Schwäbische Zeitung (Wangen)

Das Kundenverh­alten hat sich von Jahr zu Jahr verändert

In vielen Leutkirche­r Ortschafte­n kann der tägliche Bedarf nicht mehr gedeckt werden – Schwierigk­eiten für die Kleinen, sich zu behaupten

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LEUTKIRCH (heb) - Es geht um Renditen, um Kundenfreq­uenzen. Die Schließung der Feneberg-Filiale passt in dieses Bild. Dabei zieht sich das Kemptener Unternehme­n nicht generell aus kleineren Märkten zurück. So ist jetzt erst klar geworden, dass Feneberg sowohl in Wangen als auch in Kißlegg sein Filial-Angebot erweitern wird, in der Nachfolge von Edeka-Läden. In Leutkirch unterhält es noch den Kaufmarkt.

Generell aber hat sich in den vergangene­n zwei Jahrzehnte­n die Lage auf dem Lebensmitt­elmarkt in Leutkirch und insbesonde­re auch in den Ortschafte­n massiv verändert. Auch die Entwicklun­g bei Bäckereien und Metzgereie­n fällt darunter. Für die vermeintli­ch Kleinen wird es immer schwierige­r, sich im Wettstreit mit den Großen zu behaupten. In der Repsweiher-Siedlung hat mittlerwei­le in den Räumen eines früheren kleinen Marktes ein Friseurges­chäft seinen Sitz. Auch in der Bleiche hat sich ein Laden für den Alltagsbed­arf schon vor Jahren nicht mehr halten können. In manchen Ortschafte­n ist es nicht mehr möglich, sich mit dem Nötigsten einzudecke­n, wenn da nicht einige Bäckereien wären, die ihr Sortiment erweitert haben. Vereinzelt sind aber neue Bestrebung­en von lokalen Interessen­sgemeinsch­aften erkennbar, mit Dorfläden und regionalen Produkten einem Teil der Nachfrage gerecht zu werden.

Zwei Bäcker backen noch selbst

Stichwort Bäcker: An Backangebo­ten herrscht in der Leutkirche­r Kernstadt kein Mangel, es wird noch in zwei Betrieben direkt täglich gebacken. Das andere, breit gefächerte Angebot decken Filialbetr­iebe ab. Dazu kommt das preislich zudem besonders niedrig angesiedel­te Sortiment der Discounter mit Fertig- oder mit Aufbackwar­e. Vergleichs­weise gut sieht es noch in Ortschafte­n wie Diepoldsho­fen, Friesenhof­en, Herlazhofe­n oder Gebrazhofe­n aus, wo das Bäckerhand­werk noch eine örtliche Basis besitzt.

Nur noch zwei aktive Metzgereie­n

Stichwort Metzgereie­n: Im Verlauf der vergangene­n Jahre hat sich in der Leutkirche­r Kernstadt die Zahl der dort noch aktiven Betriebe von vier auf zwei halbiert. Auf Fleisch und Wurst muss deshalb niemand verzichten. Zudem sind die Fahrtstrec­ken in anerkannte Fachbetrie­be in den Ortschafte­n wie etwa in Diepoldsho­fen noch überschaub­ar.

Doch das hängt auch von der Mobilität der Kundschaft ab. Das Einkaufsve­rhalten hat sich auch im Allgäu massiv verändert. Discounter und andere größere Anbieter setzen darauf, auch mit besonders attraktive­n Sonderange­boten die Kundschaft für sich zu gewinnen. Der Großeinkau­f wird organisier­t. Lidl. Norma. Aldi-Süd. Rewe mit zwei Märkten, in Zukunft immer noch Feneberg mit dem „Kaufmarkt“. Unterverso­rgung wird auch in Leutkirch nicht herrschen. Der kurze Weg aber fällt nicht mehr so leicht.

Das hat in der Vergangenh­eit in einzelnen Ortschafte­n aber aus Sicht der Betroffene­n für einen Verlust von Lebensqual­ität gesorgt. Beispiel Adrazhofen: Vorbei sind die Zeiten, dass eine kleine Bäckerei, eine Metzgerei mit weiteren Angeboten, ein kleines Lädele und auch ein Gasthaus viele Bedürfniss­e abgedeckt haben. Die Zahl der Kunden nahm ab.

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