Ein Kreuzfahrtschiff für Nordkorea
Süd- und Nordkorea aktivieren Kommunikationsweg – Trump prahlt mit Atomknopf
SEOUL (SID/dpa) - Südkorea ist bestens auf eine Teilnahme Nordkoreas an den Olympischen Winterspielen in Pyeongchang (9. bis 25. Februar) vorbereitet. Der Gastgeber hat bereits konkrete Pläne und will für das nordkoreanische Team ein Kreuzfahrtschiff zur Verfügung stellen. Nicht nur sportpolitisch stehen die Zeichen auf Entspannung: Angeblich will Nordkorea die suspendierte Kommunikationsleitung zu Südkorea an der schwer bewachten Grenze wiederherstellen.
TOKIO - Was ist im schwelenden Korea-Konflikt hilfreicher: leise oder laute Töne? Südkorea hat sich für einen besonnenen Umgang mit der Diktatur in Pjöngjang entschieden. Seoul aktivierte am Mittwoch das rote Telefon an der Grenze zwischen beiden verfeindeten Bruderstaaten – bemerkenswerterweise war der Anstoß dafür von der nordkoreanischen Seite gekommen. Stunden zuvor ließ Diktator Kim Jong-un über den Amtsrundfunk verkünden, den seit Jahren abgeschalteten Kanal wieder zu öffnen. Nordkoreas Vorsitzender des staatlichen Ausschusses für eine friedliche Wiedervereinigung, Ri Son-gwon, teilte im Namen des Machthabers mit, man werde versuchen, sich auf eine „ernste und vorsichtige“Art und Weise mit Südkorea einzulassen. Damit würde dem Willen des Staatsoberhauptes Kim Jong-un entsprochen.
Die Regierung in Seoul ihrerseits wertete den Vorstoß aus Pjöngjang als „sehr bedeutsam“und als einen wichtigen Schritt, den auf Eis liegenden Dialog wieder aufzunehmen. Präsidentensprecher Yoon Youngchan erklärte: „Dies schafft ein Umfeld, in dem jeder Zeit direkte Kommunikation möglich ist.“Südkorea wolle nun versuchen, die Telefonleitung zu nutzen, um über eine gewisse Kooperation während der im Februar bevorstehenden Olympischen Winterspiele in Pyeongchang zu reden.
So verheißungsvoll dieser Neustart klingt, ein Durchbruch zum friedlichen Dialog ist das noch nicht. Bisher hat Nordkorea noch nicht offiziell auf das am Dienstag verkündete Gesprächsangebot aus dem Süden reagiert. Seoul hatte eventuell schon für den 9. Januar diplomatische Kontakte auf hoher Ebene offeriert. Aber Südkoreas Staatschef hatte gleichzeitig auch all zu hohe Erwartungen daran gedämpft. Eine solche Verbesserung der Beziehungen mit dem Norden könne nicht von der Lösung des Atomstreits getrennt werden. Er wies sein Außenamt an, sich über weitere Schritte eng mit den Alliierten – also den USA und Japan – abzustimmen, damit beide Probleme „zur gleichen Zeit“behandelt werden konnten.
Zweifel an der Redlichkeit nordkoreanischer Absichten kommen vor allem aus den USA. UN-Botschafterin Nikki Haley sagte vor Reportern, die Vereinigten Staaten werden keine Gespräche ernst nehmen, wenn nicht dabei zugleich etwas für ein Atomwaffenverbot in Nordkorea herauskäme. Derweil heizt US-Präsident Donald Trump das verbale Wortgefecht weiter an. Der Chef des Weißen Hauses schrieb auf Twitter, er habe einen „viel größeren und mächtigeren“Atomknopf als der nordkoreanische Führer. „Und mein Knopf funktioniert.“