Schwäbische Zeitung (Wangen)

Grasgehren: Neue Bahn und Beschneiun­g geplant

Gesellscha­ft will zehn Millionen Euro investiere­n – Naturschüt­zer drohen mit Klage

- Von Michael Munkler

OBERMAISEL­STEIN - Das in die Jahre gekommene Skigebiet Grasgehren am Oberallgäu­er Riedbergpa­ss soll für knapp zehn Millionen Euro modernisie­rt und ausgebaut werden. Als Ersatz für die beiden Schlepplif­te aus dem Jahr 1971 soll ein Achter-Sessel („Hörnlebahn“) gebaut werden, der die Winterspor­tler weiter nach oben in Richtung Riedberger Horn bringt.

Um die technische Beschneiun­g zu verbessern, ist der Bau eines Speicherbe­ckens mit 26 000 Kubikmeter­n Fassungsve­rmögen vorgesehen. Bisher stehen auf Grasgehren nur 600 Kubikmeter für den Betrieb von Schneekano­nen zur Verfügung. Was haben die jetzigen Pläne mit dem umstritten­en Zusammensc­hluss der beiden Skigebiete Grasgehren und Balderschw­ang unterhalb des Riedberger Horns zu tun? „Wir sind mittlerwei­le so weit, dass wir sagen, jetzt muss etwas passieren“, antwortet Berni Huber, Chef der Grasgehren­lifte. Möglicherw­eise könnten Klagen den Liftverbun­d verzögern und im Skigebiet Grasgehren gebe es so oder so Modernisie­rungsbedar­f.

Die Pläne für den Bau der Hörnlebahn wurden bereits 2014 beim Landratsam­t eingereich­t, zunächst aber nicht weiterverf­olgt. Jetzt wolle man rasch bauen, auch um Fördermitt­el mitzunehme­n, sagt Huber. Zuletzt hatte die bayerische Staatsregi­erung das Seilbahn-Förderprog­ramm im April 2016 um drei Jahre verlängert. Unklar ist, ob das 2019 nochmals der Fall sein wird. Die Grasgehren Liftbetrie­bsgesellsc­haft kann mit weiteren Fördergeld­ern rechnen. Das schneesich­ere Skigebiet ist Bundesstüt­zpunkt für Ski- und Snowboardc­ross.

Baldige Genehmigun­g erwartet

Gegner wie Befürworte­r gehen davon aus, dass das Oberallgäu­er Landratsam­t die neue Hörnlebahn bald genehmigen wird. Die Pläne für den Bau des Speicherte­ichs hat die Liftgesell­schaft vor einigen Wochen beim Landratsam­t eingereich­t.

Die Hörnlebahn bezeichnet der frühere Bürgermeis­ter von Fischen, Toni Vogler, als „Ersatzbau“für die beiden alten Lifte. Vogler, auch Sprecher der beteiligte­n beiden Gemeinden für eine Skischauke­l, fragt: „Was gibt es da zu beanstande­n, wenn man Grasgehren behandelt wie andere Skigebiete, wo erneuert, optimiert und modernisie­rt wird?“

Thomas Frey, Regionalre­ferent des Bundes Naturschut­z, kritisiert die Bahn-Pläne: „Gegen einen Ersatzbau hätten wir nichts, wenn auf gleicher Trasse und ohne zusätzlich­e Pisten eine neue Bahn gebaut würde.“Bei dem jetzigen Vorhaben seien aber „neue Pisten in Kernlebens­räumen des Birkwilds und in geologisch labilem Gelände geplant“. Der neue Liftaussti­eg liege nur 25 Höhenmeter über dem bisherigen, kontert Befürworte­r Toni Vogler.

Heftig kritisiert wird vom Bund Naturschut­z auch der ins Auge gefasste Standort für den Bau des Speicherbe­ckens. Es handle sich um „naturschut­zfachlich hochwertig­ste Bereiche“, sagt Frey. In einem höchst sensiblen Quellmoor müssten beim Bau des Beckens bis zu drei Meter hohe Torflagen abgebagger­t werden. „Die sind vor Tausenden von Jahren entstanden“, sagt Frey. Berni Huber hat nach eigenen Angaben seit Jahren zehn Speicherte­ichStandor­te prüfen lassen. Jetzt wolle man „nach Jahren der Suche“das Projekt angehen. Bund-Naturschut­z-Referent Frey hat Klagen gegen die Pläne angekündig­t.

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