Schön ist, wenn was zusammenläuft
Maria-Luise Stübner über Projekte in Hergatz und die Libanon-Hilfe aus dem Westallgäu
HERGATZ - Was mich heuer in Hergatz besonders beeindruckt hat? Statt eine einzige Sache herauszugreifen, möchte ich ein kleines Lobespaket schnüren. Für all die Bürger und Vereine, die sich uneigennützig für andere engagieren.
Sie leisten tatkräftige Unterstützung wie der Förderverein Grundschule, der Helferkreis für Flüchtlinge oder die Initiativgruppe des Förderkreises für tumor- und leukämiekranke Kinder. Sie stellen Veranstaltungsreihen wie „Hergatz liest“auf die Beine, bei denen die Leselust geweckt wird und Zuhörer sich über alte Geschichten wie die „Kätthr und d’Agath vom Haselhof in Engelitz“freuen können. Sie pflegen das Brauchtum und sorgen so für unvergessliche Eindrücke wie beim Wendelinsritt nach Engelitz. Kurz gesagt, mich beeindruckt das Miteinander, die gelebte Solidarität, die bei diesen Aktivitäten zum Tragen kommt.
Deshalb freut es mich ganz besonders, dass nun auch die Gemeinde selbst sich anschickt, über den Tellerrand hinauszuschauen, den Blick auf Probleme zu richten, die weitaus größer sind als die eigenen und oft hausgemachten. Die Rede ist von der Sondierungsreise in den Libanon, zu der im November 14 Vertreter aus fünf Westallgäuer Gemeinden aufgebrochen waren. Mit im Boot waren auch die Hergatzer Gemeinderäte Heike Kirchmann, Christian Renn und Karl Laukel.
Sie alle folgten der vom Bundesentwicklungsministerium angestoßenen Im Sommer 1992 verliert Stefan Kuhn (Foto) seine Geldbörse im Obersee. 25 Jahre später taucht sie wieder auf. Kinder hatten sie beim Baden gefunden. Im Obersee lauern also wahre Schätze. Nach zwölf Jahren in der Seelsorgeenheit „An der Argen“verlässt Martin Schniertshauer Amtzell. Sein Nachfolgre wird Matthias Hammele. Er kommt aus Wangen und war dort Vikar. „Alt werden in Argenbühl.“So nennt sich eine neue Initiative in der Gemeinde, die im Sommer startet. Dahinter steckt das Ziel, ein neues Seniorenkonzept zu erstellen. Wobei die Wünsche und Ideen aus den einzelnen Dörfern aufgenommen und eingebracht werden sollen. Der Anfang ist verheißungsvoll: Immerhin 80 Bürger beteiligen sich am ersten Treffen in Christazhofen. Im Oktober beginnt in Argenbühl die Debatte zum Bau einer neuen Sporthalle in Eisenharz als Ersatz für die in die Jahre gekommene Carl-Wunderlich-Halle. Damit ist aber klar: Ein Neubau soll her. Die Gemeindeverwaltung schlägt vier Standorte vor. Als Favorit gilt der Standort an der Kirchstraße. Die Turner des TVE wollen keinen Neubau am alten Standort. Dann könnten sie ein Jahr lang nicht trainieren. Initiative „Interkommunales Know-how für Nahost“, knüpften im Libanon erste Kontakte, versuchten Möglichkeiten für Entwicklungsprojekte auszuloten. Fünf Gemeinden ähnlicher Größenordnung wurden besucht. Kommunen, die vom Staat mit ihren Problemen alleine gelassen werden, sei es bei den Schulen, beim Abwasser oder dem Müll. Kommunen, die Flüchtlinge in hoher Zahl aufgenommen haben und nun schauen müssen, wie sie mit dem Nötigsten an Infrastruktur nachkommen. Projektpartnerschaften und Wissenstransfer könnten hier helfen, das Ministerium stellt Gelder für Projekte in Aussicht.
Inzwischen haben in den beteiligten Westallgäuer Gemeinden – Amtzell, Heimenkirch, Hergatz, Gestratz und Opfenbach – Bürgerdialoge stattgefunden. Es gab eine gemeinsame Ratssitzung, in der der Wille unterstrichen wurde, weiter am Ball zu bleiben. Die einzelnen Gremien entscheiden nun im Dezember und Januar über die Fortführung der Initiative. Eine Initiative, die Mut macht und für die es Mut braucht. Eine, die dazu beitragen kann, das Leben im Nahen Osten für einige tausend Menschen etwas lebenswerter zu machen. Eine, bei der sich das eigene, oft eingeengte Gesichtsfeld erweitern lässt. Wird es in Achberg einen Ruheforst als Bestattungsvariante geben? Das ist offen, klar ist aber: Es wird in der Bürgerschaft und im Gemeinderat diskutiert, nachdem die Unternehmensgruppe Fürst von Hohenzollern und die Ruheforst GmbH ein Sigmaringer Vorbild vorgestellt haben. Es gibt jede Menge Fragen und auch Gegner: „Dadurch werden wir unsere Begräbniskultur verlieren“, so Pfarrerin Friederike Hönig. Im September brennt in Amtzell-Burkhardtshaus die Maschinenhalle eines landwirtschaftlichen Anwesens komplett aus. Der Sachschaden ist hoch, Menschen kommen zum Glück nicht zu Schaden. Sogar die Hühner im direkt angrenzenden Stall überleben. Die Feuerwehr verhinderte Schlimmeres, auch weil die Löschwasserversorgung in dem Weiler gut war. Das ist sonst nicht überall der Fall. Im Fahnenwald in Oberstaufen flattert diese Hergatzer Gemeindefahne. Die Gemeinde hat sich gegen die Staatlichen Archive Bayerns durchgesetzt, die das Muster nicht akzeptieren wollten. Im August beginnen Bauarbeiten auf der B 32. Die Straße ist voll gesperrt. Der ganze Verkehr fließt durch Amtzell. Das Chaos wird erst gelindert, als bei der Umleitung nachgebessert wird.