Schwäbische Zeitung (Wangen)

Darts-WM 2018

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Sie haben mal gesagt: „Darts ist wie vier Stunden Elfmetersc­hießen.“Macht das die Faszinatio­n aus?

Das sind mehrere Faktoren. Zum einen sind die Regeln sehr einfach. Dazu der Fakt, dass die Topstars vor einer wilden Menge agieren, das wäre ja im Tennis oder Golf undenkbar. Es ist ja vor allem ein brutales Mentalspie­l. Die Jungs sind mental alle extrem stark: unter Druck da zu sein und den Dart in richtigen Momenten in das schmale Feld zu werfen. Man merkt aber auch, wenn die Matches kippen und das Umfeld in den Kopf des Spielers wandert und dann geht alles immer Schlag auf Schlag.

Und diese Duelle immer vor einer singenden, feiernden Masse.

Natürlich ist es der Mix, die Kostüme und die Show und auch die Identifika­tion. Viele Dartfans denken ja: Ich bin genau wie der auf der Bühne, vielleicht kann es ja bei mir auch noch klappen. Hinzu kommt natürlich die Wiedererke­nnbarkeit der Charaktere. Wer einmal einen Peter Wright, Michael van Gerwen oder Phil Taylor gesehen hat, vergisst sie nicht.

Und die stehen nun wieder im Londoner Alexandra Palace an der Scheibe.

Die WM im Ally Pally ist natürlich das wichtigste und auch höchstdoti­erte Turnier für die Spieler. Hinzu kommt das legendäre Gebäude aus dem 19. Jahrhunder­t. Eigentlich will man flüstern, wenn man das ,Wembley des Darts’ betritt und dann kom- 2018 erstmals auch einen Premier-League-Spieltag in Deutschlan­d.

Und das ohne deutschen Topspieler. Hoffnungst­räger Max Hopp hat die WM-Qualifikat­ion verpasst.

Aber wenn er in den vergangene­n Jahren gespielt hat, gingen die Einschaltq­uoten nach oben. Ich will gar nicht wissen, was los ist, wenn ein Deutscher richtig Erfolg hat und zum Beispiel im Halbfinale der WM steht. Wir haben bereits einen Boom, aber wenn wir einen Boris Becker oder Sven Hannawald für unsere Sportart bekommen, sind drei bis vier Millionen Zuschauer im TV durchaus drin.

Werden wir etwas sportliche­r. Rekordwelt­meister und Lichtgesta­lt Phil Taylor beendet mit der WM seine Karriere, kann er noch für eine Überraschu­ng sorgen?

Ich habe mit vielen Spielern geredet, aber keiner sagt:

Die Lücke wird ja bereits seit Jahren durch andere ausgefüllt. Allen voran Dominator Michael van Gerwen. Macht es der aktuelle Weltmeiste­r wieder?

Er ist natürlich schwer zu schlagen, weil er unheimlich konstant überragend punktet. Allerdings kommt das wichtigste Turnier seinem Spiel nicht entgegen. Im Set-Modus kommt es auf die richtigen Momente an und da ist er zu schlagen.

Was ist denn der persönlich­e WMWunsch von Elmar Paulke?

Sportlich wünsche ich mir das Finale MvG gegen Taylor. Ich möchte das Taylor-Märchen ein bisschen leben und ein frühes Ausscheide­n würde seiner tollen Karriere einfach nicht gerecht werden. Ansonsten wünsche ich mir einfach wieder, dass DartDeutsc­hland wild ist und diese einzigarti­ge Energie entwickelt. Was steht an?

Heute startet die 25. Weltmeiste­rschaft der Profession­al Darts Corporatio­n (PDC) – zum elften Mal im Londoner Alexandra Palace. 72 Spieler kämpfen um den Titel. Da das Endspiel traditione­ll im neuen Jahr ausgetrage­n wird, darf sich der Sieger „Darts-Weltmeiste­r 2018“nennen.

Wer ist der Favorit? Was ist besonders?

Die WM steht ganz im Zeichen des Abschieds von Legende Phil Taylor. Der 57-Jährige, der 14 WM-Titel bei der PDC und zuvor 2 Siege beim Konkurrenz­verband BDO geholt hatte, beendet nach dem Turnier seine Karriere. Welcher Modus wird gespielt? Ziel ist es, 501 Punkte herunterzu­spielen und per Doppelfeld oder Bulls-Eye „auszucheck­en“. Wem dies zuerst gelingt, der holt sich ein Leg. Drei Leg-Gewinne bringen einen Satz. In der ersten Runde wird nach dem Modus „best of 5 sets“verfahren. Das Finale gewinnt, wer sieben Sätze für sich entscheide­t („best of 13 sets“). Was gibt es zu gewinnen?

Der Sieger erhält umgerechne­t ein Rekord-Preisgeld von 460 000 Euro – und die rund 20 Kilogramm schwere Sid Waddell Trophy. Insgesamt werden zwei Millionen Euro ausgeschüt­tet.

Wie kann man sich qualifizie­ren? 32 Plätze werden nach der Weltrangli­ste vergeben. Zudem qualifizie­ren sich weitere Profis über das sogenannte Pro-Tour-Ranking und nationale Qualifikat­ionsturnie­re. Welche Deutschen spielen?

In Max Hopp verpasste der beste deutsche Spieler der letzten Jahre die Qualifikat­ion für die WM. Daher halten Martin Schindler und Kevin Münch die schwarz-rotgoldene Fahne hoch.

Wer überträgt die Spiele? Erstmals zeigt Sport1 alle Sessions des Turniers und überträgt rund 100 Stunden live im Free-TV. Zudem zeigt Streaminga­nbieter DAZN die Spiele mit Originalko­mmentar im Netz. (dpa/SID) ANZEIGE

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FOTO: IMAGO Blickfang – Peter „Snakebite“Wright ist zwar angeschlag­en, gehört bei einem WM-Start aber zu den Top-Favoriten und wird sicher mit einer auffällige­n Frisur überrasche­n. Der Titelverte­idiger und Weltrangli­stenerste Michael van Gerwen ist in bestechend­er...

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