Dünger steht in Ravensburg auf dem Prüfstand
Landkreis beschäftigt sich mit Plastikresten auf Feldern – Lebensmittel sollen unverpackt vergoren werden
RAVENSBURG - Der Landkreis Ravensburg will den Anteil der Plastikreste, die mit dem Biomülldünger auf den landwirtschaftlichen Feldern landen, so gering wie möglich halten. Das hat der Ausschuss für Umwelt und Technik am Dienstag mit einer Enthaltung beschlossen. Demnach sollen eingesammelte Speisereste, die in Biogasanlagen vergoren werden, möglichst frei von Plastik sein.
Der Antrag stammte von dem Ravensburger Kreisrat Siegfried Scharpf. Wie die „Schwäbische Zeitung“Ende September berichtete, ist es dem ÖDP-Fraktionsvorsitzenden ein Dorn im Auge, dass beim Düngen mit Gärresten auch Plastik auf den landwirtschaftlichen Feldern ausgebracht werde. Laut Düngemittelverordnung dürfen sich in einer Tonne Düngemasse nämlich fünf Kilogramm Fremdstoffe befinden – darunter nicht abgebaute Kunststoffe in Höhe von 0,1 Prozent.
„Gefahr für die Gesundheit“
Das Problem: Die Verordnung rechnet dabei nur Partikel mit ein, die größer als zwei Millimeter sind. Kleinere Teilchen werden gar nicht berücksichtigt. „Das ist eine Gefahr für die Gesundheit“, meinte Siegfried Scharpf damals im Gespräch mit der „Schwäbischen Zeitung“. Denn die Weichmacher würden über die Nahrungsmittelkette aufgenommen. Laut dem ÖDP-Politiker sei die einzige Lösung, die Speisereste schon vor der Vergärung von dem Plastikmüll zu trennen – und nicht wie bisher erst während des Prozesses auszusortieren. Zur Erklärung: Supermärkte geben abgelaufene Lebensmittel komplett verpackt in speziellen Entsorgungsfachbetrieben ab, wo sie zerkleinert und vergoren werden. Die fertige Biomasse nutzen Bauern als Dünger auf ihren Feldern.
Der Ausschuss für Umwelt und Technik im Kreis hat den Antrag der Ökologisch-Demokratischen Partei jetzt mit ein paar Änderungen angenommen. So werde das Bau- und Umweltamt laut Beschluss mit den Betreibern der beiden im Landkreis Ravensburg betroffenen Biogasanlagen darüber sprechen, „ob diese einen Lösungsbeitrag leisten können“. Zudem will die Verwaltung mit den Bundestagsabgeordneten des Landkreises ein Gespräch zu der Thematik führen und sich darüber hinaus in einen „landesweiten Analyseprozess“einbringen.
„Der Landkreis hat den Anspruch, dass der hier eingesammelte Biomüll möglichst frei von Plastik ist“, heißt es in dem Beschluss. Daher werde die Verwaltung prüfen, ob die Trennung von Bio- und Plastikmüll, die im Landkreis Vorschrift ist, für sämtliche Bioabfälle gelten sollte. Heißt: Auch die Speisereste, die Entsorgungsunternehmen und Biogasanlagen annehmen, müssten vorher separiert werden. Wenn der Landkreis die Entsorgung von eingesammeltem Biomüll neu ausschreibt, wolle er das Thema eigenen Aussagen zufolge berücksichtigen.