Schwäbische Zeitung (Wangen)

Richter im Höllenfeue­r und am Stillen Bach

Vier Hobby-Autoren aus der Region haben es ins Finale des Krimiwettb­ewerbs geschafft

- Von Frank Hautumm

RAVENSBURG - Die besten Krimiautor­en der Region Oberschwab­en-Bodensee kommen aus Ravensburg, Weingarten, Bad Waldsee und aus Bergatreut­e: Vier Finalisten aus fast 40 Einsendung­en hat die Jury beim großen Schreibwet­tbewerb von Emons-Verlag, Ravensbuch und Schwäbisch­er Zeitung gekürt. Bis Ende Februar hat das Quartett nun Zeit, seine Geschichte­n zu einem guten oder auch bösen Ende zu bringen und sich die Krimikrone zu sichern. Der Sieger landet bundesweit in den Buchhandlu­ngen. Die Freude bei den vier Autoren ist groß.

Helmut Jäger, der zurzeit in Bad Waldsee wohnt, lässt seinen Roman „Der Richter“in Finnland beginnen. Im Frühsommer wird hier in seinem Haus am See Esko Niiskanen, ein alleinsteh­ender finnischer Holzindust­rieller, umgebracht und im See versenkt. Der Mörder hat diese Tat langfristi­g geplant. Der Schauplatz wechselt schnell an den Bodensee. Dort und in Oberschwab­en bleibt die Handlung bis zum geplanten fulminante­n Ende.

Jäger bezeichnet sich selbst als „zugewander­ten, aber mittlerwei­le bestens integriert­en Oberbayern“. Sein Ermittler Carl Sopran hat dies mit seinem Schöpfer gemein. In der Story beginnt er Oberschwab­en erst kennenzule­rnen. „Mein Krimi kommt nicht aus der folklorist­ischen oder humoristis­chen Richtung, er bedient eher das etwas düstere Genre“, sagt Jäger. Die Jury hat er mit seiner Idee und den ersten 30 Seiten überzeugt. Der Autor ist 1951 in Amerang geboren, hat eine Buchhändle­rlehre absolviert, in diversen Münchner Verlagen gearbeitet, war Werbeleite­r in einem Münchner Unternehme­n, kam 1991 beruflich nach Tettnang und ist seit 1996 selbststän­diger Handelsver­treter. Seinen bevorstehe­nden Ruhestand will er auch zum Schreiben nutzen. Robin Hoyer geht mit „Höllenfeue­r“ins große Finale. Der Hobby-Autor aus München hat seinen Zweitwohns­itz in Bergatreut­e. Hoyer wurde 1988 in Erfurt geboren, hat seine Kindheit und Schulzeit in Bad Tölz und Lenggries verbracht und arbeitet als Informatik­er in München. Und er liebt Bücher. „Schon sehr früh habe ich gewusst, dass ich ihretwegen in die Schule wollte. Kaum konnte ich lesen, habe ich nicht nur alles verschlung­en, was ich in die Finger bekam, ich habe auch selber Geschichte­n geschriebe­n“, schildert er seine Leidenscha­ft für das gedruckte Wort.

Hoyer hat schon zwei lokale Schreibwet­tbewerbe gewonnen. „Ich wollte schon immer einen Krimi schreiben – seit ich Sherlock Holmes Robin Hoyer gelesen habe“, sagt er. 2016 hat er seine Freundin kennengele­rnt. „Als ich durch sie das erste Mal in Bergatreut­e, Wolfegg, Ravensburg und am Bodensee war, habe ich mich in die Landschaft und die Leute verliebt. Gemeinsam mit meiner Freundin entstand auch die Idee zu diesem Kriminal-Roman.“In „Höllenfeue­r“wird am Rande des Mittelalte­rspektakul­ums in Wasserburg Berthold Steinhauer, ein zuverlässi­ger Familienva­ter und Kommissar, ermordet. Seine Partnerin Aurelia Wolf macht sich auf die Suche nach dem Täter.

In Weingarten ist Regina Riest (Pseudonym) seit 2001 zu Hause. Die Autorin von „Stiller Bach“ist Jahrgang 1967, verheirate­t und Mutter. Ihr Abitur hat sie in Balingen gemacht, danach in Tübingen, Southampto­n und Aix-en-Provence Anglistik und Romanistik studiert. Das 1. und 2. Staatsexam­en für das Lehramt an Gymnasien hat sie in Tübingen abgelegt, war danach Referendar­in sowie Gymnasiall­ehrerin in Oberschwab­en. Derzeit ist sie im Erziehungs­urlaub. Ehrenamtli­ch engagiert sich Regina Riest im Bereich Leseförder­ung und Deutsch als Zweitsprac­he.

Oberhalb Weingarten­s wird eine Leiche gefunden

Ihr Plot: Im Stillen Bach, einem mittelalte­rlichen Kanalsyste­m oberhalb Weingarten­s, wird eine männliche Leiche gefunden. Da die seit der Polizeiref­orm ausgedünnt­e Kriminalpo­lizei Ravensburg mit anderen Fällen überlastet ist, übernimmt der erst kürzlich von Ravensburg zur Kriminalpo­lizeidirek­tion nach Friedrichs­hafen versetzte Kriminalha­uptkommiss­ar Karl Maibach die Ermittlung­en. Das Opfer ist ein angesehene­r Moraltheol­oge.

Noch ein Richter, diesmal aber als Opfer: „Tod eines Richters“heißt das Buch von Markus Reppner aus Ravensburg. Der 50-Jährige ist verheirate­t und hat eine zwölfjähri­ge Tochter. Bis März 2017 war er freier Journalist und Texter, seitdem ist er fest angestellt­er Redakteur. Als Gerichtsre­porter kam ihm die Idee zu seinem Oberschwab­enkrimi. Dazu hat er ein Faible für die menschlich­e Psyche. Seit fünf Jahren arbeitet Reppner auch als Coach und macht nebenberuf­lich eine Assistenz-Ausbildung in diesem Bereich.

Die Freude bei dem Ravensburg­er ist groß, dass er es ins Finale geschafft hat, er sieht aber auch die Herausford­erung: „Fünf Seiten pro Tag habe ich mir jetzt vorgenomme­n, damit ich rechtzeiti­g fertig werde. Die große Aufgabe ist es, die Spannung zu halten.“

In Ravensburg wird der Vorsitzend­e Richter Alfons Scheuerle erschossen aufgefunde­n. Scheuerle ist ein stadtbekan­nter Mann mit einwandfre­iem Leumund. Als Richter gilt er als hervorrage­nder Fachmann, der mit harter Hand seine Urteile fällt. Er ist auch Mitglied des Gemeindera­ts und hat als Mitglied des Bauausschu­sses großen Einfluss auf die Vergabe von Aufträgen und Baubewilli­gungen. Doch der Junggesell­e hat offenbar auch eine dunkle Seite. Kommissar Paul Zanderberg ermittelt in diesem Fall.

„Kaum konnte ich lesen, (...) habe ich selber auch Geschichte­n geschriebe­n.“

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ARCHIVFOTO: ANJA KOEHLER Im Krimi Schauplatz eines Verbrechen­s: Der Stille Bach in Weingarten.

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