Stadt will sexuelle Belästigung in Arbeitsgruppe diskutieren
Aufdringliche Partygäste sind auch in Ravensburg ein Thema – Betroffenen sollten sich an die Security wenden
RAVENSBURG - Sexuelle Belästigung ist auch in Ravensburger Clubs ein Thema. Immer wieder kommt es vor, dass Männer eine Grenze überschreiten. In Tübingen ist dazu vor Kurzem eine eigene Kampagne vorgestellt worden. Die Stadt Ravensburg möchte das Thema demnächst in einer Arbeitsgruppe mit Polizei und Gastronomen ansprechen.
Zwar sagt Alfred Oswald, Pressesprecher der Stadt Ravensburg: „Weder von der Polizei noch von der Gastronomie ist zu diesem Thema bislang eine Problematik geäußert worden.“Doch dem Ordnungsamt sei diese Sache natürlich wichtig. Das Amt werde deshalb das Thema beim nächsten Treffen der Arbeitsgruppe „Stressfrei“der Städte Ravensburg, Friedrichshafen und Weingarten mit Polizei und Gastronomen ansprechen. Dieses Bündnis wolle mehr Sicherheit ins Nachtleben bringen, so Oswald. „Bereits 2016 wurde eine Vereinbarung erreicht, wonach jemand, der in einem der beteiligten Lokale randaliert, einen Platzverweis für alle Lokale erhält.“Das funktioniere auch sehr gut.
Wer belästigt, der fliegt raus
Thomas Stippe will von sexueller Belästigung in seinen Räumlichkeiten nichts wissen. Der Betreiber des Clubs „Kantine“betont: „Wir haben überall Securitys. Wenn wir feststellen, dass jemand belästigt, wird er verwarnt oder fliegt raus.“Es sei immer jemand da, der die Oberaufsicht führe. „Das ist wichtig, weil bei uns im Club unheimlich viele Mädels sind.“Dass in die Kantine eher mehr Frauen als Männer kämen, sei überhaupt ein Zeichen dafür, dass die sich dort wohlfühlen. „Es bedeutet, dass man seine Ruhe hat, dass man tanzen kann.“Und er fügt hinzu: „Frauen wollen ja auch beachtet werden. Sie richten sich dementsprechend her und provozieren auch, um aufzufallen, damit Jungs auf sie aufmerksam werden.“Seine Security-Mitarbeiter, so Stippe, seien jedenfalls für dieses Thema sensibilisiert. „Ich bin auch öfter im Dienst, und wenn ich beobachte, dass ein Typ auch nach mehreren Aufforderungen irgendwelche Mädels beim Tanzen stört, fliegt er raus.“Der Geschäftsführer des „Hugo’s“, Uwe Braig, war für eine Stellungnahme nicht bereit und verwies stattdessen auf seinen Betriebsleiter. Der wiederum war auch nach mehreren Kontaktversuchen nicht erreichbar.
Offen zeigt sich dagegen Johannes Sturm, Inhaber des „Doualas“. „Es gibt immer wieder Vorkommnisse“, gibt er offen zu, „Jungs werden zu aufdringlich und müssen dann zurechtgewiesen werden.“Wenn das nicht ausreiche, müssten die Betroffenen des Clubs verwiesen werden. Um den Gästen dies deutlich zu machen, gebe es seit einigen Jahren direkt an der Eingangstür einen entsprechenden Aushang. Zugenommen haben Fälle von sexueller Belästigung seiner Erfahrung nach nicht. Es habe schon immer solche Fälle gegeben, daran habe sich nichts geändert. Dass viele Menschen Asylbewerber für einen angeblichen Anstieg sexueller Belästigung verantwortlich machten, hält Sturm lediglich für einen Ausdruck von Fremdenfeindlichkeit. Als Frau oder auch als Mann sexueller Belästigung vorzubeugen, ist seinen Augen nicht möglich. „Wir empfehlen aber allen, bei einem Vorkommnis zur Security zu gehen“, betont er.
Belästigung eher in Clubs als Bars
Je voller und lauter, desto größer ist offenbar die Gefahr, ungewollt angefasst oder unangenehm angesprochen zu werden. Das jedenfalls vermutet ein Mitglied des studentischen Kulturvereins „Alibi“, das in der Weingartener Studentenkneipe öfter hinter der Theke steht.
„Aus eigener Erfahrung kann ich sagen, dass es schon normal ist, dass es über die Theke einen doofen Spruch gibt, zum Beispiel ,,Hey, Süße’“, so die junge Studentin. Wirkliche Übergriffe gebe es aber nicht. „Klar, wenn Alkohol fließt, werden Menschen aufdringlicher und nehmen Dinge anders wahr“, räumt sie ein. Sie glaubt aber, dass sexuelle Belästigung eher in Clubs ein Problem sei. „Bei uns ist es – außer bei Sonderveranstaltungen – eher gemütlich und daher eher harmlos.“