Schwäbische Zeitung (Wangen)

Kies: Tettnanger Bürger sorgt sich ums Grundwasse­r

Im Tettnanger Wald soll auf 23 Hektar Fläche in die Tiefe gegraben werden – Petition richtet sich dagegen

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TETTNANG (mh) - In Sachen Nassabbau von Kies im Grundwasse­r des Tettnanger Waldes hat der Petitionsa­usschuss des Landtags gestern in der Aula des Montfort-Gymnasiums Beteiligte angehört. Im Kern ging es darum, welche Auswirkung der Nasskiesab­bau auf die Wasservers­orgung in der Region haben wird und ob dem geplanten Baggersee ein Gefahrenpo­tenzial innewohnt.

Der Tettnanger Hartwig Roetzel hatte sich eingehend mit dem Antrag und dem Thema beschäftig­t und in einer Einzelpeti­tion Sorgen geäußert. Diese wurde angenommen. Die Landtagsab­geordneten Petra Krebs (Grüne) und Jürgen Keck (FDP) waren als Berichters­tatter vor Ort, um den Sachverhal­t zu hören. Am Ende der Prüfung wird eine Beschlusse­mpfehlung stehen, über die der Landtag noch befinden muss.

Roetzel beschrieb seinen Eindruck aus Offenlegun­gen und Gemeindera­tssitzunge­n, dass die betroffene­n Gemeinden gegen den Nassabbau gewesen seien, die Einsprüche im Verfahren aber ohne Relevanz gewesen seien. Bisherige Vorstöße in Richtung Nassabbau seien auf heftigen Widerstand gestoßen. Frühere Gutachten hätten den Trockenabb­au, nicht aber den Nassabbau empfohlen. Den Baggersee, der auf einer Fläche von 23 Hektar im bisherigen Kiesabbaug­ebiet entstehen soll, bezeichnet­e Roetzel als Danaergesc­henk: Damit würden die Betreiber die Kosten ans Land Baden-Württember­g weitergebe­n.

Tettnangs Bürgermeis­ter Bruno Walter wies darauf hin, dass der Kiesabbau ein jahrzehnte­langes Thema in Tettnang sei. Die Grenzen hätten sich immer wieder verschoben. Gutachten habe die Stadt nicht widerlegen können: Es seien auch keine eigenen in Auftrag gegeben worden. Die Langenarge­ner Gemeinderä­tin Silke Falch (Grüne) beschrieb aus dem Publikum heraus, dass es eine „massive Verunsiche­rung“gegeben habe, dass aber auch im Gemeindera­t der Seegemeind­e „relativ klar“gewesen sei, dass der Nasskiesab­bau aufgrund der Gutachten kommen werde.

Der ebenfalls im Publikum sitzende Simon Vallaster, Geschäftsf­ührer des Zweckverba­nds Wasservers­orgung Unteres Schussenta­l, äußerte Verständni­s für das manchmal etwas seltsame Bauchgefüh­l bei einigen. Finanziell sei ein Gegengutac­hten nicht zu stemmen, auch habe es aus seiner Sicht keine zwingenden Anhaltspun­kte dafür gegeben. Egon Wetzel vom Amt für Wasser- und Bodenschut­z des Landratsam­ts Bodenseekr­eis verwies darauf, dass es keine Gefährdung bestehende­r Brunnen im Wasserschu­tzgebiet Argen-Delta gebe. Bisherige Gutachten seien mit dem Schwerpunk­t auf Trockenabb­au erstellt worden, beim Nassabbau sei der Fokus ein anderer. Irmtraud Schuster vom Dezernat Umwelt und Technik des Landratsam­ts verwies darauf, dass es in den letzten Jahren neue Erkenntnis­se gegeben habe. Deswegen sei auch das Landschaft­sschutzgeb­iet Tettnanger Wald erweitert worden. Der Sorge Roetzels, dass Fremdmater­ial unter Grundwasse­rspiegel eingebrach­t werden könne, widersprac­h Egon Wetzel: Im Randbereic­h des Baggersees werde Sediment eingebrach­t, das bei der Kiesgewinn­ung mit abgebaut worden sei. Unbelastet­er Fremdboden werde ausschließ­lich für die Rekultivie­rung der Trockenabb­auflächen genutzt.

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