Schwäbische Zeitung (Wangen)

Das Jahr des OB

Michael Lang landete einen überwältig­en Wahlsieg und bekam bei kontrovers­en Themen Rats-Mehrheiten

- Von Jan Peter Steppat

WANGEN - Es war der 24. September, als die Wangener Oberbürger­meister Michael Lang erneut und zum dritten Mal zu ihrem Stadtoberh­aupt wählten. Wie acht Jahre zuvor erhielt der 52-Jährige ein Traumergeb­nis von fast 99 Prozent der Stimmen. Vor diesem Hintergrun­d war 2017 sicherlich das Jahr des Wangener Oberbürger­meisters. Aber auch in anderer Hinsicht: Denn Lang setzte mehrere Weichen stellende Entscheidu­ngen im Gemeindera­t durch – teilweise gegen deutlichen Widerstand und nach kontrovers­en Diskussion­en.

Wer Michael Lang fragt, welche denn die Höhepunkte seiner inzwischen 16 Jahre als Wangener Rathausche­f sind, der bekommt häufig als Antwort: „Es sind die kleinen Dinge.“Die menschlich­en. Dass Lang sich auch um diese kümmert, sie durchaus lebt, ist spürbar. Nicht allein durch seine große Präsenz bei öffentlich­en Anlässen und Veranstalt­ungen.

Ein durchsetzu­ngsfähiger Moderator von Debatten

Viele Wangener wissen das. Und möglicherw­eise hat er auch deshalb zwei Mal hintereina­nder nahezu alle Wählerstim­men auf sich vereinigen können. Sicher, er hatte weder 2009 noch 2017 Gegenkandi­daten. Doch es gibt Kommunen im Land, da ist die Konstellat­ion ähnlich und doch erhalten entspreche­nde Bewerber oft nicht annähernd 99 Prozent.

Der zweifache Familienva­ter gilt überdies als guter Moderator unterschie­dlicher Interessen, der auf Kompromiss­e aus ist. Auch das macht Langs Amtsführun­g aus. Allerdings: Nicht immer und überall sind gegensätzl­iche Meinungen zusammenzu­führen. Hier erweist sich der Rathausche­f dann als durchsetzu­ngsstark. Je nach Thema mag es einem Welche Zukunft hat der Gelbe Sack? Diese Frage beantworte­t der Kreistag im Oktober: Eine Abholung soll bald zusätzlich möglich werden, zum Beispiel auch in der Papiertonn­e. Die Hochwasser­wiese wird im November zum Parkplatz, weil auf dem P 14 Bäume gepflanzt werden. Das dauert lange. Als die Stadt Abschleppe­n androht, parken die Autofahrer auf einmal deutlich disziplini­erter. passen – oder auch nicht.

Beispiele dafür gab es im zu Ende gehenden Jahr mehrere. So ist es beispielsw­eise erst gut zwölf Monate her, da scheiterte der OB mit seinen Plänen zur künftigen Nutzung des leer stehenden alten Spitals im Rat ungewöhnli­ch deutlich. Diese politische Niederlage arbeitete er im Lauf des Jahres 2017 aber sukzessive auf. Zwei wesentlich­e Punkte des damals abgelehnte­n Nutzungspr­ogramms kommen: Die Außenstell­e des Kindergart­ens Gottesacke­r ist längst beschlosse­n. Und unlängst ging auch der Plan durch, darüber Büros unter anderem für die Diakonie anzusiedel­n.

Dass auf Sicht dennoch weitere wegweisend­e Entscheidu­ngen zur markanten wie historisch­en Altstadtim­mobilie ausstehen, verkauft Lang – als geschickte­r Kommunalpo­litiker – nach dem Motto: „Ist nicht weiter schlimm.“Schließlic­h verfüge die Stadt deshalb über räumliches Potenzial, das ihr möglicherw­eise noch gut tun könne.

Auch bei der Steuerdisk­ussion erlitt Lang vor zwei Jahren eine Niederlage: Damals lehnte die Mehrheit des Gemeindera­ts höhere Grund- und Gewerbeste­uern noch ab. Anfang Dezember lagen die Meinungen dazu im Stadtparla­ment zwar erneut weit auseinande­r. Am Ende erhielt der OB aber eine Mehrheit.

Und es gab noch ein drittes Thema im zurücklieg­enden Jahr, bei dem er seine Linie durchsetzt­e. Die Rede ist vom umstritten­en Neubaugebi­et Haid/Wittwais. Auf der einen Seite stehen hier die Anwohner und ihre entspreche­nde Initiative. Sie setzen Ein Investoren­trio hatte das ehemalige NTW-Gelände gekauft. 2017 werden dessen Pläne diskutiert, die viel Gewerbe, aber auch Wohnen vorsehen. Nach mehreren Sitzungen segnet der Gemeindera­t die modifizier­ten Pläne im Herbst ab. Allerdings ist allen Beteiligte­n bewusst, dass die Planung schwierig wird. Etwa weil es um Brücken über die Argen, Naturschut­z und Hochwasser geht. An den weiterführ­enden Wangener Schulen tut sich 2017 jede Menge. Ende Juni ist Richtfest für den Anbau an der Gemeinscha­ftsschule (Bild), im Oktober wird Ähnliches am Rupert-Neß-Gymnasium gefeiert. Dort läuft die Sanierung des Altbaus und der Neubau des Verbindung­strakts. Ebenfalls im Herbst beschließt der Gemeindera­t eine teilweise Sanierung der Johann-Andreas-Rauch-Realschule. Bei allen drei Projekten werden hohe Millionens­ummen investiert. sich dort für den Bau von Einfamilie­nhäusern ein – um des Gefüges in der Gegend willen. Auf der anderen Seite gibt es das im Ursprung von Architekte­n getragene Wohnungsba­uforum. Dieses wie die Stadtratsf­raktionen von GOL und SPD plädierten für einen Schwerpunk­t auf den Geschosswo­hnungsbau – vor allem wegen des grassieren­den allgemeine­n Mangels an Wohnraum.

Michael Lang tat, was er bei anstehende­n, wegweisend­en Entscheidu­ngen öfter tut: Er lud zu Bürgeranhö­rungen, um Meinungen zu hören. Natürlich gab es mit beiden Seiten Gespräche im Rathaus. Zuletzt wurde ein Fachbüro mit der Ausarbeitu­ng von Plänen beauftragt.

Gleichwohl hatte der Rathausche­f schon in seinem sehr frühen Stadium der Diskussion durchblick­en lassen, in welche Richtung er tendiert: Neubauten müssten zum Bestand passen, lautete Langs Devise. Dabei bezog er sich offenbar vor allem auf die bestehende­n Einfamilie­nhäuser in Haid und Wittwais. In diesem Sinne änderte die Stadt die Pläne des Büros ab. Am Ende lag der Schwerpunk­t deutlich bei den Eigenheime­n, und der Rat folgte ihm mit den Stimmen von CDU und Freien Wählern.

Es müssen also nicht immer jene annähernd 99 Prozent sein, die Michael Lang bei der OB-Wahl erhielt. Im Gemeindera­t gibt es zwar auch oft Einmütigke­it, aber manchmal reichen schlichtwe­g Mehrheiten. Und die hat er bei diesen drei wichtigen Themen bekommen. Auch insofern kann man 2017 durchaus als Jahr von Oberbürgem­eister Michael Lang bezeichnen. Nach den Sommerferi­en gibt es ein neues großes Thema: Wo und wie dürfen Mountainbi­ker im Gelände, insbesonde­re im Wald, unterwegs sein. Die Sportler überreiche­n OB Michael Lang eine Petition für mehr legale Strecken. Am Hasenwald lässt die Stadt indes eines Strecke sperren. Auch Jäger und Naturschüt­zer mischen sich ein. Im Bayerische­n gibt es Diskussion­srunden zwischen Bikern und Waldbesitz­ern. Das Wangener Rathaus präsentier­t sich monatelang eingerüste­t. Hintergrun­d sind die Sanierungs­arbeiten an der barocken Fassade. Weil die historisch­en Gesimse vor allem im zweiten Geschoss aber noch schadhafte­r sind als gedacht, verzögern sich die Arbeiten und werden auch im neuen Jahr andauern. Allerdings fällt das Ganze nach außen nicht groß auf. Denn das Gerüst ist mit einer Fotoplane versehen, die exakt die dahinter steckende der Rathausfas­sade abbildet. Ende des Kauflandst­reits :Im September gewinnt die Stadt die Berufung vor dem Verwaltung­sgerichtsh­of. Im Dezember zieht Kaufland alle Pläne zurück, auch eine neue Anfrage. Berufliche Schulzentr­um Wangen

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