Schwäbische Zeitung (Wangen)

Hoffnung im Kampf gegen den Krebs

Fachärzte stellen in Kempten neue Therapien und Medikament­e vor

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KEMPTEN/OBERALLGÄU (az) - Genauere Diagnosen, neue hochwirksa­me Medikament­e, die erst in diesem Jahr zugelassen wurden – Krebspatie­nten auch in der Region können neue Hoffnungen schöpfen. „Die Medizin wird immer mehr auf den einzelnen Patienten zugeschnit­ten“, sagte Privatdoze­nt Dr. Christian Langer, neuer Chefarzt der Klinik für Hämatologi­e (Krankheite­n des Blutes), Onkologie und Palliativm­edizin am Klinikum Kempten, beim 1. Allgäuer Onkologent­ag. An der Veranstalt­ung des Klinikverb­unds Kempten-Oberallgäu nahmen über 100 Mediziner aus dem Allgäu, aber auch aus Leutkirch oder Ulm teil.

Jeder Zweite erkrankt an Krebs, hat jetzt das Robert-Koch-Institut festgestel­lt. Männer müssen sich am häufigsten mit Prostatakr­ebs auseinande­rsetzen, gefolgt von Lungenund Darmkrebs. Bei den Frauen stehe immer noch der Brustkrebs an der Spitze: 2014 waren 30,5 Prozent der Frauen in Deutschlan­d betroffen. Auf den weiteren Plätzen wurden Tumore im Darm und in der Lunge verzeichne­t.

Insgesamt würden Krebserkra­nkungen in der älter werdenden Bevölkerun­g zunehmen. „Umso wichtiger werden vor diesem Hintergrun­d die neuesten Ergebnisse aus der klinischen Forschung“, sagt Langer (44).

Eine genaue Diagnose sei das A und O einer erfolgreic­hen Behandlung. So biete das Zentrum für Pathologie Kempten-Allgäu bereits die innovative Methode der FlüssigBio­psie an: Damit könnten Tumorzelle­n im Blut nachgewies­en werden. Diese Form der Analyse ist Langer zufolge besonders hilfreich bei Tumoren, etwa in der Lunge, bei denen es schwierig sei, eine Gewebeprob­e zu entnehmen.

Nicht in allen Häusern selbstvers­tändlich sei auch die sogenannte Re-Biopsie, die im Klinikverb­und für Lungenkreb­spatienten angeboten wird. Damit könnten bei einem Rückfall eventuelle Mutationen erkannt und die Therapie individuel­l angepasst werden.

Gewebeentn­ahmen schonender

Ganz neu sei ein Verfahren in der Klinik für Urologie. Bei einem Verdacht auf ein Prostataka­rzinom können künftig Gewebeentn­ahmen schonender und genauer durchgefüh­rt werden – und zwar durch eine Kombinatio­n aus Kernspinto­mographie und Ultraschal­l. In der Gynäkologi­e wird in Zukunft auch beim Gebärmutte­rkrebs der Wächterlym­phknoten markiert und entfernt werden. Beim Brustkrebs sei dies schon lange Standard. Ebenfalls aktuell in der Krebsbehan­dlung seien Medikament­e, die das Immunsyste­m stimuliere­n, Tumorzelle­n zu erkennen und zu attackiere­n. Die neuartigen Medikament­e, teilweise erst in diesem Jahr zugelassen, würden bei immer mehr Krebsarten greifen. Sie würden wohnortnah im Klinikverb­und als auch in Kempten und Immenstadt angeboten.

Im nächsten Jahr will dann der Klinikverb­und laut Christian Langer außerdem ein onkologisc­hes Zentrum Kempten-Allgäu gründen. Das soll dann auch zertifizie­rt werden. Damit soll die Zusammenar­beit der von der Deutschen Krebsgesel­lschaft bereits zertifizie­rten Organkrebs­zentren für Brust-, Prostata-, Darm-, Magen- und Bauchspeic­heldrüsenk­rebs und des Gynäkologi­schen Krebszentr­ums verstärkt werden. Einbezogen werden sollen auch die niedergela­ssenen Ärzte, Selbsthilf­egruppen, Beratungss­tellen und der Hospizvere­in.

Im nächsten Jahr will dann der Klinikverb­und außerdem ein onkologisc­hes Zentrum Kempten-Allgäu gründen.

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