Schwäbische Zeitung (Wangen)

Das Amen für unterwegs

Beim WhatsApp-Netzwerk „Einfach gemeinsam beten“gibt es christlich­e Impulse

- Von Mareike Keiper

ALLGÄU - Was hat die Kirche mit dem Smartphone zu tun? Auf den ersten Blick wenig. Das haben Frater Dominikus Hartmann und Daniel Rietzler geändert: Der Passionist (Mitglied einer katholisch­en Ordensgeme­inschaft) aus Stöttwang (Ostallgäu) und der Jugendpfar­rer aus Weißenhorn (Landkreis NeuUlm) haben das Netzwerk „Einfach gemeinsam beten“gegründet. Über den Chatanbiet­er WhatsApp werden dort jeden Tag ein Audioimpul­s (Sprachnach­richt) und zwei Texte zum gemeinsame­n Beten an die Teilnehmer geschickt. Jede Woche gibt es ein Thema mit passender Bibelstell­e, zu dem sogenannte Impulsgebe­r ihre Gedanken mit den Nutzern teilen. Das Netzwerk ist in Gruppen mit jeweils maximal 40 Mitglieder­n inzwischen deutschlan­dweit organisier­t. Auch im Allgäu gibt es 14 dieser Chats, unter anderem in Füssen, Memmingen, Marktoberd­orf und Kempten.

Seinen Ursprung hat das Projekt bei Hartmann, der im vergangene­n Jahr begann, christlich­e Nachrichte­n über das Smartphone zu verschicke­n. Das habe so viel Anklang gefunden, dass er mit Rietzler im Januar „Einfach gemeinsam beten“ins Leben rief. „Diese Entwicklun­g war gar nicht der Plan, aber die Begeisteru­ng der Jugendlich­en hat das Ganze weitergetr­agen“, sagt Rietzler. Sinn und Zweck des Projektes sei es, eine Hilfestell­ung zum Gebet anzubieten. Weil die Zielgruppe bis dahin zwischen zwölf und 35 Jahren lag, kamen auch Anfragen von älteren Erwachsene­n für eine ähnliche Gruppe. Die gründete sich dann im März, sodass „Einfach gemeinsam beten“inzwischen zweigleisi­g fährt; die Impulse aber sind identisch.

„Tolle Gemeinscha­ft“

Ungefähr 3500 Mitglieder hat das Projekt inzwischen. Sonja Schweier betreut in Kempten 40 von ihnen. Sie ist Netzwerker­in und kümmert sich darum, die Impulse an ihre Chatgruppe weiter zu leiten und gelegentli­ch Treffen zu organisier­en. Sie ist von Anfang an dabei und begeistert sich für die Idee: „Dieser Funken der Inspiratio­n gefällt mir und die Gemeinscha­ft ist toll.“Drei mal hat die 28-Jährige aus Waltenhofe­n schon ihre Gruppe auch in der Realität versammelt. Unter anderem gingen sie zusammen bowlen, um sich kennenzule­rnen, oder zum Beten in die Krypta von St. Lorenz – natürlich immer freiwillig. Dabei seien die unterschie­dlichsten Menschen aufeinande­rgetroffen, sagt sie: „Wir haben zum Beispiel ein Mädchen dabei, das auf der Suche nach einem solchen Angebot war und in der Zeitung darauf gestoßen ist. Und ein anderes, das die Audioimpul­se so schön findet.“Rietzler hat den Eindruck, dass die meisten schon vorher kirchlich engagiert waren. „Aber wir haben auch Neugierige dabei, die wegen der neuen Medien einsteigen“, ergänzt er. Der Jugendpfar­rer glaubt, dass die Anonymität viele dazu bringe, mitzumache­n. „Hier müssen sich die Jugendlich­en nicht outen, dass sie beten.“

Obwohl Rietzler und Hartmann das Netzwerk gegründet haben, übergeben sie die Verantwort­ung für die Inhalte an andere. „Eine ganze Bandbreite an Christen übernehmen die Impulse, darunter Familienmü­tter, Studenten oder auch Pfarrer“, sagt er. Einer von ihnen ist Roland Kiechle. Er studiert katholisch­e Theologie und absolviert gerade die Ausbildung im Priesterse­minar in Augsburg. Ursprüngli­ch stammt der 32-jährige künftige Pfarrer aus Wildpoldsr­ied (Oberallgäu) und kennt daher auch Rietzler, der ebenfalls im Allgäu aufgewachs­en ist. Deshalb sei er Impulsgebe­r geworden. „Daniel fragte mich, ob ich nicht etwas zum Thema Berufung machen wollte. Das ist für mich dankbar, weil mich das selbst fesselt“, sagt Kiechle.

Tausende Zuhörer

Eine Woche lang sollte er jeden Tag einen Audioimpul­s und zwei Texte zusammen stellen und an die Netzwerker schicken. Das sei anspruchsv­oll, findet er. „Denn ich wusste, da sind Tausende Zuhörer“. Auch die enge Zeitvorgab­e, die bei etwa drei Minuten für den Audiopart gilt, habe es ihm schwer gemacht. Er findet, das Netzwerk sei eine gute Art, Jugendlich­e auf vertraute Art dem Christentu­m näher zu bringen. „Neue Medien erreichen die Leute – und das ist gut für die Kirche.“

Jugendlich­e, die Impulse auf ihr Smartphone bekommen wollen, können sich unter Telefon 0176 / 87202838 melden. Erwachsene wenden sich an 0152 / 21031561.

 ?? FOTO: RALF LIENERT ?? Auch wenn Jugendlich­e nicht in die Kirche gehen, können sie sich geistliche Impulse auf ihr Handy schicken lassen. Dafür gibt es das Netzwerk „Einfach gemeinsam beten“.
FOTO: RALF LIENERT Auch wenn Jugendlich­e nicht in die Kirche gehen, können sie sich geistliche Impulse auf ihr Handy schicken lassen. Dafür gibt es das Netzwerk „Einfach gemeinsam beten“.

Newspapers in German

Newspapers from Germany