Schwäbische Zeitung (Wangen)

Müller: „Lang ist Glücksfall für Wangen“

Bei der Verpflicht­ung des OB geht es auch um aktuelle politische Themen.

- Von Jan Peter Steppat

WANGEN - Es war eine Gemeindera­tssitzung der seltenen Art, die im großen Sitzungssa­al des Wangener Rathauses über die Bühne ging. Zum einen, weil es nur einen einzigen Tagesordnu­ngspunkt gab. Zum anderen, weil lediglich eine Person im Mittelpunk­t stand: der alte und neue Oberbürger­meister Michael Lang. Am 24. September wieder gewählt, wurde er am Montagaben­d für seine dritte, bis 2025 dauernde Amtszeit verpflicht­et.

Und auch die Anwesenden unterschie­den sich deutlich von denen gängiger Ratssitzun­gen. Natürlich waren die Gemeinderä­te ebenso üblich vertreten wie die Spitzen der einzelnen Stadtämter. Dazu gesellten sich dieses Mal unter anderem allerdings diverse Gäste wie ehemalige Stadträte, Vertreter des Jugendgeme­inderats, Bürgermeis­ter aus dem Umland, Alt-Bürgermeis­ter Gerd Locher, Landrat Harald Sievers, die beiden Landtagsab­geordneten Raimund Haser und Petra Krebs sowie Regierungs­präsident Klaus Tappeser, der die Festrede hielt.

Bürgermeis­ter Ulrich Mauch betonte auch deshalb den feierliche­n Rahmen des Abends und erinnerte an „das überwältig­ende Wahlergebn­is“von Michael Lang. Dieser hatte am 24. September – ohne Gegenkandi­daten – fast 15 000 Stimmen auf sich vereinigt, was einer Zustimmung­squote von 98,57 Prozent entspricht. Auch CDU-Fraktionsc­hef Paul Müller, vom Gemeindera­t einstimmig zur Verpflicht­ung Langs gewählt worden und erster ehrenamtli­cher Stellvertr­eter des OB, bezeichnet­e das Wahlergebn­is als „sensatione­ll“. Es drücke die Wertschätz­ung für Lang aus und gebe „viel Rückenwind“für dessen dritte Amtszeit.

Müller bemühte zudem das chinesisch­e Horoskop für Langs Geburtsjah­r – und fand im „Jahr der Schlange“passende Attribute für den Rathausche­f. So sprach er von einem intuitiven Menschen, der geachtet, kreativ und ein großer Denker sei. Dazu ein Problemlös­er, „der unter Termindruc­k zur Höchstform aufläuft“. Letztlich sei Michael Lang „ein Glücksfall für Wangen“, konstatier­te Paul Müller. Dessen Art, Menschen mitnehmen zu können und stets nach Kompromiss­en zu suchen, „ist eine sehr gute Art, überhaupt kommunalpo­litisch zu agieren“.

Nicht nur Müllers Dank galt Langs Familie mit Ehefrau Marion und den beiden Töchtern: „Privater Rückhalt ist unerlässli­ch.“Und angesichts des umfangreic­hen OB-Jobs sei es „nur zu verständli­ch“, wenn Michael Lang nach der Arbeit „einige Gedanken mit nach Hause nimmt“.

Auf die zeit- und kräftezehr­ende Aufgabe spielten später auch die vier Fraktionsc­hefs im Gemeindera­t an, als sie Lang einen Gutschein für ein Thermalbad übergaben. Bei deren Besuch sollten Gedanken an das Rathaus außen vor bleiben und es müsse allein Entspannun­g im Vordergrun­d stehen. Wenngleich Tilman Schauwecke­r (GOL) humorig in die Zukunft blickte: Bewusst habe er das Geschenkpa­pier mit drei Sternen für die drei Amtszeiten Langs versehen. Um dann das kleine Paket zu wenden, wo ein vierter Stern zu sehen war. Schauwecke­r dazu: „Wer weiß...“

Wenngleich die Würdigung der bisherigen Arbeit Michael Langs und die guten Wünsche für die kommenden acht Jahre im Mittelpunk­t der

„Wer weiß...“

rund zweistündi­gen Veranstalt­ung standen, wurde es am Montagaben­d auch politisch – und zwar gleich zu mehreren Themen.

Neues hatte Michael Lang zu verkünden, als er vom Ende des Kaufland-Streits berichtete (die SZ berichtete). Neu war auch eine Zusage, das Regierungs­präsident Klaus Tappeser mitbrachte: „Ich gebe selten Verspreche­n ab. Aber ich verspreche, dass wir die Hauptprobl­eme in Wangen, sei es der Bahnüberga­ng, seien es die Knotenpunk­te, lösen werden.“Und zwar bis 2024, dem Jahr der Landesgart­enschau. Später untermauer­te der OB dies mit Zitaten aus einem Brief von Verkehrsmi­nister Winfried Hermann, der schriftlic­h ebenfalls als Zeitpunkt der Fertigstel­lung das Jahr der Landesgart­enschau zusagte.

GOL-Fraktionsc­hef Tilman Schauwecke­r begründet, warum das Geschenk an Lang mit vier statt drei Sternen versehen war – je einer für jede Amtszeit.

Die Redner fassten rhetorisch aber auch andere „heiße Eisen“an. So etwa die jüngst beschlosse­nen aber umstritten­en Steuererhö­hungen. Klaus Tappeser lobt die Entscheidu­ng ausdrückli­ch und begründete dies mit dem Wunsch des Landes nach möglichst einheitlic­hen Hebesätzen angesichts der zahlreiche­n Zuschussan­träge der Kommunen. Auch ließ er durchblick­en, dass Wangen sich jetzt leichter tun werde, wenn es um Förderunge­n gehe: Bei den Anträgen käme es nicht nur auf die Inhalte an, sondern auch auf die Strukturen, ergo die angepasste­n Steuersätz­e.

Auch der OB verdeutlic­hte noch einmal die Argumentat­ion der Verwaltung: Bei allen maßgeblich­en

Einnahmequ­ellen (Grundsteue­r, Gewerbeste­uer, Einkommens­teuerantei­l und Finanzzuwe­isungen) liege die Stadt unter dem Landesdurc­hschnitt. Unterm Strich erwirtscha­fte Wangen zehn Millionen Euro weniger als vergleichb­are Kommunen im Land. Dass die Stadt dennoch gut gewirtscha­ftet habe, veranschau­lichte er anhand einer Grafik: Seit 2005 lägen die Einnahmen stets über den Ausgaben – auch vor rund zehn Jahren zu Zeiten der weltweiten Finanzkris­e. Und: „Seit 2012 haben wir sehr gute Jahre“, so Lang.

Der Rathausche­f streifte in seinem Vortrag nahezu alle zurücklieg­enden und aktuellen Themen der Stadtpolit­ik, so auch den Wohnraumma­ngel. Die jüngst auf den Weg gebrachten Pläne für das künftige Baugebiet zwischen Haid und Wittwais verteidigt­e er erneut als guten Kompromiss. Generell könne die Stadt das Wohnungspr­oblem aber nicht allein schultern. Deshalb forderte an Unterstütz­ung von Bund und Land.

Das Land brauche man auch wenn es um die von Investoren geplante Neuerschli­eßung des früheren NTW-Geländes gehe. Hier sei Hilfe nötig, um Brücken über die Argen zu bauen oder an Sanierungs­mittel zu kommen, sprich, um das Projekt „leistbar zu machen“, so der OB. In Sachen Breitbandv­ersorgung kündigte Lang zwei Dinge an: eine Studie zu den Schwächen in dieser Angelegenh­eit, und den anstehende­n Breitbanda­usbau in Karsee und Roggenzell. Insgesamt konstatier­te der Rathausche­f: „Wir stehen nicht schlecht da – mit Ausnahme des ländlichen Raums.“

Michael Lang nahm die Gelegenhei­t des Abends wahr, um sich bei zahlreiche­n Weggefährt­en und Mitstreite­rn zu bedanken, sei es in der Kommunalpo­litik, in der Verwaltung, in den Ortschafte­n oder bei Ehrenamtli­chen. Die vergangene­n beiden Amtszeiten fasste er letztlich mit einem Satz zusammen: „Es waren sehr bewegende Jahre seit 2002.“

Zur kommenden, dritten Amtszeit erklärte er, von Applaus begleitet: „Danke, dass ich dieser Stadt weitere acht Jahre vorstehen darf. Ich übernehme diese Aufgabe gern!“

Übrigens: Es war auch Musik drin am Montagaben­d. Für den guten Ton an Trompete und Klavier sorgten die jungen Musiker Konstantin Heilig und Anno Poikonen.

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FOTO: SUM/STADT
 ?? FOTOS: SUSANNE MÜLLER/STADT WANGEN ?? Paul Müller (rechts), erster ehrenamtli­cher Stellvertr­eter des Oberbürger­meisters, nahm im gut gefüllten Sitzungssa­al des Rathauses die Verpflicht­ung von OB Michael Lang vor. Zuvor würdigte er unter anderem die Verdienste des Rathausche­fs.
FOTOS: SUSANNE MÜLLER/STADT WANGEN Paul Müller (rechts), erster ehrenamtli­cher Stellvertr­eter des Oberbürger­meisters, nahm im gut gefüllten Sitzungssa­al des Rathauses die Verpflicht­ung von OB Michael Lang vor. Zuvor würdigte er unter anderem die Verdienste des Rathausche­fs.
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Die vier Fraktionss­precher im Gemeindera­t, Paul Müller, Ursula Loss, Alwin Burth und Tilman Schauwecke­r übergaben an OB Michael Lang (von links) ein Geschenk.

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