2Low and Drums begeistern in Stadthalle
Das Trio zeigte in Wangen fröhliche und selbstironische Musik auf hohem Niveau
WANGEN - „2Low and Drums“besteht aus drei jungen Musikern: Florian Hatzelmann (Tuba), Michael Müller (Euphonium) und Stephan Hutter (Schlagzeug und Keyboard). In einer gut gefüllten Stadthalle entführten sie am Dienstagabend mit Pop, Jazz und Filmmusik in eine Klangwelt, die vom tiefen, aber keineswegs schwerfälligen Blech geprägt ist. Lippen- und Zungenakrobatik und technische Unterstützung ergänzten sich zu einem mitreißenden Hörerlebnis der besonderen Art.
Theoretisch ist die Gruppe ein Trio, praktisch spielte eine „GrooveStation“mit, nahm Rhythmus- und Begleitsequenzen auf, die nach Bedarf zugeschaltet und ausgeschaltet werden konnten und vervielfältigte so das Ensemble – und, wie Michael Müller verschmitzt zugab, auch die Fehler, denn die Sequenzen wurden live eingespielt, quasi als Intro vor jedem Stück. Da müssen Tempo und Zusammenspiel exakt passen.
Hutter legte als Schlagzeuger vorantreibende und lebendige Beats vor und Hatzelmann und Müller sind als klassisch ausgebildete Musiker technisch perfekt, goovten mit ihren eher als voluminös angesehenen Instrument mächtig und rasant. Dabei passen sie sich der Stimmung der Stücke an und verfallen nicht dem vermeintlichen Zauber der Rasanz und Effekthascherei und bezeichnen sich als „Heavy Metall“– „schweres Blech“. Schwer zu spielen – durchaus, schwer im Klang und der Beweglichkeit: eindeutig nein.
Eine vibrierende Tuba, ein durch die Lagen flitzendes Euphonium: Das hatte durchaus etwas Urtümliches, Ungeschliffenes und Kraftvolles, in „Misirlou“aus Pulp Fiction etwa oder den „Knights of Sidonia“. Sie konnten aber auch urgemütlich Duettieren. „Don’t worry, be happy“von Bobby McFerrin war so ein Stück oder die Zugabe „Stand by me“. Sie passten zu den Instrumenten wie die Faust aufs Auge, frei nach dem Motto: „Zwei Schwergewichte nehmen’s leicht.“Die Groove-Station ermöglichte aber auch fetten Disco-Sound und vielfältige Jazz-Arrangements, sehr gut abgemischt vom Tontechniker Michael Bernhard.
Selbstgeschriebene Soli
Neben einer sympathischen Musikauswahl, mit Filmmusiktiteln aus „Mission Impossible“, James Bond oder den „Pirates of the Caribbean“, Pop-Song von Michael Jackson und Ed Sheeran, Jazz und Jazz-Rock von Chick Corea und Pharell Williams, war auch die Gruppe selber sympathisch, erzählte aus dem Probenalltag und man erfuhr einiges von „Innenleben“der drei Freunde.
Stephan Hutter schreibt die Arrangements und zum größten Teil auch die Soli und beweist dabei großes Geschick und einen sicheren Geschmack. Und seine Mitspieler beweisen große Finger- und Zungenfertigkeit und brauchen den sprichwörtlich langen Atem, um musikalisch durchzuhalten: Fast zwei Stunden Hochleistungsspiel, das erfordert gute Kondition. Und Freude an dieser Musik.
Das strahlte „2Low and Drums“auch aus: locker, fröhlich, nicht immer bierernst und selbstironisch, musikalisch auf hohem Niveau und nahe am Publikum. Und was das „strahlen“betrifft: Ferdinand Grotz rückte das Trio auch optisch ins rechte Licht, mit vielen Farb- und Bewegungseffekten und verfremdeten Live-Bildern, die über die Leinwand tanzten, die visuelle Umsetzung des musikalischen Grooves, passgenau zur Stimmung und wie der ganze Abend, ein Genuss.