Schwäbische Zeitung (Wangen)

Fast so stark wie ein Atomkraftw­erk

Physiker erforscht die Leistung von Lichtschwe­rtern aus dem „Star Wars“-Universum

- Von Stefan Parsch

LEICESTER (dpa) - Im Kino werden derzeit wieder Lichtschwe­rter geschwunge­n: Auch im neuen „Star Wars“-Film „Die letzten Jedi“kommt die mächtige Waffe der Jedi und ihrer Gegner, der Sith, zum Einsatz. Welche Energie ein Lichtschwe­rt unter realen physikalis­chen Bedingunge­n besitzen müsste, hat ein Student der University of Leicester (Großbritan­nien) kalkuliert: Luke Willcocks kommt in seinen Berechnung­en auf knapp sieben Megawatt, was der Energielei­stung von etwa 70 Autos entspricht. Die beiden Fachartike­l sind im „Journal of Interdisci­plinary Science Topics“der University of Leicester erschienen.

Willcocks geht bei seinen Berechnung­en von einer Szene aus dem 1999 in den Kinos angelaufen­en Film „Star Wars: Episode I – Die dunkle Bedrohung“aus. Darin schneidet der Jedi-Meister Qui-Gon Jinn mit seinem grünen Lichtschwe­rt ein Loch in eine Metalltür. Dafür benötigt er im ersten Teil der Prequels elf Sekunden. Willcocks vermutet, dass das verwendete Metall große Ähnlichkei­ten mit Titan hat. Deshalb legt er seiner Kalkulatio­n dessen spezifisch­e Dichte zugrunde.

Beim Lichtschwe­rt nimmt er eine Standardgr­öße von 91 Zentimeter­n Länge und vier Zentimeter­n Durchmesse­r an. Indem er die Menge an geschmolze­nem Metall einbezieht, kommt er auf eine Leistung von 6,96 Megawatt. Das wiederum ist nur zwei Größenordn­ungen von der Leistung eines kleinen Atomkraftw­erks mit 500 Megawatt entfernt. „Diese hohe Leistung aus einer so kleinen Quelle macht das Lichtschwe­rt zu einem effiziente­n Gerät, um durch dichte Materialie­n zu schneiden und Droiden zu bekämpfen“, folgert Willcocks.

Spaßthemen sollen junge Menschen für Physik begeistern

Im zweiten Beitrag nimmt er sich der Frage an, wie sich Lichtschwe­rter unterschie­dlicher Farbe in der Leistung unterschei­den. Die Berechnung des Studenten basiert darauf, dass die verschiede­nen Wellenläng­en des Lichts auch mit einem unterschie­dlichen Energiegeh­alt der Photonen (Lichtteilc­hen) verbunden sind. Wenn man vom grünen Lichtschwe­rt mit einer Leistung von 6,96 Megawatt ausgeht, dann beträgt die entspreche­nde Leistung beim roten Lichtschwe­rt nur 5,47 Megawatt, bei einer violetten Waffe jedoch 9,34 Megawatt.

Violett wäre demnach die Farbe des energierei­chsten Lichtschwe­rts. Das gilt allerdings nur, wenn ein Lichtschwe­rt ausschließ­lich Photonen erzeugt. Aus einigen Star-WarsVeröff­entlichung­en gehe allerdings hervor, dass die Waffe eher ein Plasma erzeuge, schreibt Willcocks. „In diesem Fall sollte das Lichtschwe­rt als Plasmaklin­ge oder ähnlich bezeichnet werden, um genau zu sein.“

Metin Tolan, Experiment­alphysiker an der Technische­n Universitä­t Dortmund, hat die Aufsätze von Willcocks mit Vergnügen gelesen. Er selbst ist Autor eines Buches über die Physik in der „Star Trek“-Filmund -Fernsehser­ie. „Manche Sachen macht man, weil man es kann“, begründet er solche spaßigen Arbeiten von Physikern. Zugleich seien sie aber auch geeignet, um junge Menschen für Physik zu begeistern.

Tolan ist bei Science-Fiction-Filmen aufgefalle­n, dass die nutzbare Energie oft stark übertriebe­n dargestell­t wird. So würde seinen Berechnung­en zufolge das Raumschiff U.S.S. Enterprise im Star-Trek-Universum den 20-fachen Energieinh­alt unserer Sonne benötigen, wenn es einmal den Warp-Antrieb verwendet.

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FOTO: DPA „Star Wars“-Fans bei einem Treffen der „Glow Battle Tour“, einem US-weiten Fan-Event in Los Angeles: Diese Plastik-Lichtschwe­rter haben wohl weniger Energie als ihre Filmvorbil­der.

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