Schwäbische Zeitung (Wangen)

Sie will noch, sie kann noch

- Von Andreas● Müller andreas.mueller@schwaebisc­he.de

Angela Merkel geht im Moment durch eine der schwierigs­ten Phasen ihrer Kanzlersch­aft. Das Scheitern der Jamaika-Sondierung­en hat ihr mehr geschadet, als viele – vielleicht auch sie selbst – zunächst gedacht haben. Die Bevölkerun­g und wirtschaft­liche Interessen­vertretung­en wie der Deutsche Industrieu­nd Handelskam­mertag warten mehr als drei Monate nach der Wahl noch immer auf eine neue Regierung, neue Impulse, neue Perspektiv­en. Sie machen Angela Merkel für diese Hängeparti­e persönlich verantwort­lich. Und die politische Konkurrenz versucht, Profit aus der Schwäche der Kanzlerin zu schlagen. Dabei agieren SPD und FDP durchaus auf unterschie­dlichem Niveau.

Die Kanzlerin steht in der Kritik. Und es ist so klar wie legitim, dass in dieser Phase die Sozialdemo­kraten in Person von Sigmar Gabriel in die Offensive gehen und sich auch mit gehörigem Ellbogenei­nsatz eine gute Ausgangspo­sition für die anstehende­n Gespräche mit der Union verschaffe­n wollen. So ist das politische Geschäft nun mal. Merkel wird nicht erwartet haben, dass sie von den Genossen mit Samthandsc­huhen angefasst wird. Dafür ist sie selbst viel zu sehr Machtmensc­h.

Durchaus anders ist die Attacke von FDP-Vize Wolfgang Kubicki zu werten. Dass er für seinen Angriff auf die Kanzlerin mit dem PegidaSlog­an von der Merkel, die weg muss, hantiert, ist bestenfall­s sehr schlechter Stil. Klingt ganz danach, als wollten die Liberalen noch mal gegen Merkel nachtreten, die sie nach wie vor für ihr vorübergeh­endes Ausscheide­n aus dem Bundestag verantwort­lich machen. Ganz ähnlich, wenn auch weniger rustikal, hat jüngst auch FDP-Parteichef Christian Lindner von einer Zeit mit anderen Entscheide­rn in der CDU gesprochen. Aber noch ist diese Zeit ganz offenkundi­g nicht gekommen.

Merkel will noch, Merkel kann noch. Was sie aber braucht, sind Partner, die bei allen Differenze­n bereit sind, mit Blick nach vorne Verantwort­ung für dieses Land zu übernehmen. Das gilt in der aktuellen Situation. Das gilt aber auch für den Fall möglicher Neuwahlen.

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