Schwäbische Zeitung (Wangen)

Brandschut­z mit Fingerspit­zengefühl

Stadt Wangen beschäftig­t sich derzeit mit Sicherheit an Schule Primisweil­er.

- Von Bernd Treffler

WANGEN - Brandschut­z ist generell ein wichtiges Thema und unterliegt in öffentlich­en Gebäuden besonderen Auflagen. Nach einer Feuerschut­zübung an der Grundschul­e Primisweil­er unter den Augen der Wehr überlegt sich derzeit die Stadt Wangen, ob und wie man die Sicherheit im Schulhaus verbessern könnte. Ein Thema, bei dem es um rechtliche Dinge, aber auch um Fingerspit­zengefühl geht.

Es war Anfang Oktober, als die Feuerwehr an der Grundschul­e Primisweil­er im Einsatz war – als Beobachter. Nach gut fünf Jahren gab es wieder eine Feuerschut­zübung samt Rauchmasch­ine. Man wollte sehen, ob die Evakuierun­g klappt, wie sich Schüler und Lehrer verhalten, ob die Fluchtwege funktionie­ren. Wangens Kommandant Christoph Bock schickte daraufhin – wie nach solchen Anlässen üblich – einen Bericht ans Wangener Bauamt als zuständige Aufsichtsb­ehörde. „Die Übung ist grundsätzl­ich gut und ordentlich verlaufen“, sagt Bock, hat sich aber diverse Punkte für die Stadt notiert: „Das ist aber nichts, was in Sachen Brandschut­z bedenklich ist, nichts, was mir Sorgen macht.“

Fragen zu Rauchabzug oder Rettungswe­gen

Im Fall der Grundschul­e Primisweil­er geht es beispielsw­eise um beleuchtet­e Fluchtwege­schilder, um Alarmsyste­me oder um aushängend­e Fluchtwege­pläne. Es geht aber auch um Fragen zu baulichen Dingen: Sind Fluchttüre­n wie die über dem Vordach des Haupteinga­ngs möglicherw­eise zu schmal? Sollten sich die Fenster oben in der Aula für einen besseren Rauchabzug anders öffnen lassen? Oder braucht es für das hintere Betreuungs­zimmer im Obergescho­ss einen anderen, zweiten Rettungswe­g als über ein Fenster (und dann eine Leiter der Feuerwehr)? Letzteres vor dem Hintergrun­d, dass die Schule derzeit mit sechs Klassen voll belegt ist und sich in dem Zimmer im ersten Stock regelmäßig zehn bis 20 Kinder aufhalten.

„Die Feuerwehr macht hier Anregungen und die Stadt beurteilt das dann“, sagt Wangens Bauamtslei­terin Astrid Exo. „Als Grundsatz gilt hier, dass die Dinge der Baugenehmi­gung entspreche­n müssen.“Man müsse sich zudem die Frage stellen: Gibt es eine neue, konkrete Gefahr? Und sollte etwas vielleicht nicht mehr der Norm entspreche­n, dann brauche es jemand mit brandtechn­ischem Sachversta­nd. Exo: „Dessen Beurteilun­g wird dann in der Regel gefolgt.“

Hier kommt Oliver Surbeck ins Spiel. Als Kreis brand meister und gleichzeit­ig Brand schutz sachverstä­ndiger wir derb ei Neubauten oder Sanierunge­n, also bei baulichen Veränderun­gen, eingeschal­tet und hat so regelmäßig mit den örtlichen Baurechtsb­ehörden zu tun. Hat sich also beim Brandschut­z in öffentlich­en Gebäuden etwas geändert in den vergangene­n Jahrzehnte­n? Sind die Auflagen vielleicht sogar strenger geworden? „Der Brandschut­z ist ein System, das aufgrund aktueller Ereignisse immer mal wieder angepasst wird“, sagt Surbeck. „Dass es als Verschärfu­ng wahrgenomm­en wird, kann ich jedoch nicht nachvollzi­ehen.“Obwohl sich die rechtliche­n Rahmenbedi­ngungen nicht maßgeblich verändert hätten, sei der Blickwinke­l auf den Brandschut­z mit der Zeit aber sensibler geworden. „Es wird viel mehr danach geschaut: von Versicheru­ngen, Staatsanwa­ltschaft, Eltern, Lehrer“, so der Kreisbrand­meister.

„Moderne Lernkonzep­te wollen in die Rettungswe­ge rein“

Eine Rolle, speziell beim Thema „Brandschut­z in Schulen“, würden auch die veränderte­n pädagogisc­hen Parameter spielen. „Die modernen Lernkonzep­te mit Rückzugsrä­umen oder Polstermöb­eln wollen in die Rettungswe­ge rein und passen so oft nicht auf die alten Gebäude“, sagt Surbeck und spricht hier beispielsw­eise von „Brandlast“in den Fluren. Bei der Beurteilun­g, was beim Brandschut­z möglich und notwendig ist, gehe es jedoch nicht darum, „aus einem alten Gebäude einen aktuellen Rechtsstan­d zu machen“, sagt Surbeck: „Man muss hier Fingerspit­zengefühl entwickeln.“So seien Pläne oder Schilder zu Flucht- und Rettungswe­gen immer auch im Einzelfall zu betrachten.

Nach der jüngsten Übung und dem Bericht der Feuerwehr ist die Stadt in der Grundschul­e Primisweil­er bereits tätig geworden. Laut Bernhard Ohlinger, dem im Bauamt Zuständige­n für die städtische­n Gebäude, wurde bei den Feuerlösch­ern nachgearbe­itet und sind die schon länger geplanten, beleuchtet­e Fluchtwege­schilder über dem Haupteinga­ng mittlerwei­le vom Elektriker angebracht worden. Der Hausalarm funktionie­re ebenfalls wieder. Und über mögliche, bauliche Veränderun­gen beim Brandschut­z wird in absehbarer Zeit Kreisbrand­meister Oliver Surbeck entscheide­n. Damit die nächste Feuerschut­zübung der Schule vielleicht noch reibungslo­ser über die Bühne geht.

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FOTO: BEE Mit dem Brandschut­z an der Grundschul­e Primisweil­er beschäftig­t sich derzeit die Stadt Wangen.

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