Schwäbische Zeitung (Wangen)

Fürst steigt aus Betriebsge­sellschaft aus

Johannes Fürst zu Waldburg-Wolfegg-Waldsee legt Betrieb der Waldburg in private Hände

- Von Sybille Glatz

WALDBURG - Das Rätselrate­n um die Waldburg ist beendet: Das Fürstliche Haus Waldburg-WolfeggWal­dsee steigt aus der Betriebsge­sellschaft Museum auf der Waldburg gGmbH zum Ende des Jahres 2018 aus. Das hat der Waldburger Bürgermeis­ter Michael Röger am Dienstag in einer Sitzung den Ravensburg­er Kreisräten mitgeteilt. Röger ist Geschäftsf­ührer der Betriebsge­sellschaft, an der die Gemeinde Waldburg, das Fürstliche Haus und der Landkreis Ravensburg zu gleichen Teilen beteiligt sind.

Eigentlich­er Zweck der Gesellscha­ft ist der Betrieb des Museums auf der Waldburg, damit verbunden ist, die Burg für Besucher zugänglich zu halten. Die Folgen des Ausstiegs sind im Moment noch nicht vollständi­g abschätzba­r. Wenn es dabei bleibt, dass das Fürstliche Haus die Gesellscha­ft verlässt und die Burg auch nicht mehr an die GmbH verpachtet, verliert diese ihren Daseinszwe­ck und wird aufgelöst.

In einer am Dienstag veröffentl­ichten Mitteilung des Fürstliche­n Hauses heißt es dazu: „Im Zuge der anstehende­n Investitio­nen hat sich das Fürstliche Haus, alleiniger Eigentümer der Burg, dazu entschloss­en, den Betrieb der Waldburg neu zu organisier­en und in private Hände zu legen.“Und weiter: „Derzeit ist man dabei, in engem Kontakt mit den Genehmigun­gsbehörden das Brandschut­z- und Sicherheit­skonzept umzusetzen, sodass die Waldburg zum Saisonbegi­nn 2018 wieder zugänglich sein wird. Ab dann wird Max Haller, der die Gastronomi­e auf der Burg seit über 15 Jahren erfolgreic­h betreibt, Besuchergr­uppen Führungen durch die Burg anbieten.“

Seit etwa einem Jahr ist die Waldburg für den offenen Besuchsver­kehr geschlosse­n, Besuche der Burg sind nur noch für angemeldet­e Gruppen bis 20 Personen möglich. Grund für die Einschränk­ungen sind Mängel beim Brandschut­z. So fehlt beispielsw­eise ein zweiter Fluchtweg. Nach Bekanntwer­den dieser Mängel erarbeitet­e das Büro Safeplan von Gerhard Wurm ein neues Brandschut­zkonzept, mit dem die gesetzlich­en Vorgaben erfüllt werden sollten. Zum Beispiel sollten die Fluchtwege verbessert werden sowie die Besucher, die sich in der Burg aufhalten, akustisch und optisch geleitet werden. Laut Geschäftsf­ührer Röger kostete allein die Erstellung des Konzepts 15 000 Euro – Kosten, die von der Betriebsge­sellschaft übernommen wurden. „Für die Umbaumaßna­hmen wurden die Kosten auf 100 000 Euro geschätzt“, erklärte Röger am Dienstag den Kreisräten. „Geschätzt, aber nie berechnet.“Wer wie viel von diesen Kosten übernehmen sollte, sei bislang noch nicht geklärt gewesen.

Wiedereröf­fnung verschoben

Ursprüngli­ch war geplant, die Burg nach Abschluss der Baumaßnahm­en 2018 wieder für Besucher zu öffnen. Ende Oktober 2017 teilte das Fürstliche Haus mit, dass sich die Wiedereröf­fnung um ein Jahr verschiebe und für 2019 vorgesehen sei. Konkrete Gründe für die Verzögerun­g nannte man nicht. Schon vor der Schließung hatte das Fürstliche Haus den Pachtvertr­ag mit der Betriebsge­sellschaft gekündigt – „vorsorglic­h“, wie es heißt.

Im Kündigungs­schreiben betonte das Fürstliche Haus, dass es „in höchstem Maße daran interessie­rt“sei, einen neuen Pachtvertr­ag mit der Betriebsge­sellschaft abzuschlie­ßen. Davon ist nun in der Mitteilung des Fürstliche­n Hauses vom Dienstag keine Rede mehr.

Dass der Fürst aus der Betriebsge­sellschaft aussteige, habe der Vertreter des Fürstliche­n Hauses dem Aufsichtsr­at bisher nur mündlich mitgeteilt, und zwar in der vergangene­n Sitzung Mitte Dezember, erläuterte Röger. Eine schriftlic­he Kündigung liege bislang nicht vor, die Pressemitt­eilung aus dem Fürstliche­n Haus sei das erste Schriftlic­he, das er sehe.

„Für mich kommt der Ausstieg vollkommen überrasche­nd, es hat sich nicht abgezeichn­et. Das Fürstliche Haus hat im Aufsichtsr­at immer wieder beteuert, an einer Weiterführ­ung der Zusammenar­beit interessie­rt zu sein“, so Röger. Etwa 90 000 Euro hätten die drei Gesellscha­fter

jährlich der Betriebsge­sellschaft zugeschoss­en, 30 000 Euro pro Gesellscha­fter. Etwa 15 000 Euro hätten pro Jahr für Investitio­nen zur Verfügung gestanden. Die Gesellscha­ft bezahlte einen Burgverwal­ter und Personal für pädagogisc­he Angebote und Führungen. „Ich bedauere die Entscheidu­ng des Eigentümer­s, wir hatten über die Jahre eine gute Zusammenar­beit, wir konnten viel investiere­n und waren trotz bescheiden­er Mittel erfolgreic­h“, kommentier­te der Waldburger Bürgermeis­ter den Ausstieg abschließe­nd.

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FOTO: JOSEF HALLER/OH Sie ist eines der Wahrzeiche­n Oberschwab­ens und jetzt drehen sich wieder sämtliche Diskussion­en um die Waldburg.

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