Chance verspielt
Die Stadt ist gerade dabei, eine Chance zu verspielen.“So lautete der Kernsatz des Kommentars der „Schwäbischen Zeitung“nach der ersten öffentlichen Vorstellung der Pläne für das Gebiet zwischen Haid und Wittwais im Mai. Aus drei Gründen: Zwar fehlt es (auch) in Wangen an allen Bauformen, vor allem aber ist der Grundbedarf nicht gedeckt. Und das ist nun einmal halbwegs bezahlbarer Wohnraum, für den man sich angesichts des überhitzten Marktes durch Kauf nicht bis über beide Ohren verschulden muss.
Zweitens bietet die Grünfläche Spielraum für andere Ansätze als hauptsächlich Einfamilien-, Reihen- oder Kettenhäuser. Denn in der Nachbarschaft besteht mitnichten ausschließlich diese Bauform, an die sich die Stadt gern anpassen möchte. Ein Blick auf die (neuen) Mehrgeschosser der Baugenossenschaft in der Wittwais und nahes Gewerbe genügt, um dies festzustellen. Gründe (und Raum) für eine ausgewogenere Mischung verschiedener Bauformen wäre also gegeben gewesen. Und somit – drittens – auch für eine gute soziale Mischung der künftigen Bewohnerstruktur.
Dass es nicht so kommen wird, liegt an der Haltung von Stadt und Ratsmehrheit. Die Verwaltung hat die Ideen des mit der Erstellung von Varianten beauftragten Friedrichshafener Planungsbüros so lange „nachgebessert“, bis von dessen eigentlich hoffnungsvollen Ansätzen fast nichts mehr übrig war. Mehr noch: Auch am westlichen Ende des Baugebiets setzt sie jetzt auf Eigenheime. Gerade aber Richtung Nieratz besteht Potenzial für weitere Bebauung. Und folgt man dem Credo des OB, dass sich Neues an Bestehendes anpassen muss, ist der weitere bauliche Weg auch dort vorgezeichnet.
Zwischen Haid und Wittwais droht die Stadt also nicht nur, eine Chance zu verspielen. Sie tut es gerade. Das gilt übrigens auch für die Ziele des – an sich vernünftigen – CDU-Antrags. Haid/Wittwais wäre eine gute Möglichkeit gewesen, erste Schritte in diese richtige Richtung zu gehen.