Bad Wurzach muss Millionen investieren
Fahrplan für Glasfasernetzausbau beschlossen – „Flächendeckend nicht finanzierbar“
BAD WURZACH - An die drei Millionen Euro wird die Stadt Bad Wurzach in den kommenden vier Jahren in den Ausbau des Glasfasernetzes in der Großgemeinde stecken. Welche Gebiete wann an die Reihe kommen, beschloss nun der Gemeinderat.
Als Betreiber des Netzes hat Bad Wurzach als Mitglied des Zweckverbands die NetComBW (früher NeckerCom) an der Hand. Ziel der Stadt, erläuterte Kämmerer Stefan Kunz am Montag im Rat, sei es, bis in zehn Jahren das gesamte Basisnetz („Backbone“) zu den Verteilerstationen aufzubauen sowie Gewerbegebiete, Baugebiete und „weiße Flecken“mit Leitungen bis ins Haus (FTTB) zu erschließen. Bis in 20 Jahren soll die FTTB-Erschließung abgeschlossen sein.
Ausgeschlossen, so Kunz bedauernd, werden Außenbereiche sein. Hier werde es Lösungen mit Mobilfunk oder LTE geben müssen. „Ein flächendeckender FTTB-Ausbau würde der Stadt 60 Millionen Euro kosten. Das sind bei etwa 5500 Anschlüssen 11 000 Euro pro Anschluss und ist nicht finanzierbar.“
Schon das, was man sich nun vornimmt, sei „ambitioniert“, sagte Kunz, der auch von einem „Marktversagen“sprach, weil die eigentlich für den Ausbau zuständigen Telekommunikationsunternehmen diesen aus wirtschaftlichen Gründen ablehnen. Weil aber eine schnelle Internetverbindung immer mehr zu einem wichtigen Standortfaktor für kleine und große Betriebe, aber auch für die Menschen wird, muss der Glasfaserausbau von der Stadt vorangetrieben werden. Sie ist auf diesem Gebiet bereits seit einigen Jahren tätig. Rund 11,5 Kilometer Backbone-Leitungen seien bislang verlegt, führte Kunz weiter aus, bleiben noch etwas mehr als 35 Kilometer.
Gut versorgte Gebiete
Relativ gut versorgt, allerdings mit DSL oder VDSL statt mit Glasfaser, sind derzeit laut Verwaltung Teile des Stadtgebiets, Arnach, Dietmanns, Eintürnen, Haidgau, Hauerz, Seibranz, Unterschwarzach und Ziegelbach. Daher erhält die Stadt für diese Gebiete nach Gesetzeslage keine Landesförderung mehr.
2018 sollen Anträge für folgende Verlegungen gestellt werden: Backboneleitung von Bad Wurzach über Truschwende bis Leutkirch; FTTBAnschluss Gewerbegebiet Ziegelbach; Entwicklungsgebiet Maxhof; FTTB Truschwende mit Kläranlage; FTTB Gewerbegebiet Oberried mit Salvatorkolleg. 2019 sind an der Reihe: Backbone Bad Waldsee - Unterschwarzach; FTTB Gewerbegebiet Unterschwarzach; Anbindung der Baugebiete Arnach und Haidgau.
2020 sind dies: Backbone Rohrbach - Eintürnen; FTTB Rohr; Backbone Bad Wurzach - Gospoldshofen - Seibranz. 2021 plant die Stadt: Backbone Dietmanns - Albers - Bad Wurzach; FTTB Ortslage Albers. Für die Jahre nach 2021 stehen noch folgende Backbone-Leitungen auf der Liste: Unterschwarzach - Oberschwarzach; Unterschwarzach Dietmanns - Rupprechts - Hauerz Steinental - Aitrach; Bad Waldsee Haidgau; Eintürnen - Arnach.
Jeweils ein Jahr später könnte dann jeweils gebaut werden, so hofft Kunz.
Die Gesamtkosten bis 2021 betragen nach derzeitigem Stand 5,3 Millionen Euro, abzüglich Fördermittel müsste die Stadt davon rund 2,8 Millionen Euro tragen. 700 000 Euro werde die Kommune jährlich bereitstellen, kündigte Kunz eine kräftige Aufstockung in diesem Bereich an.
Bislang plante die Stadt mit 300 000 Euro jährlich. Die gute Finanzlage einerseits und die dringende Notwendigkeit des Ausbaus andererseits machen dies nötig. Und notfalls werde man auch Kredite aufnehmen, kündigte Kunz an; und auch dann die Leerrohre verlegen, wenn es keine Förderung durchs Land gibt. Doch nicht nur der Ausbau selbst kostet Geld. Als direkte Folge erhöhe sich der Arbeitsaufwand in der Verwaltung enorm, so der Kämmerer. Er beantragte daher jeweils eine zusätzliche Stelle im Liegenschafts- und im Tiefbauamt.
Diese neuen Stellen wie auch den Ausbaufahrplan der Stadt genehmigte der Gemeinderat einstimmig. „Es ist ein großer Schritt in die richtige Richtung“, sagte Bürgermeister Roland Bürkle (CDU), räumte aber ein: „Das Ziel ist nicht absehbar.“
Denn klar ist Verwaltung und Stadträten, dass die Entwicklung auf diesem Gebiet im Fluss ist. Förderrichtlinien können sich ebenso ändern wie der Stand der Technik. Wer weiß heute schon, welche Technologie in zehn oder gar 20 Jahren aktuell sein wird.