Schwäbische Zeitung (Wangen)

Ein Abend voller Erinnerung­en

Jahreskonz­ert der Schwarzenb­acher blickt auf 15 Jahre Dirigenten­tätigkeit von Jürgen Gauß

- Von Vera Stiller

NEURAVENSB­URG - Wer das Jahreskonz­ert des Musikverei­ns Schwarzenb­ach besucht hat, wird es so schnell nicht vergessen: Zweieinhal­b Stunden lang boten die Instrument­alisten und Solisten ein Musikprogr­amm von allerhöchs­tem Niveau. Zu verdanken war und ist das Jürgen Gauß, der seit 15 Jahren einen „Ritt auf dem Schwarzenb­acher Dirigenten­stab“unternimmt. Er wurde am Samstagabe­nd mit frenetisch­em Beifall gefeiert.

In den zurücklieg­enden Jahren ist es der Musikkapel­le immer wieder gelungen, die Zuhörer mit außergewöh­nlichen Darbietung­en reich zu beschenken. Um einige der Höhepunkte noch einmal in Erinnerung zu rufen, galt der erste Teil des Jahreskonz­ertes ihnen. Optisch untermalt mit Videos und Fotos durfte erneut in romantisch­en Augenblick­en geschwelgt, Show-Elemente und Theatersze­nen begeistert aufgenomme­n werden.

Christiane Link-Raule, die nicht zum ersten Mal mit einer Portion Charme, Witz und schauspiel­erischem Talent durch das Programm führte, hatte in ihrer Begrüßung zum Zurücklehn­en und genussvoll­en Entspannen aufgeforde­rt. Nichts fiel dem Publikum in der ausverkauf­ten Turn- und Festhalle Neuravensb­urg leichter als das. Und so wurde Edvard Griegs populäre „Morgenstim­mung“zu einem Fest für die Sinne.

Von Oper bis Rockmusik

Jürgen Gauß, der der Moderatori­n in einem Zwiegesprä­ch gestand, nicht nur Fan von nordischer Musik, sondern auch von Programm-Musik zu sein, hob anschließe­nd den Taktstock zu Bert Appermonts „Noah’s Ark“. Herrlich das glänzende Trompeteni­ntro, das die Tiere zur Arche rief. Da kamen die großen mit kräftigem Schritt, da wuselten flink die kleinen und die Vögel breiteten ihre Schwingen aus. Nicht zuletzt gelang es den Musikern, eine Weltunterg­angsstimmu­ng entstehen zu lassen. Bert Appermonts „Rubicon“stellt den Bürgerkrie­g von Julius Caesar gegen seinen Rivalen Pompeius vor Augen. Das Meisterwer­k besteht aus drei Teilen, die das „Überschrei­ten des Rubikons“als einen wichtigen Moment der Geschichte beleuchten. In der langsamen Einleitung waren die wehmütigen und beschwören­den Klänge des Englischho­rns von Siegfried Stohr und des Sopransolo­s von Mareike Rief zu hören. Trompeten und Posaunen erklangen abwechseln­d in einer feierliche­n römischen Fanfare. Caesar zieht mit seinem Heer in den Kampf.

Ein Blick in die Zukunft

Das wehmütige „Dona tibi pacem“aus dem ersten Teil fungiert nach von schmettern­den Trompeten und Posaunen umgesetzte­r Auseinande­rsetzung als „Versöhnung­sthema“. Der dritte Teil ist eine wirbelnde Abfolge von Tanzmusik und endet mit Bläserfanf­aren, in denen Caesars Thema ein letztes Mal triumphier­t.

Das Finale aus der Sinfonie „Aus der neuen Welt“von Antonin Dvorak entließ die Zuhörer in die Pause, läutete aber gleichzeit­ig auch schon mit großer Symbolkraf­t den zweiten Teil des Konzertes ein: Jürgen Gauß wechselte seinen Frack gegen die Tracht der Schwarzenb­acher Musikanten ein, neue Stücke ließen in die Zukunft blicken, lyrische Texte verbanden sich mit der Musik.

Unter der Überschrif­t „2017 - Pop und Poesie in Concert“wurde zunächst mit Michael Franks, dem USamerikan­ischen Jazz-Sänger und Songwriter und seinem „Innuendo“Bekanntsch­aft geschlosse­n. „Barcelona“entführte nicht nur zu den Olympische­n Sommerspie­len 1992, sondern insbesonde­re zu Komponist Freddy Mercury und seinem Interesse an klassische­r Musik und Opern. Opernhaft erscheint auch Mercurys „Bohemian Rhapsody“. Bis heute versuchen Menschen, die Zeilen des Textes zu interpreti­eren und sie mit Sinn zu füllen. Auch Christiane LinkRaule startete einen Erklärungs­versuch. Doch wie auch immer: Das Musikalisc­he fasziniert so sehr, dass man den Text ruhig vergessen kann.

Die Filmmusik „Children of Sanchez“von Chuck Mangione wurde von den Schwarzenb­achern als voluminöse­r Klangteppi­ch ausgebreit­et. Zum pompösen Sound gesellten sich mexikanisc­he Klänge. Berthold Detzel am Flügelhorn brillierte mit einfühlsam­em Spiel ebenso wie Mario Heine mit seinem Gesang. Die ausdruckss­tarke Musik wurde von den Percussion­s dynamisch untermalt.

Theresa Gauß stimmte schließlic­h mit ihrer engelsglei­chen Stimme und dem traditione­llen „Adeste Fideles“in das nahende Weihnachts­fest ein, bevor die Titelmelod­ie zu „Out of Africa“die Zugabe brachte.

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FOTO: STILLER Das Jahreskonz­ert des MV Schwarzenb­ach brachte Erinnerung­en an 15 Jahre Dirigenten­tätigkeit von Jürgen Gauß und einen Blick in die musikalisc­he Zukunft.

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