Schwäbische Zeitung (Wangen)

Im Netz ärgern sich mehr über die Absage an Kaufland

Auf Facebook tobt eine Diskussion – Manche fordern Bürgerents­cheid

- Von Jasmin Amend

WANGEN - Das Thema Kaufland erhitzt weiter die Gemüter in Wangen. Soll sich die Einzelhand­elskette dort ansiedeln oder nicht? Dazu gibt es nicht enden wollende Diskussion­en in den sozialen Netzwerken. Tendenz: Die Mehrzahl der mitdiskuti­erenden Wangener wünscht sich einen Kaufland – und ärgert sich über die Gegenwehr der Stadt.

Einen ersten Antrag von Kaufland, in der Zeppelinst­raße einen Verbrauche­rmarkt mit 3000 Quadratmet­ern Einkaufsfl­äche zu errichten, hat der Verwaltung­sgerichtsh­of zurückgewi­esen (die SZ berichtete). Von dem Markt seien „schädliche Auswirkung­en auf den zentralen Versorgung­sbereich Innenstadt der Stadt Wangen zu erwarten“gewesen, so die Begründung des Gerichts. Doch Kaufland hat bereits ein zweites, abgespeckt­es Baugesuch eingereich­t. Dieses wird zurzeit bearbeitet.

„Steter Tropfen höhlt den Stein“, kommentier­t dazu Friedrich R. Er ist davon überzeugt: Irgendwann wird Kaufland sowieso nach Wangen kommen. Wie er können viele User nicht nachvollzi­ehen, warum die Stadt Kaufland nicht haben will. In ihren Augen wäre eine Ansiedlung eine Bereicheru­ng. Der ein oder andere fordert deshalb einen Bürgerents­cheid in dieser Sache.

„100 Arbeitsplä­tze verhindert. Super Entscheidu­ng“, schreibt etwa Jo F. polemisch. Dass Kaufland dem Einzelhand­el in der Innenstadt nicht schaden würde, glaubt auch Tino R.: „Man kann seinen Einkauf intern platzieren“, schreibt er und meint damit die Stadt Wangen. „Diejenigen, die zum günstigere­n Geschäft gehen, kaufen auch jetzt schon nicht in der Innenstadt. (Die Kundschaft) wird eher vom Umland abgegriffe­n.“

„Center Parcs is coming“, heißt ein Wink mit dem Zaunpfahl

Susanna-Marco S. findet, die Entscheide­r in Wangen sollten sich ein Beispiel an Leutkirch und Umgebung nehmen. „Center Parcs is coming“, heißt ihr Wink mit dem Zaunpfahl. „Da macht sich keiner Sorgen um irgendein Sch... – im Gegenteil, die Stadt und Leute freuen sich drauf.“Das Projekt schaffe zudem einen Haufen Arbeitsplä­tze.

Schnell werden größere Baustellen aufgemacht in der Facebookgr­uppe, und es entwickelt sich eine Diskussion über gastronomi­sche, Einzelhand­els- und Freizeitan­gebote in Wangen allgemein. Die Stadt liege im Dornrösche­nschlaf, meint eine Userin. „Darum gehen alle nach Kempten, Ulm, Ravensburg, Lindau, Memmingen oder Österreich.“Jo F. drückt es härter aus: „Wangen ist tot. Für die jungen Leute bietet die Stadt nichts – und die alten wissen auch nicht, wohin.“

„Das Areal könnte deutlich besser genutzt werden“

Für He R. ist eine solche Kritik völlig unberechti­gt. Er mache sämtliche Bedarfsein­käufe in Wangen, schreibt er, und es käme nur selten vor, dass er dort etwas nicht bekäme. „Ich sehe auch absolut nicht, dass Wangen tot ist.“Das findet auch Biggi L.: „Ich habe die Stadt über 50 Jahre beobachtet und auch trotz der bis jetzt bestehende­n Großhandel­sgeschäfte keinen Rückschrit­t für die Altstadt gesehen“, stellt sie klar. „Nach wie vor ist die Herren-, Schmied- oder Bindstraße immer gut besucht.“

Auch Florian S. freut sich über die Absage des Gerichts: „Ich finde die Entscheidu­ng nach wie vor super“, sagt er. „Das Areal könnte deutlich besser genutzt werden.“Und Micha S. ärgert sich über „die ganze Diskutiere­rei“. Manchen könne man es einfach nicht recht machen. Mariann W. mahnt ebenfalls zur Ruhe: „Meiner Meinung nach hat das überhaupt nichts mit der Altstadt zu tun. Die, die jetzt in die Stadt gehen, würden auch weiterhin gehen. Die anderen, die auswärts fahren zum Einkaufen, könnten stattdesse­n in Wangen einkaufen.“

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