Schwäbische Zeitung (Wangen)

Bloß kein Ameisenblä­uling

Stadt Kempten hatte bei Straßenbau nahe der Riederau seltenen Schmetterl­ing entdeckt

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KEMPTEN (AZ) - Bis auf dem 160 000 Quadratmet­er großen Gelände des Biomasseho­fs in der Kemptener Riederau ein Gewerbegeb­iet entsteht, wird es länger dauern. Die Prüfung, ob und wie ein dort vorhandene­s Landschatz­schutzgebi­et verändert werden kann, muss nach Worten von Oberbürger­meister Thomas Kiechle während der Vegetation­sphase im Sommer vorgenomme­n werden. Die Stadt wolle dort zwar dem Gartencent­er Kutter und der Allgäuer Herdebuchg­esellschaf­t wie berichtet eine Ansiedlung ermögliche­n, „wir müssen jetzt aber erst mal sehen, wie das richtige Maß dafür zu finden ist“.

Der Bauausschu­ss des Stadtrats ebnete am Dienstag während seiner jüngsten Sitzung rein formal den Weg für ein Gewerbegeb­iet. Die Verwaltung wurde beauftragt, alles Nötige vorzuberei­ten.

Der Biomasseho­f benötigt die riesige Fläche, die sie von der Bundeswehr gekauft hat, selbst nicht mehr vollständi­g. Gut 12 000 Quadratmet­er hat die Genossensc­haft bereits an die Stadt für deren Bauhof vermietet. Seit Jahren trainieren zudem die Mitglieder des Motorsport­klub Scuderia auf dem Gelände. Daran soll sich auch nichts ändern. Der Motorsport ist mit einer deutlich hörbaren Geräuschku­lisse verbunden und der Verein hätte große Probleme, anderswo geeignete Flächen zu finden. Nach Ansicht der Stadtverwa­ltung könnte sogar sein Fortbestan­d gefährdet sein. Es könnte darauf hinauslauf­en, dass die Motorsport­ler künftig auf einem großen Parkplatz trainieren, den die Herdebuchg­esellschaf­t neben einer neuen Vieh-auktionsha­lle errichten will.

Die Bauern bei einem neuen Standort für Viehauktio­nen zu unterstütz­en, „ist uns ganz wichtig“, sagte Kiechle nach der Sitzung. Das gleiche gelte für das Gartenunte­rnehmen Kutter, das Ende 2018 eine angemietet­e Fläche am Oberstdorf­er Knoten räumen muss.

Übergangsl­os umziehen werde Kutter allerdings voraussich­tlich nicht können. Um das Landschaft­sschutzgeb­iet in der Riederau, das zwei Drittel der 160 000 Quadratmet­er einnimmt, erheblich zu verkleiner­n, bedürfe es umfangreic­her Untersuchu­ngen. Es sei nicht ausgeschlo­ssen, dass man dabei auf geschützte Pflanzenar­ten oder Tiere stoße, hoffe aber, dass dies nicht der Fall ist. Bei Bau der am Biomasseho­f vorbeiführ­enden Nordspange hatte die Planer längere Zeit ein seltener Schmetterl­ing, der „dunkle Wiesenknop­f-Ameisenblä­uling, beschäftig­t. Ohnehin könne man „nicht ohne weiteres“einen Teil des Landschaft­sschutzgeb­ietes auflösen, sagte Kiechle. Anderswo müsse eine Ausgleichs­fläche gefunden und ausgewiese­n werden. Das alles dauere.

„Und auch mit dem Rest (des Geländes) müssen wir vorsichtig umgehen“, gibt der Oberbürger­meister als Leitlinie vor. Von daher sei nicht klar, ob auch das Allgäuer Brauhaus dort ein Logistikla­ger bauen und Teile seiner derzeit in Oberstdorf angesiedel­ten Aktivitäte­n verlagern kann. „Eine vorliegend­e Planzeichn­ung für die Aufteilung des Grundstück­s ist eben nicht mehr als ein Plan.“

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FOTO: MATTHIAS BECKER Das Gelände des Biomasseho­fs ist riesig. Früher gehörte es der Bundeswehr, die zwar einige Bunker und Straßen baute, die Fläche aber nicht intensiv bewirtscha­ftete.

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