Warum hat das Gericht nicht eingegriffen?
Mann wollte Betreuung für seine Schwester – Das wurde abgelehnt – Dann brannte ihr Haus
OTTOBEUREN/MEMMINGEN – Schwere Vorwürfe erhebt Max Mahler aus dem Unterallgäuer Ottobeuren gegen die Memminger Justiz. Das dortige Amtsgericht habe es abgelehnt, seine psychisch kranke 72jährige Schwester unter gesetzliche Betreuung zu stellen. „Das Verfahren auf Anregung einer Betreuung wurde ... eingestellt“, schrieb ihm die Amtsgerichts-Abteilung für Betreuungssachen am 2. Oktober dieses Jahres. Ein Monat später brach im Haus seiner Schwester ein Feuer aus.
Der Dachstuhl brannte nieder. Die Bewohnerin hatte wahrscheinlich Kerzen aufgestellt. „Das hatte sie schon öfters gemacht, um Dämonen zu vertreiben“, berichtet der Bruder. In letzter Minute wurde die 72-Jährige, die die Flammen zunächst selbst bekämpfen wollte, von einem 39 Jahre alten Nachbarn aus dem brennenden Haus gerettet. Seit dem Unglück ist sie in einem psychiatrischen Krankenhaus in Behandlung. „Hinter der Brandkatastrophe steckt auch ein Versagen des Amtsgerichts Memmingen“, sagt Mahler.
Rückblende: Max Mahler war seit 1992 der amtliche Betreuer seiner kranken Schwester. Sie leidet nach seinen Worten unter einer paranoiden Schizophrenie. Diese Krankheit führt bei Betroffenen zu Wahnvorstellungen und Halluzinationen. Seine Schwester müsse regelmäßig Medikamente einnehmen, was sie aber nicht macht, sagt Mahler: „Ihr fehlt jede Krankheitseinsicht.“
Aus ihm „unerklärlichen Gründen“habe das
Gericht 2016 die Betreuung aufgehoben, schildert der Ottobeurer. Daraufhin wandte er sich im Februar dieses Jahres an das Gericht. Als Betreuer schlug er seinen Bruder vor, doch nichts geschah.
Im Sommer erkundigte sich Mahler erneut nach dem Verfahren und am 1. September schrieb er an den zuständigen Richter: „Ich weise darauf hin, dass sich die Situation bei meiner berichtet der Bruder. Aufgabengebiete Für die Betreuung gibt es typische Aufgabenkreise: Vermögensfragen, Wohnungsangelegenheiten, Gesundheitsfürsorge, freiheitsentziehende Maßnahmen (Unterbringung, Anbringung von Bettgittern), Öffnen der Post.
Beispiele Das Gericht könnte veranlassen, dass die Post nur von einem Betreuer geöffnet werden darf oder dass Vermögensangelegenheiten nur über einen Betreuer abgewickelt werden dürfen. Ein Richter kann entscheiden, ob ein Betroffener in einem Wohnheim untergebracht wird. Schwester zwischenzeitlich weiter überaus ungünstig entwickelt hat.“Sie verweigere jeglichen Kontakt, lasse niemanden in die Wohnung und sei völlig auf sich selbst gestellt. Mahler in dem Brief an das Amtsgericht am 1. September dieses Jahres: „Ich möchte darauf hinweisen, dass eine möglichst schnelle Hilfe für meine Schwester notwendig ist ... und bitte daher nochmals dringend, meinen Antrag positiv zu bescheiden.“
„Das hatte sie schon öfters gemacht, um Dämonen zu vertreiben“,
Keine Antwort vom Gericht
Doch das Gericht schloss die Akte. Seine Argumente seien einfach ignoriert worden, ärgert sich Mahler: „Auf mein Schreiben vom 1. September habe ich bis heute keine Antwort bekommen.“
Bei dem Brand am frühen Morgen des 2. Novembers war ein Sachschaden in Höhe von 50 000 Euro entstanden. Der Nachbar hatte laut Polizei durch „beherztes Eingreifen“der 72-Jährigen das Leben gerettet. Durch das „gleichgültige Verhalten des Gerichts“sei ein Menschenleben riskiert worden, sagt Mahler: „Und das der Nachbarn auch.“
Ein Sprecher des Memminger Amtsgerichts verwies auf Anfrage darauf, dass über Betreuungsangelegenheiten keine Auskünfte gegeben werden – zum Schutz der Betroffenen.