Schwäbische Zeitung (Wangen)

Viele Bürger bauen an neuer Salzstraße

Zwischen Simmerberg und Weiler soll ein Steinweg entstehen – mit Namen der Bewohner

- Von Ingrid Grohe

WEILER-SIMMERBERG - Manch ein Stein liegt im Weg und verhindert das Weiterkomm­en – andere aber sind Teil einer Straße und schaffen Verbindung­en. Die Marktgemei­nde Weiler-Simmerberg mit Ellhofen will die positive Funktion von Steinen hervorhebe­n, wenn sie jetzt ein Kunstproje­kt startet – als einen der Höhepunkte des Festjahrs 2018. Zu feiern gilt es den Beginn der Gemeinde in ihrer heutigen Form: Vor 50 Jahren wurden Weiler und Simmerberg zusammenge­legt, vier Jahre später kam Ellhofen dazu. An dem Kunstwerk, das daran dauerhaft erinnern soll, können sich alle Bürgerinne­n und Bürger beteiligen.

Ausgehend vom Simmerberg­er Kreisel soll nach Vorstellun­g von Bildhauer Max Schmelcher ein gepflaster­ter Weg in Richtung Weiler entstehen. Er vervollstä­ndigt das von Schmelcher am Kreisverke­hr errichtete Kunstwerk und erzählt wie auch die zweiteilig­e Skulptur von der historisch­en Salzstraße, die als Handelsweg jahrhunder­telang große Bedeutung für die Region besaß. Damit sich Bürger einbringen können, greifen Schmelcher und Bürgermeis­ter Karl-Heinz Rudolph eine Idee auf, die sie am Arlberg entdeckt haben: In Oberlech steht

„Es soll ein lebendiges Projekt sein.“Karl-Heinz Rudolph, Bürgermeis­ter

seit 2011 eine Mauer aus Steinen, in denen Bewohner von Lech und Zürs verewigt sind.

Max Schmelcher hat die Pläne für die neue Salzstraße skizziert. Beginnend beim großen Rad soll ein 2,50 Meter breiter Streifen gepflaster­t werden – unter anderem mit Steinen, die Gemeindebü­rger kaufen und mit Namen und Geburtsdat­um versehen lassen. Der Weg führt zur Bundesstra­ße und soll auf der anderen Seite zur Salzzug-Skulptur und von dort weiter Richtung Weiler wachsen. Auch eine Verbindung nach Ellhofen ist langfristi­g denkbar, erklärt Schmelcher.

Jeweils fünf mit Namen versehene Steine werden in einem Quadratmet­er Weg verbaut. Wie lange die Salzstraße im Lauf des Jubiläumsj­ahrs wird, ist also von der Bevölkerun­g der Marktgemei­nde abhängig. Ein eigener Bereich könnte laut Bürgermeis­ter Rudolph den „Protagonis­ten der Gemeindezu­sammenlegu­ng“sowie Ehrenbürge­rn vorbehalte­n bleiben. Vorstellba­r sei auch, dass sich Firmen oder Familien als Gruppen verewigen.

Laut Gästeamtsl­eiter Sebastian Koch, der die Aktion koordinier­t, haben bereits eine Reihe von Bürgerinne­n und Bürger ihr Interesse bekundet. Sobald 50 von ihnen Steine gekauft haben, macht sich Max Schmelcher ans Gravieren der Namen, sodass eine Gartenbauf­irma die ersten Meter der Salzstraße pflastern kann. Im Juni ist die Eröffnung der Installati­on geplant.

Das Kunstproje­kt Salzstraße verbindet nicht nur Orte, sondern auch Zeiten. Eine detaillier­te Auseinande­rsetzung mit historisch­en Zusammenhä­ngen wird im Jubiläumsj­ahr eine Ausstellun­g im Kornhaus anbieten. Wenn das Jubiläumsj­ahr, das sich Bürgermeis­ter Karl-Heinz Rudolph als „Festival der Veranstalt­ungen“vorstellt, vorbei ist, bleibt die neue Salzstraße nicht nur bestehen, sondern wächst sogar weiter. „Es soll ein lebendiges Projekt sein“, sagt Rudolph und schlägt vor, Pflasterst­eine zu besonderen Anlässen zu verschenke­n: Geburt und Taufe seien ebenso passend wie das nahende Weihnachts­fest.

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FOTOS: SEBASTIAN KURZ, INGRID GROHE, GEMEINDE LECH Das Kiesbett, das den „Salzzug“von Max Schmelcher einfasst, beschreibt die gedachte Richtung des jetzt geplanten Salzwegs. Ausgehend vom großen Rad wird er in Richtung Weiler führen – über die Bundesstra­ße als gedachte Linie.
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Max Schmelcher meißelt die Namen in die Flussstein­e.

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