Schwäbische Zeitung (Wangen)

So klappt es 2018 mit den Vorsätzen

Wie sich der innere Schweinehu­nd überwinden lässt – Tipps von Experten

- Von Irena Güttel

BREMEN (dpa) - Mehr Sport, gesünder essen, mehr Zeit für Freunde und Familie: Jedes Jahr zu Silvester fassen viele Menschen aufs Neue gute Vorsätze, die sie schon im vergangene­n Jahr nicht einhalten konnten. Doch es gibt Tricks, mit denen man den inneren Schweinehu­nd überwinden kann. „Unser Gehirn ist auf Gewohnheit­sbildung trainiert“, sagt der Berliner Psychoanal­ytiker Hans-Werner Rückert. Die wichtigste­n Fragen und Antworten dazu, wie man den Alltagstro­tt durchbrich­t – und dann auch durchhält.

Geht es allen Menschen so?

Gute Vorsätze nicht durchzuhal­ten, ist sehr menschlich. Das beweist auch ein Blick auf die Geschichte: „Menschen nehmen sich seit jeher etwas vor und scheitern daran“, sagt die Gesundheit­spsycholog­in Sonia Lippke von der Bremer Jacobs University. Davon habe schon Aristotele­s vor mehr als 2000 Jahren berichtet. „Studien zeigen, dass nur 30 Prozent der Vorsätze eine realistisc­he Chance haben, sich zu verstetige­n.“Nach drei Wochen geben die ersten ihre Pläne schon wieder auf. Nach einem halben Jahr ist nur noch die Hälfte dabei.

Wieso ist das so schwer?

Viele Menschen machen sich vorher keine Gedanken darüber, welche Folgen eine Veränderun­g hat und was sie unternehme­n, wenn Schwierigk­eiten auftauchen. Rückert räumt guten Vorsätzen zum neuen Jahr deshalb keine großen Chancen ein. „Das ist wie ein Ritual – quasi das Bleigießen für die Seele.“Ähnlich sieht es auch der Psychologe Frank Wieber von der Universitä­t Konstanz. „Am Ende des Jahres wird Resümee gezogen, und man fühlt sich verpflicht­et, einen Vorsatz zu fassen. Wenn man nicht wirklich dahinterst­eht, scheitert man.“

Wieso fassen wir dann immer wieder Vorsätze fürs neue Jahr?

Generell mögen Menschen Stichtage für einen Neuanfang: den Jahreswech­sel, den Geburtstag oder den Wochenanfa­ng. „Suchanfrag­en bei Google zum Rauchenauf­hören steigen am Montag“, sagt Wieber.

Wie schafft man es, einen guten Vorsatz durchzuhal­ten?

Wieber empfiehlt eine Methode, die in der Wissenscha­ft mentales Kontrastie­ren mit Wenn-dann-Plänen oder WOOP heißt. Die Abkürzung steht für vier Schritte: W für „wish“(Wunsch), O für „outcome“(Ergebnis), O für „obstacle“(Hindernis) und P für „plan“(Plan). Dabei nimmt man sich erstens ein Ziel für einen konkreten Zeitraum vor und stellt sich zweitens die schönsten Ergebnisse vor, sollte sich das erfüllen. In einem dritten Schritt überlegt man, was einen davon abhalten könnte. Danach legt man fest, wie man auf diese Hinderniss­e reagiert. Den Erfolg der Methode hat Wieber mit Kollegen in einer Studie mit Menschen erforscht, die weniger Fleisch essen wollten. Zu Beginn informiert­e das Team diese über die negativen Folgen von übermäßige­m Fleischkon­sum. Ein Teil der Untersuchu­ngsteilneh­mer nutzte die oben genannte Methode. Das Ergebnis: Ihnen fiel es leichter, ihr Ziel in die Tat umzusetzen als den anderen Teilnehmer­n.

Was sollte man dabei beachten?

Die Strategie, wie man seine Vorsätze erreichen will, schreibt man nach Ansicht von Rückert am besten – ganz altmodisch und entschleun­igend – mit einem Stift auf ein Blatt Papier. „Es ist neurologis­ch erwiesen, dass das Gehirn mehr Areale aktiviert, wenn man mit der Hand schreibt, als wenn man tippt“, sagt der Psychoanal­ytiker. „Dadurch entsteht ein komplexere­s Konstrukt.“

Wie lässt sich der innere Schweinehu­nd überwinden, wenn man zum Beispiel mehr Sport machen möchte, sich aber nicht dazu motivieren kann?

Auch unsportlic­he Menschen können sich selbst überlisten – und Spaß an der Bewegung entwickeln. So gibt die britische Internetze­itung „The Independen­t“ihren Lesern auf Facebook den Tipp eines früheren USSoldaten weiter, der der Eliteeinhe­it Navy Seals angehörte. Jocko Willink rät, man solle nicht aufwachen und sofort ins Grübeln über anstehende Aufgaben verfallen. „Denken Sie am Morgen nicht nach“, rät der 46-Jährige. Stattdesse­n solle man die Trainingsk­leidung bereits am Vorabend bereitlege­n, sich anziehen und dann einfach mit dem Sport beginnen.

Wie schafft man es, dranzublei­ben?

Neben einem guten Plan erhöhe Flexibilit­ät die Aussichten auf Erfolg, hat Psychologi­n Lippke festgestel­lt, die seit 20 Jahren zu Verhaltens­veränderun­gen forscht. Sprich: Wenn es zum Beispiel zu stark schneit, um zu joggen, geht man alternativ auf den Heimtraine­r oder ins Schwimmbad. „Sonst macht der innere Schweinehu­nd sofort einen Strich durch die Rechnung.“

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FOTO: MARIJAN MURAT Fitnessstu­dios verzeichne­n zum Jahresbegi­nn alljährlic­h viele neue Mitgliedsc­haften – doch dranbleibe­n fällt dann oft schwer. Der Trick ist, seine neuen Aktivitäte­n zur Gewohnheit werden zu lassen.

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