Grasgehren: Neue Bahn und Beschneiung geplant
Gesellschaft will zehn Millionen Euro investieren – Naturschützer drohen mit Klage
OBERMAISELSTEIN - Das in die Jahre gekommene Skigebiet Grasgehren am Oberallgäuer Riedbergpass soll für knapp zehn Millionen Euro modernisiert und ausgebaut werden. Als Ersatz für die beiden Schlepplifte aus dem Jahr 1971 soll ein Achter-Sessel („Hörnlebahn“) gebaut werden, der die Wintersportler weiter nach oben in Richtung Riedberger Horn bringt.
Um die technische Beschneiung zu verbessern, ist der Bau eines Speicherbeckens mit 26 000 Kubikmetern Fassungsvermögen vorgesehen. Bisher stehen auf Grasgehren nur 600 Kubikmeter für den Betrieb von Schneekanonen zur Verfügung. Was haben die jetzigen Pläne mit dem umstrittenen Zusammenschluss der beiden Skigebiete Grasgehren und Balderschwang unterhalb des Riedberger Horns zu tun? „Wir sind mittlerweile so weit, dass wir sagen, jetzt muss etwas passieren“, antwortet Berni Huber, Chef der Grasgehrenlifte. Möglicherweise könnten Klagen den Liftverbund verzögern und im Skigebiet Grasgehren gebe es so oder so Modernisierungsbedarf.
Die Pläne für den Bau der Hörnlebahn wurden bereits 2014 beim Landratsamt eingereicht, zunächst aber nicht weiterverfolgt. Jetzt wolle man rasch bauen, auch um Fördermittel mitzunehmen, sagt Huber. Zuletzt hatte die bayerische Staatsregierung das Seilbahn-Förderprogramm im April 2016 um drei Jahre verlängert. Unklar ist, ob das 2019 nochmals der Fall sein wird. Die Grasgehren Liftbetriebsgesellschaft kann mit weiteren Fördergeldern rechnen. Das schneesichere Skigebiet ist Bundesstützpunkt für Ski- und Snowboardcross.
Baldige Genehmigung erwartet
Gegner wie Befürworter gehen davon aus, dass das Oberallgäuer Landratsamt die neue Hörnlebahn bald genehmigen wird. Die Pläne für den Bau des Speicherteichs hat die Liftgesellschaft vor einigen Wochen beim Landratsamt eingereicht.
Die Hörnlebahn bezeichnet der frühere Bürgermeister von Fischen, Toni Vogler, als „Ersatzbau“für die beiden alten Lifte. Vogler, auch Sprecher der beteiligten beiden Gemeinden für eine Skischaukel, fragt: „Was gibt es da zu beanstanden, wenn man Grasgehren behandelt wie andere Skigebiete, wo erneuert, optimiert und modernisiert wird?“
Thomas Frey, Regionalreferent des Bundes Naturschutz, kritisiert die Bahn-Pläne: „Gegen einen Ersatzbau hätten wir nichts, wenn auf gleicher Trasse und ohne zusätzliche Pisten eine neue Bahn gebaut würde.“Bei dem jetzigen Vorhaben seien aber „neue Pisten in Kernlebensräumen des Birkwilds und in geologisch labilem Gelände geplant“. Der neue Liftausstieg liege nur 25 Höhenmeter über dem bisherigen, kontert Befürworter Toni Vogler.
Heftig kritisiert wird vom Bund Naturschutz auch der ins Auge gefasste Standort für den Bau des Speicherbeckens. Es handle sich um „naturschutzfachlich hochwertigste Bereiche“, sagt Frey. In einem höchst sensiblen Quellmoor müssten beim Bau des Beckens bis zu drei Meter hohe Torflagen abgebaggert werden. „Die sind vor Tausenden von Jahren entstanden“, sagt Frey. Berni Huber hat nach eigenen Angaben seit Jahren zehn SpeicherteichStandorte prüfen lassen. Jetzt wolle man „nach Jahren der Suche“das Projekt angehen. Bund-Naturschutz-Referent Frey hat Klagen gegen die Pläne angekündigt.