In uns Menschen steckt sehr viel Kraft
Vera Stiller beeindruckte die Schilderung von „Landshut“-Entführungsopfer Diana Müll
AMTZELL - Auch 2017 hat es über das Jahr verteilt immer wieder Momente gegeben, in denen ich in meiner Eigenschaft als Berichterstatterin der „Schwäbischen Zeitung“aufgefordert war, nachzudenken und dankbar zu sein. Unterschiedliche Menschen haben mir gezeigt, wie viel Kraft in ihnen, in uns allen steckt.
Es war Ende November beim Talk im Schloss in Amtzell. Moderator Heiner Vaut hatte drei Menschen um sich versammelt, die vor genau 40 Jahren Zeitzeugen der „Landshut“-Entführung waren. Neben Lufthansa-Pilot Jürgen Vietor und GSG-9-Mann Aribert Mann auch Diana Müll. Die damals erst 19-Jährige befand sich mit 85 weiteren Touristen und fünf Crewmitgliedern auf dem Flug von Mallorca nach Frankfurt, als das Unfassbare geschah.
Die Besucher hörten gebannt zu, als Diana Müll ihre Geschichte erzählte. Und mir schwirrte der Kopf. Wie war es möglich, dass es ein Mensch fünf Tage lang in der unerträglichen Hitze einer Maschine bei verstopften Toiletten, unsagbarem Gestank und dem ständigen Bewusstsein, vielleicht nicht mehr lange zu leben, aushält?
Persönliche Einsicht
Wenn diese Odyssee auch ein glückliches Ende nahm: Kann man den ursprünglichen Plan der palästinensischen Terroristen, sie als erste Geisel sterben zu lassen, jemals vergessen? „Ich habe meinen Frieden mit der Landshut gemacht“, sagte Diana Müll. Und ich nahm mir vor, bei einer Anhäufung von unglücklichen Umständen nie mehr zu sagen: „Wenn jetzt noch etwas dazu kommt, dann halte ich das nicht mehr aus!“