„Quadratisch, praktisch, informativ“
Lindenberg will den bestehenden Schilderwald durch ein neues Leitsystem ersetzen
LINDENBERG (sz) - Sie hängen an Laternenmasten, stehen in Grünflächen und neben den Straßen an den Ortseingängen: 285 Hinweisschilder gibt es in Lindenberg, Verkehrszeichen nicht mitgerechnet. Möglicherweise wird ein guter Teil davon in den nächsten Jahren verschwinden. Der Grund ist ein neues Leitsystem, das die Stadt installieren wird. Ein erstes Modul, das vor allem Gästen die Orientierung erleichtern soll, hieß der Stadtrat gegen zwei Stimmen für gut. Dazu gehören neue Schilder an den Ortseingängen und Wegweiser in der Stadt. Gut 120 000 Euro wird die Kommune dafür investieren.
Vor allem aus zwei Gründen beschäftigt sich die Stadt mit einem neuen Leitsystem. Zum einen ist die bestehende Beschilderung unübersichtlich, zum anderen sind Kulturfabrik und Gästeamt nicht eingebunden. Deshalb ist die Stadt vor zwei Jahren eine Kooperation mit der Hochschule Anhalt eingegangen. Deren Fachbereich Design ist spezialisiert auf die Planung von Leitsystemen und deren grafische Gestaltung.
Studenten der Uni hatten sich im vergangenen Jahr mit dem Thema beschäftigt und mehrere Vorschläge erarbeitet. Das Konzept von Karen Schramke beruht auf dem Siegerentwurf. Sie hat das Projekt zusammen mit dem aus Lindenberg stammenden Professor Severin Wucher geleitet. Das erste Modul richtet sich an Gäste, egal, ob sie als Fußgänger oder Radler in Lindenberg unterwegs sind. „Quadratisch, praktisch, informativ“, bezeichnet Schramke das System.
An den acht touristisch wichtigsten Orten in der Stadt (Schramke nennt sie Highlights) werden Orientierungsstelen aufgestellt. Sie bestehen aus einem rechteckigen Quader und können auf allen vier Seiten bespielt werden. Auf einer wird ein Foto des Highlights samt erklärendem Text aufgedruckt. Eine andere dient der Orientierung und Richtungsweisung. Aufgedruckt ist ein Stadtplan mit den 23 Zielen in Lindenberg. Dazu gehören Einrichtungen wie das Stadion, die beiden katholischen Kirchen, der Aussichtsturm auf dem Nadenberg und das Hutmuseum.
„Wegbestätiger“aufstellen
Zu den Zielen führen auch sieben Stelen, die an Weggabelungen in der Stadt aufgestellt werden sollen. Ergänzt werden sie durch „Wegbestätiger“. Sie sind dort vorgesehen, wo es nur noch darum geht, die Gäste zu einem einzigen Ziel zu führen. Diese Stelen sind 2,50 Meter hoch, sind also auch aus größerer Entfernung auszumachen.
Alle Elemente sind pulverbeschichtet und in der Farbe anthrazit gehalten. An der Spitze findet sich ein gelber Balken, bei den Hauptelementen zusätzlich das Logo der Stadt mit dem Lindenblatt und dem Spruch „Sonnenstadt im Allgäu“.
Im gleichen Design gehalten sind die Tafeln, die die bestehenden Ortseingangsschilder ersetzen werden. Auf den 3,80 Meter hohen Schildern werden sich die gleichen Infos finden wie heute – die beiden Partnerstädte und der Hinweis auf den Wochenmarkt. Zusätzliches Element sind Magnetplatten, die bündig mit der Oberfläche der Stele abschließen. Sie lassen sich „relativ einfach“auswechseln, sagte Citymanager Sascha Schmid. So kann die Stadt wie bisher auf große Veranstaltungen wie Käse- oder Stadtfest aufmerksam machen.
Nutzen können die Wechselplatten auch Vereine, wie Schmid schilderte. Sie müssen nur Poster drucken lassen, die auf den Platten aufgeklebt und mit einer Schutzfolie versehen werden. Das sei günstiger als die großen Werbebanner, mit denen bisher Vereine auf Veranstaltungen aufmerksam machen können, sagte Schmid.
Das Leitsystem lässt sich beliebig erweitern. In einem nächsten Schritt geht es um eine Beschilderung, die sich stärker an Autofahrer wendet. Schramke schlug dafür Fahnenschilder vor. Offen ist, auf was alles hingewiesen werden soll. Nur die 23 wichtigsten Ziele, zusätzlich alle Beherbergungsbetriebe oder wie bisher auf alle Gewerbetreibenden. Entsprechende Gespräche will die Stadt mit den wichtigsten Akteuren führen.
Fachfrau Schramke riet den Räten dazu, sich auf möglichst wenig Schilder zu beschränken. In einem Schilderwald verliere der Besucher die Orientierung. „Das touristische Leitsystem wird nur funktionieren, wenn Sie aufräumen“, sagte sie. Die Tendenz bei den Räten geht auch in diese Richtung.