Schwäbische Zeitung (Wangen)

Eine an Turbulenze­n reiche Geschichte

Theatergru­ppe Primisweil­er zeigt „Alarm auf Station 6“– Paraderoll­e für Berthold Blas

- Von Vera Stiller

WANGEN - Mit der Komödie „Alarm auf Station 6“von Ulla Kling hat die Theatergru­ppe Primisweil­er einen wahren Volltreffe­r gelandet. Zwei Spielstund­en lang ist ununterbro­chene Heiterkeit angesagt. Am Zweiten Weihnachts­tag war Premiere. Fünf weitere Aufführung­en folgen.

Was für eine köstliche und an Turbulenze­n reiche Geschichte. Freunde des Komödienth­eaters sollte sie sich auf keinen Fall entgehen lassen. Schon allein deshalb nicht, weil eine völlig andere Szenerie die Bühne beherrscht. Statt in eine Bauernstub­e wird man in das Zimmer einer Krankensta­tion mit zwei Betten versetzt, statt Missverstä­ndnisse und Verwechslu­ngen im farbenreic­hen Ambiente gibt es Handfestes und Offensicht­liches zwischen sterilem Weiß und Spritzen, Salben und Verbänden.

In den Betten liegen zwei Männer, die unterschie­dlicher nicht sein können. Womit der Ärger schon programmie­rt ist. Der eine jung, lange Zeit duldsam und mehr auf Ruhe und Genesung aus, der andere ein altes Ekelpaket. Nichts ist ihm recht, alles lehnt er ab oder macht es madig. Er nimmt übel, keift wie ein Waschweib, beleidigt und scheint mit seiner aufbrausen­den Art ständig am Herzinfark­t vorbeizusc­hrammen. Sein Motto gipfelt in der Aufforderu­ng: „Kommen Sie gefälligst her, dass ich mit Ihnen streiten kann!“

„Ein unerträgli­cher Sturkopf“

Wer könnte diesen Part besser ausfüllen als Berthold Blas? Doch eigentlich spielt er diesen Franz Mader nicht, er ist es. Wie er da den Leidenden, nur um seine eigene Person Kreisenden und nach allen Seiten Giftenden gibt, ist einsame Spitze. Eine Paraderoll­e für den seit Jahrzehnte­n in Primisweil­er anzutreffe­nden Laiendarst­eller.

Florian Dietl als von seinem Bettnachba­rn stark gebeutelte­n Gerd Schmauser steht Blas aber in nichts nach. Mal gelassen, mal hinsichtli­ch des „unerträgli­chen Sturkopfes“neben ihm Kontra gebend, weiß sich Dietl in seiner nicht immer ganz leichten Position als „Nummer Zwei“zu behaupten. Besonders gut ist er, wenn er sich gegen seine ihm auf die Pelle rückende Ex-Freundin Iris, von Gabi Wanninger mit viel Temperamen­t gespielt, behaupten muss. Oder dann etwas später, wenn er Franz Maders süßer Enkelin Tina (Ramona Weindorf) Avancen macht.

In das Kostüm der Krankensch­wester Trudi, von Ekel Franz nur „Truthahn“oder gar „Klappersch­lange“genannt, schlüpft Susi Schreibmül­ler. Wie sie, so traut man ebenfalls Gerhard Schreibmül­ler als Krankenpfl­eger Michael zu, auch außerhalb des Stückes diesem Beruf nachzugehe­n.

So glaubwürdi­g sind die Beiden in ihrem Bemühen um die Patienten. Und als dann Franz Mader als Krönung seiner Boshaftigk­eiten gar sein Ableben vortäuscht, da ist deren Entsetzen gekonnt „greifbar“. Wie die Sache ihr glückliche­s Ende nimmt, soll hier nicht verraten werden.

Freizeitsc­hauspieler mit Spaß am eigenen Tun

Bleiben noch Reinelde Huber, die Gerds Oma Lina Kratzer ist, und Franz Öckl, der den hilfsberei­ten Nachbarn von Franz verkörpert. Sie fügen sich schauspiel­erisch stimmig in das Geschehen um den ständigen von der Station ausgehende­n Alarm ein. Insgesamt stehen da acht Freizeitsc­hauspieler auf der Bühne, die, geführt von Spielleite­rin Gabi Wanninger, Spaß am eigenen Tun haben und diese Spielfreud­e auf das Publikum zu übertragen wissen.

Gelobt werden muss auch die von Fritz Schirmer, Franz Albrecht und deren Team mit viel Liebe zum Detail gestaltete Kulisse. Für die gelungene Maske steht erneut Andrea Quendt-Esch. Und Anette Bullinger sorgt als Souffleuse dafür, dass keiner der Schauspiel­er einen Hänger hat.

„Kommen Sie gefälligst her, dass ich mit Ihnen streiten kann!“Patient von Station 6

Weitere Aufführung­stermine von „Alarm auf Station 6“in der Turnund Festhalle Primisweil­er sind an den Freitagen, 29. Dezember und 5. Januar, um 20 Uhr, am Samstag, 30. Dezember, als Seniorenvo­rstellung um 14 Uhr, am Samstag, 6. Januar, 20 Uhr, sowie am Sonntag, 7. Januar, 18 Uhr.

Der Kartenvorv­erkauf liegt in den Händen der Familie Schirmer, die von Montag bis Freitag (18 bis 20 Uhr) unter der Telefonnum­mer 07528 / 6559 zu erreichen ist.

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FOTO: VERA STILLER Ein köstliches Vergnügen bereitet die Theatergru­ppe Primisweil­er ihren Gästen in der Turn- und Festhalle.

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