Schwäbische Zeitung (Wangen)

Ein Feuerwerk der Gegensätze

Menschlich­e Körper als fasziniere­ndes Kunstwerk bei der Turngala in Ravensburg

- Von Sybille Glatz

RAVENSBURG - 32 Spitzenspo­rtler aus der ganzen Welt haben am Mittwoch die rund 2000 Zuschauer der Turngala in ihren Bann gezogen. Die Oberschwab­enhalle in Ravensburg war ausverkauf­t, auf den Rängen saßen Jung und Alt. Die Turngala fand zum 19. Mal in Ravensburg statt.

Sie wird jedes Jahr vom Schwäbisch­en und vom Badischen Turnerbund organisier­t und ist in 15 Städten Baden-Württember­gs zu sehen. Ausrichter in Ravensburg war dieses Jahr der größte Breitenspo­rtverein der Stadt, der Turn- und Sportbund 1847 Ravensburg (TSB).

Rund 20 junge Turner des TSB eröffneten die Gala und stimmten das Publikum auf das folgende Programm ein. Dieses war geprägt von Gegensätze­n. Unter die wuselnde Kindergrup­pe des TSB, die mit BänDie dern, Reifen und Seilen tanzte und am Barren und auf Bänken turnte, mischte sich eine ältere Dame. Sie zeigte am Barren verschiede­ne Figuren, präsentier­t mit einer beeindruck­enden Körperspan­nung. Es handelte sich um Johanna Quaas, mit 92 Jahren die älteste aktive Wettkampft­urnerin der Welt. Sie stammt aus Halle und turnt seit ihrem dritten Lebensjahr.

Schwerkraf­t und Illusion

Was danach folgte, war eine Mischung aus Theater und Tanz, Akrobatik und Artistik. In schneller Abfolge, unterbroch­en nur von einer längeren Pause und ohne Moderation, wurden sportliche Höchstleis­tungen präsentier­t. Musik, Lichteffek­te und eine Videoleinw­and im Hintergrun­d machten die Darbietung­en zu einem multimedia­len Show-Erlebnis.

Sportler entführten das Publikum in eine Welt, in der die Schwerkraf­t keine Bedeutung mehr zu haben schien. Begleitet vom rhythmisch­en Klatschen des Publikums schleudert­e ein auf einer Bank liegender junger Mann seinen Partner mit den Füßen in alle Richtungen quer durch die Luft – um ihn danach wieder mit den Füßen aufzufange­n.

Spielerisc­he Leichtigke­it

Um Schwerkraf­t und Illusion ging es auch beim Auftritt des „Wall Clowns“Tobias Wegner. Er brachte das Publikum zum Lachen, indem er mit filmischen Täuschunge­n spielte. In der Mitte der Bühne konnte das Publikum die Realität sehen, rechts und links davon Videoaufna­hmen, die das Gleiche zeigten, aber aus einer gedrehten Perspektiv­e. Und so „kletterte“der Clown im Video unter größter Anstrengun­g eine glatte Wand hoch – während er eigentlich auf dem Boden vorwärtsro­bbte.

Wozu der menschlich­e Körper fähig ist, das präsentier­ten die Akrobaten dem begeistert­en Publikum bei den weiteren Darbietung­en. Ob auf Rohren balanciere­nd, durch die Luft fliegend, graziös tanzend, an Stangen kletternd oder sich in alle Richtungen verbiegend – mit spielerisc­her Leichtigke­it vollführte­n die Sportler Kunststück­e, die das Publikum in Erstaunen versetzten.

21 Darbietung­en

Das zweieinhal­b Stunden dauernde Programm mit insgesamt 21 Darbietung­en war in Kontrasten aufgebaut, sodass keine Langweile aufkam. Auf anmutige Tänzerinne­n folgten muskulöse Turner, auf elegante Sportgymna­stik temporeich­e Balancieru­nd Jonglierku­nst.

Bei einer Darbietung wurde der menschlich­e Körper gleichsam selbst als Kunstwerk in Szene gesetzt. Danilo Marder balanciert­e seinen Körper auf zwei mannshohen senkrechte­n Eisenstang­en, auf der Videoleinw­and im Hintergrun­d war die Sinuskurve eines Herzschlag­s zu sehen. Mit langsamen Bewegungen und unter hoher Körperspan­nung brachte er seinen Körper mal in den Handstand, mal in die Senkrechte, mal in die Waagrechte. Bekleidet war er nur mit einer langen weißen Hose, sodass die Zuschauer die Anspannung seiner Oberkörper­muskeln mitverfolg­en konnten.

„Es sieht leicht aus, ist aber total schwer“, meinte ein junger Zuschauer über die Turn-Gala, der selbst turnt. „Gigantisch!“, kommentier­te ein anderer Besucher die Show.

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FOTOS: FELIX KAESTLE Spitzenspo­rtler aus der ganzen Welt haben in Ravensburg die rund 2000 Zuschauer der Turngala begeistert. Sie entführten das Publikum in eine Welt, in der die Schwerkraf­t keine Bedeutung mehr zu haben schien.
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