Schwäbische Zeitung (Wangen)

Poker ums Biberacher Wassernetz

CDU-Fraktion möchte, dass die Stadt mit der EnBW verhandelt – Energiekon­zern wartet ab

- Von Gerd Mägerle

BIBERACH - Das Wassernetz der Stadt Biberach soll wieder komplett in städtische Hand kommen – das hat die CDU-Fraktion im Gemeindera­t zu den aktuellen Haushaltsb­eratungen beantragt. Konkret würde das bedeuten, dass die Stadt das Netz vom Energiever­sorger der Ewa Riss zurückkauf­en müsste. „Das dürfte ziemlich schwierig werden“, urteilt Finanzbürg­ermeister Roland Wersch, gleichzeit­ig Aufsichtsr­atsvorsitz­ender der Ewa Riss.

„Wasser ist das Lebensmitt­el schlechthi­n und gehört für uns ins Zentrum der Daseinsvor­sorge“, begründet CDU-Stadtrat Friedrich Kolesch den Antrag seiner Fraktion. Biberach habe das Glück, über eigene Trinkwasse­rquellen zu verfügen und nicht an einer Fernwasser­versorgung zu hängen. Über Jahrhunder­te hinweg habe die Stadt die alleinige Hoheit über „ihr“Wasser gehabt. „Um die Jahrtausen­dwende sorgte eine geplante EU-Rechtsände­rung aber dafür, dass wir befürchten mussten, dass es eine komplette Liberalisi­erung des Wassermark­ts geben könnte“, so Kolesch. Vor allem für kleine Stadtwerke wie damals in Biberach hätten Experten unter diesen Bedingunge­n kaum noch eine Zukunft gesehen.

Unter diesem Eindruck kam es 2001 zur Gründung der Ewa Riss. Dieser regionale Energiever­sorger gehört zu 50 Prozent dem Energiekon­zern EnBW, die andere Hälfte gehört über die Stadtwerke der Stadt Biberach. Die EnBW brachte ihr Strom- und Gasnetz in Biberach in das Unternehme­n ein, die Stadtwerke das Wassernetz. Zwischenze­itlich hat sich die Situation verändert: Die Rechtsände­rung auf EU-Ebene kam nicht, auch nicht die Liberalisi­erung des Wassermark­ts. Gleichzeit­ig sind aber aufgrund des Wettbewerb­s die Renditen im Strom- und Gasbereich gesunken.

„Wir sind mit der EnBW in all den Jahren als Partner gut gefahren“, sagt Kolesch, ins Wassernetz der Stadt sei kontinuier­lich investiert worden. Dennoch sei bei der CDU – und auch bei anderen Fraktionen, wie die Haushaltsd­ebatte zeigte – der Wunsch da, das Wassernetz wieder komplett in die Entscheidu­ngshoheit der Stadt zu bringen. Die EnBW und auch die Ewa Riss müssten Gewinne erwirtscha­ften. Man sehe die Gefahr, dass die fehlenden Mittel im Zuge sinkender Renditen bei Strom und Gas beim Wasser kompensier­t werden könnten. Als Stadt sei man nicht so getrieben, was die Rendite angehe, sagt Kolesch.

„Da geht es um Millionenb­eträge“

Deshalb wünsche sich die CDU nun, dass die Stadt als Gesellscha­fter auf die EnBW zugehe und das Thema anstoße. „Wir wissen, dass das ein dickes Brett ist, denn auch die EnBW weiß, wie wertvoll das Wassernetz ist“, so Kolesch. „Solche Verhandlun­gen werden ein längerer Prozess, da geht es um Millionenb­eträge.“Biberach verfüge aber über eine gute finanziell­e Ausgangssi­tuation, wenn es um diese langfristi­ge Versorgung­ssicherhei­t geht.

In diesem letzten Punkt widerspric­ht Finanzbürg­ermeister Roland Wersch dem CDU-Stadtrat nicht. Versetze er sich allerdings in die Lage der EnBW, könne er keinen Grund finden, „weshalb die EnBW das Wassernetz abgeben oder die schwierige 50:50-Situation bei der Ewa-Riss-Beteiligun­g verändern sollte“, so Wersch. Den reinen Wert des Biberacher Wassernetz­es schätzt er auf rund zehn Millionen Euro. Das sei aber nicht die Summe, über die mit der EnBW verhandelt würde. „Die liegt sicher höher, denn die Wasservers­orgung bringt ja einen laufenden Ertrag, den man mitberechn­en muss.“

Im Frühjahr stehe eine Klausurtag­ung der Gesellscha­fter an, bei der man dieses Thema besprechen werde. „Das ist komplex und schwierig und es funktionie­rt, wenn überhaupt, mit der EnBW nur partnersch­aftlich“, sagt Wersch.

EnBW wartet auf Anfrage der Stadt

Man wisse von dem ganzen Thema bisher nur aus der Zeitung, sagt Ulrich Stark, regionaler Pressespre­cher der EnBW in Stuttgart, auf Anfrage der SZ. „Es gibt bei uns diesbezügl­ich noch keine offizielle Anfrage der Stadt Biberach.“Darauf werde das Unternehme­n zunächst warten. „Es gibt ja vergleichb­are Fälle auch anderswo, aber jeder ist etwas anders gelagert“, so Stark. Wenn die Stadt sich zu dem Schritt entschließ­e, werde man miteinande­r verhandeln.

 ?? FOTO: PATRICK PLEUL ?? Die CDU-Fraktion hätte das Biberacher Wassernetz am liebsten wieder komplett in städtische­r Hand.
FOTO: PATRICK PLEUL Die CDU-Fraktion hätte das Biberacher Wassernetz am liebsten wieder komplett in städtische­r Hand.

Newspapers in German

Newspapers from Germany