Richter im Höllenfeuer und am Stillen Bach
Vier Hobby-Autoren aus der Region haben es ins Finale des Krimiwettbewerbs geschafft
RAVENSBURG - Die besten Krimiautoren der Region Oberschwaben-Bodensee kommen aus Ravensburg, Weingarten, Bad Waldsee und aus Bergatreute: Vier Finalisten aus fast 40 Einsendungen hat die Jury beim großen Schreibwettbewerb von Emons-Verlag, Ravensbuch und Schwäbischer Zeitung gekürt. Bis Ende Februar hat das Quartett nun Zeit, seine Geschichten zu einem guten oder auch bösen Ende zu bringen und sich die Krimikrone zu sichern. Der Sieger landet bundesweit in den Buchhandlungen. Die Freude bei den vier Autoren ist groß.
Helmut Jäger, der zurzeit in Bad Waldsee wohnt, lässt seinen Roman „Der Richter“in Finnland beginnen. Im Frühsommer wird hier in seinem Haus am See Esko Niiskanen, ein alleinstehender finnischer Holzindustrieller, umgebracht und im See versenkt. Der Mörder hat diese Tat langfristig geplant. Der Schauplatz wechselt schnell an den Bodensee. Dort und in Oberschwaben bleibt die Handlung bis zum geplanten fulminanten Ende.
Jäger bezeichnet sich selbst als „zugewanderten, aber mittlerweile bestens integrierten Oberbayern“. Sein Ermittler Carl Sopran hat dies mit seinem Schöpfer gemein. In der Story beginnt er Oberschwaben erst kennenzulernen. „Mein Krimi kommt nicht aus der folkloristischen oder humoristischen Richtung, er bedient eher das etwas düstere Genre“, sagt Jäger. Die Jury hat er mit seiner Idee und den ersten 30 Seiten überzeugt. Der Autor ist 1951 in Amerang geboren, hat eine Buchhändlerlehre absolviert, in diversen Münchner Verlagen gearbeitet, war Werbeleiter in einem Münchner Unternehmen, kam 1991 beruflich nach Tettnang und ist seit 1996 selbstständiger Handelsvertreter. Seinen bevorstehenden Ruhestand will er auch zum Schreiben nutzen. Robin Hoyer geht mit „Höllenfeuer“ins große Finale. Der Hobby-Autor aus München hat seinen Zweitwohnsitz in Bergatreute. Hoyer wurde 1988 in Erfurt geboren, hat seine Kindheit und Schulzeit in Bad Tölz und Lenggries verbracht und arbeitet als Informatiker in München. Und er liebt Bücher. „Schon sehr früh habe ich gewusst, dass ich ihretwegen in die Schule wollte. Kaum konnte ich lesen, habe ich nicht nur alles verschlungen, was ich in die Finger bekam, ich habe auch selber Geschichten geschrieben“, schildert er seine Leidenschaft für das gedruckte Wort.
Hoyer hat schon zwei lokale Schreibwettbewerbe gewonnen. „Ich wollte schon immer einen Krimi schreiben – seit ich Sherlock Holmes Robin Hoyer gelesen habe“, sagt er. 2016 hat er seine Freundin kennengelernt. „Als ich durch sie das erste Mal in Bergatreute, Wolfegg, Ravensburg und am Bodensee war, habe ich mich in die Landschaft und die Leute verliebt. Gemeinsam mit meiner Freundin entstand auch die Idee zu diesem Kriminal-Roman.“In „Höllenfeuer“wird am Rande des Mittelalterspektakulums in Wasserburg Berthold Steinhauer, ein zuverlässiger Familienvater und Kommissar, ermordet. Seine Partnerin Aurelia Wolf macht sich auf die Suche nach dem Täter.
In Weingarten ist Regina Riest (Pseudonym) seit 2001 zu Hause. Die Autorin von „Stiller Bach“ist Jahrgang 1967, verheiratet und Mutter. Ihr Abitur hat sie in Balingen gemacht, danach in Tübingen, Southampton und Aix-en-Provence Anglistik und Romanistik studiert. Das 1. und 2. Staatsexamen für das Lehramt an Gymnasien hat sie in Tübingen abgelegt, war danach Referendarin sowie Gymnasiallehrerin in Oberschwaben. Derzeit ist sie im Erziehungsurlaub. Ehrenamtlich engagiert sich Regina Riest im Bereich Leseförderung und Deutsch als Zweitsprache.
Oberhalb Weingartens wird eine Leiche gefunden
Ihr Plot: Im Stillen Bach, einem mittelalterlichen Kanalsystem oberhalb Weingartens, wird eine männliche Leiche gefunden. Da die seit der Polizeireform ausgedünnte Kriminalpolizei Ravensburg mit anderen Fällen überlastet ist, übernimmt der erst kürzlich von Ravensburg zur Kriminalpolizeidirektion nach Friedrichshafen versetzte Kriminalhauptkommissar Karl Maibach die Ermittlungen. Das Opfer ist ein angesehener Moraltheologe.
Noch ein Richter, diesmal aber als Opfer: „Tod eines Richters“heißt das Buch von Markus Reppner aus Ravensburg. Der 50-Jährige ist verheiratet und hat eine zwölfjährige Tochter. Bis März 2017 war er freier Journalist und Texter, seitdem ist er fest angestellter Redakteur. Als Gerichtsreporter kam ihm die Idee zu seinem Oberschwabenkrimi. Dazu hat er ein Faible für die menschliche Psyche. Seit fünf Jahren arbeitet Reppner auch als Coach und macht nebenberuflich eine Assistenz-Ausbildung in diesem Bereich.
Die Freude bei dem Ravensburger ist groß, dass er es ins Finale geschafft hat, er sieht aber auch die Herausforderung: „Fünf Seiten pro Tag habe ich mir jetzt vorgenommen, damit ich rechtzeitig fertig werde. Die große Aufgabe ist es, die Spannung zu halten.“
In Ravensburg wird der Vorsitzende Richter Alfons Scheuerle erschossen aufgefunden. Scheuerle ist ein stadtbekannter Mann mit einwandfreiem Leumund. Als Richter gilt er als hervorragender Fachmann, der mit harter Hand seine Urteile fällt. Er ist auch Mitglied des Gemeinderats und hat als Mitglied des Bauausschusses großen Einfluss auf die Vergabe von Aufträgen und Baubewilligungen. Doch der Junggeselle hat offenbar auch eine dunkle Seite. Kommissar Paul Zanderberg ermittelt in diesem Fall.
„Kaum konnte ich lesen, (...) habe ich selber auch Geschichten geschrieben.“