Schwäbische Zeitung (Wangen)

Umbaukoste­n unbekannt

Das Bundesamt für Infrastruk­tur weiß erst Mitte 2018, wann die General-Oberst-Beck-Kaserne in Sonthofen fertig ist

- Von Ulrich Weigel

SONTHOFEN - Allen Unkenrufen skeptische­r Bürger zum Trotz: So chaotisch wie beim Flughafen Berlin soll der Umbau der Generalobe­rst-Beck-Kaserne (GOB) in Sonthofen nicht laufen. Allerdings: Konkrete Aussagen, wann die frühere NS-Ordensburg und spätere Feldjägers­chule für die Zwecke der ABC-Abwehr fertig ist, gibt es aktuell ebenso wenig wie zu den Gesamtkost­en. Es ist weiter die Rede von rund 200 Millionen Euro – nach einer Hochrechnu­ng mit Unwägbarke­iten.

Wer sich mit Baukosten befasst, der weiß, dass die seit einigen Jahren nur eine Richtung kennen: nach oben. Die Hochkonjun­ktur der Branche trifft private Häuslebaue­r genauso wie große Infrastruk­turprojekt­e, bestätigt ein Fachmann. Und so munkelt inzwischen in Sonthofen mancher mit Blick auf die Burg von 20 Prozent Kostenstei­gerung oder auch mehr. Was ist dran?

Bei der GOB-Kaserne handelt es sich nicht um einen Großauftra­g, sondern um viele verschiede­ne Neu- und Umbauten, die das Staatliche Bauamt Kempten in Abstimmung mit der Bundeswehr plant. Viele Arbeiten werden separat ausgeschri­eben, einzelne Ausschreib­ungen optimiert und wiederholt. Der Wettbewerb von Firmen könnte so trotz allgemeine­n Preisansti­egs auch dazu führen, dass einzelne Aufträge billiger ausgehen als geschätzt. In Kempten gibt es zum Thema GOB keine Aussagen, wohl aber in Bonn. Wo das Großprojek­t finanziell steht, erklärt eine Sprecherin des Bundesamte­s für Infrastruk­tur, Umweltschu­tz und Dienstleis­tungen der Bundeswehr:

Verbaut wurden bisher rund 50 Millionen Euro. Die laufenden , in Auftrag gegebenen Bauarbeite­n haben rund 70 Millionen Euro Umfang. Zu den Gesamtkost­en kann das Bundesamt keine abschließe­nde Aussage treffen: Man habe nicht alle Bauleistun­gen vergeben, die Gesamtkost­en würden maßgeblich von der Marktlage abhängen.Ein Blick zurück zeigt: Das Projekt ist schon mit 200 Millionen weit teurer, als es manchem einst träumte. Die Kaserne werde für über 100 Millionen Euro umgebaut, hatte 2012 der damalige Verteidigu­ngs-Staatssekr­etär Christian Schmidt (derzeit noch Landwirtsc­haftsminis­ter) in Sonthofen erklärt.

Sein Allgäuer CSU-Kollege Dr. Gerd Müller (aktuell Minister für wirtschaft­liche Zusammenar­beit und Entwicklun­g) sagte damals, man wolle den Umbau „2015 abschließe­n, besser früher“. 2013 hieß es dann: Ende 2018. Auch dieses Zeitziel ist längst Geschichte. Vergangene­s Jahr war die Rede davon, dass das letzte neue Gebäude auf der Burg 2019 fertig werden soll und 2020 die Restarbeit­en folgen.

Und heute? „Ziel ist, die Gebäude mit möglichst wenig Verzögerun­gen an die Truppe zu übergeben“, heißt es beim Infrastruk­tur-Bundesamt. Die Behörde weiß in einem halben Jahr, wann sie das nächste Mal mit dem Umbau fertig sein will. Oder im Amtsdeutsc­h: „Eine belastbare Aussage zur Fertigstel­lung der gesamten Liegenscha­ft ist insbesonde­re wegen der Zusammenar­beit mit verschiede­nen Baufirmen erst Mitte 2018 möglich.“Hintergrun­d: Laut Behördensp­recherin musste man heuer den Bauzeitenp­lan in vielen Einzelgewe­rken „anpassen“.

Gründe? Beispielsw­eise zeigte sich während der Arbeiten ein erhöhter Sanierungs­bedarf der denkmalges­chützten Bausubstan­z, der nicht eingeplant war. Und das muss parallel zu den laufenden Arbeiten angepackt werden. Die Bauverwalt­ung bewertet nun, wie sich die zusätzlich­en Sanierunge­n aufs Gesamtproj­ekt auswirken. Der Zeitplan wird in Abstimmung mit einem Architektu­rbüro und dem Kompetenzz­entrum für Baumanagem­ent (München) überarbeit­et.

Man könne im Moment keine Angaben machen, wann die ersten Einheiten aus der Grünten- und Jägerkaser­ne auf die Burg umziehen und die zwei Kasernen in der Stadt frei werden, heißt es in Bonn. Vorerst wird in der Burg weiter nur ein Gebäude als Dienststel­le genutzt: das 2017 fertiggest­ellte „Zentrum Brandschut­z der Bundeswehr“.

„Ziel ist, die Gebäude mit möglichst wenig Verzögerun­gen an die Truppe zu übergeben“, heißt es beim Infrastruk­tur-Bundesamt.

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