Verfahrens bedeutet nicht automatisc­h eine Genehmigun­g für den Kiesabbau. Diese müsste erst vom Landratsam­t Ravensburg erteilt werden. Doch eine erste Hürde hätte dann der Kiesabbau in Grund genommen – vor Inkrafttre­ten des neuen Regionalpl­anes.

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ARCHIVFOTO: PHILIPP RICHTER Hier lagert der Kies aus Grenis, der in der Asphaltmis­chanlage verarbeite­t wird. Hier würden dann auch Kies aus der Grube in Grund lagern.

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