Drogeneinkauf endet in Verkehrskontrolle
22-jähriger Angeklagter aus Weingarten will den Stoff für Eigenkonsum erworben haben
RAVENSBURG - Einen schwunghaften Handel mit Kokain, Marihuana und Amphetaminen soll ein 22-jähriger zwangsbeurlaubter Bundeswehrsoldat aus Weingarten beabsichtigt haben. Eine entsprechende Anklage der Staatsanwaltschaft wird seit Montag vor der Großen Strafkammer des Landgerichts Ravensburg verhandelt. Der Beschuldigte verweigert bisher die Aussage und ließ lediglich durch seinen Verteidiger Daniel Mahler erklären, die bei ihm beschlagnahmten Drogen seien nur für den Eigenkonsum bestimmt gewesen.
Der junge Mann hatte sich von seinem 24-jährigen Freund und Stubenkameraden am 7. April dieses Jahres von der Kaserne in Donaueschingen zunächst zu seiner Wohnung nach Weingarten und anschließend zu der seiner Mutter in eine Nachbargemeinde fahren lassen. Angeblich, so erklärte er dem Freund, nahm er dort seine Ersparnisse von rund 6000 Euro an sich, um in Stuttgart von einem privaten Anbieter ein Auto zu kaufen. Weil ihm dieser Verkäufer etwas dubios erschienen sei, habe er eine kurz zuvor gekaufte Schreckschusspistole mitgenommen.
In Stuttgart angekommen, bat der Angeklagte seinen Freund, etwa hundert Meter vor dem vereinbarten Treffpunkt im Auto auf ihn zu warten. „Ich war aber neugierig und ging ihm nach. Dabei habe ich beobachtet, wie er mit einem anderen Mann sprach. Aber es kam offenbar nicht zu dem Autokauf. Der angebotene Wagen sei nicht gut gewesen, hat er mir danach erklärt“, berichtete der Freund in seiner Zeugenaussage.
Insgesamt 90 Gramm Kokain
„Er hat mir die Schreckschusspistole vorher gezeigt und gesagt, die nötige Lizenz für eine solche Waffe habe er oder er werde sie demnächst bekommen“, erzählte der Zeuge weiter. Dass bei dieser Fahrt Drogen im Spiel sein könnten, habe er nicht geahnt, versicherte der Zeuge. Auch sei ihm beim Freund nie ein derartiger Konsum aufgefallen, obwohl er mit ihm seit längerem eine Stube teilte: „Er hat seine Aufgaben im Dienst immer gewissenhaft erfüllt. Erst nach diesem Vorfall im April ist er in ein tiefes Loch gefallen und war demotiviert.”
Auf der Rückfahrt nach Weingarten machten die Freunde noch einen Abstecher nach Calw, wo die kleine Tochter des Zeugen lebt. Nach einer Pause auf einer Raststätte gab es einen Fahrerwechsel.„Ich schlief die meiste Zeit und wachte erst auf, als uns die Polizei bei einer Verkehrskontrolle bei Überlingen angehalten hat“, erzählte der Zeuge weiter. Die Beamten ließen sich Ausweise, Führerscheine und Fahrzeugpapiere zeigen. Als sie in der Ablage der Fahrertür ein beidseitig geschliffenes Messer fanden, das dem Besitzer des Wagens gehörte, entdeckten sie im Handschuhfach die geladene Schreckschusspistole. Außerdem fanden sich in einer Tüte mit Essensresten mehrere Beutel mit insgesamt rund 90 Gramm Kokain und kleinere Mengen Marihuana. Ein paar Krümel Rauschgift steckten zudem in der Hose des Angeklagten. Eine Urinprobe bestätigte den Verdacht, dass der Angeklagte auf der Rückfahrt von Stuttgart etwa ein Gramm Kokain konsumiert haben muss. Davon will sein Freund aber nichts mitbekommen haben.
Früher Verhaltensauffälligkeiten
Der Beschuldigte räumte vor Ort zwar ein, dass ihm die Schreckschusspistole gehöre; aber er wisse nicht, wie das Rauschgift in den Wagen gekommen sei. Das gehöre ihm nicht, ebenso wenig die Hose.
Erst, als am 11. Juli bei einer Durchsuchung seiner Wohnung in Weingarten etwa 350 Gramm Kokain und jeweils rund ein Kilo Amphetamine und Marihuana gefunden wurden, gab er den Drogenkauf in Stuttgart zu.
Gegenüber der psychologischen Sachgutachterin Kerstin Schwarz äußerte sich der Angeklagte nur kurz über seinen bisherigen Lebensweg als Scheidungskind. Nach der Trennung der Eltern blieb er zunächst beim Vater, der in Kempten eine Gaststätte betreibt. Zu Beginn der Pubertät habe es zunehmend Verhaltensauffälligkeiten in der Schule gegeben.
Drogenentzug begonnen
Aber den Hauptschulabschluss habe er geschafft, danach allerdings zweimal eine berufliche Lehre abgebrochen. Daraufhin habe ihn der Vater gedrängt, sich bei der Bundeswehr zu verpflichten. Nach mehreren Diebstählen aus dem Geldtresor des Vaters schickte dieser ihn zur Mutter nach Weingarten. Von dort zog der Angeklagte bald in eine eigene kleine Wohnung.
Über seinen Anwalt ließ der Angeklagte erklären, dass er während seiner Untersuchungshaft mit einem Drogenentzug begonnen habe und ab sofort ein dauerhaft drogenfreies Leben führen wolle.