Bauernhofmuseum wächst gewaltig
25 Jahre alte Erweiterungspläne können in Angriff genommen werden
ILLERBEUREN - Hoch hinaus will das Schwäbische Bauernhofmuseum Illerbeuren in den nächsten Jahren – auch im wahrsten Sinne des Wortes: Auf einem Erweiterungsgelände von insgesamt acht Hektar soll in Hanglage erstmals auch alpines Landleben im Unterallgäu sichtbar werden. Die Pläne dafür liegen längst in der Schublade, sogar entsprechende Gebäude wurden beispielsweise im Oberallgäu bereits abgebaut und eingelagert.
Allerdings scheiterte der große Museumswurf bisher daran, dass drei der acht Hektar Erweiterungsfläche fest in Illerbeurer Bauernhand waren. Ein Zufall sorgte nun dafür, dass das Ringen um dieses Grundstück nach 25 Jahren ein glückliches Ende gefunden hat. Landwirt Anton Gregg fiel nämlich ein alter Erbpachtvertrag in die Hände, was ihn auf die Idee brachte, dass seine Familie auf diese Weise Eigentümer der Wiesen bleiben kann, obwohl sie zumindest für die nächsten 99 Jahre dem Museum gehören werden.
Entsprechend groß war jetzt die Freude beim Bezirk, dem Landkreis und dem Heimatdienst Illertal, die das Museum in einem Zweckverband betreiben, über die Unterzeichnung des Erbpachtvertrags. Von einem „außergewöhnlichen Ereignis“sprach Bezirkstagspräsident Jürgen Reichert und von einer „Brücke“, die nach vielen Gesprächen gebaut wurde, damit dieses „Herzstück“des Geländes als „landwirtschaftliche Scholle“erhalten bleibt und dennoch vom Museum genutzt werden kann.
Landrat Hans-Joachim Weirather betonte, der Landkreis stehe „mit Herzblut und 100-prozentiger Überzeugung“hinter dem Projekt – und versprach, dass es „keinen Kampf um zusätzliche Mittel“geben werde, um es in den kommenden Jahren zu verwirklichen. Erforderlich ist dafür beispielsweise zusätzliches Personal. Kaum glauben konnte Heimatdienstvorsitzende Simone Zehnpfennig-Wörle, dass das Erweiterungskonzept, das bereits seit 1992 ins Auge gefasst wird, nun Gestalt annimmt. „Das ist eine große Leistung und wird die Attraktivität des Museums enorm steigern“, ist sie sicher.
Als „Glücksstunde“bezeichnete der kommissarische Museumsleiter Wolfgang Ott die Vertragsunterzeichnung. Der 66-jährige Weißenhorner führt das Freilichtmuseum übergangsweise seit August für ein Jahr, nachdem der damalige Chef Dr. Philipp Herzog seinen Vertrag nach nur zwei Jahren an der Spitze nicht mehr verlängern wollte. Es warteten bereits einige eingelagerte Gebäude dringend aufs Auspacken, sagte Ott. „Das wird jedes Mal ein Fest geben“.
Fast doppelte Fläche
Fast auf die doppelte Fläche, nämlich ungefähr 20 Hektar, wächst nun das „Dorf im Dorf“in Illerbeuren – und wird damit dem Ziel Stück für Stück näherrücken, in verschiedenen Baugruppen die gesamte ländliche Kultur Schwabens vom Ries bis ins Allgäu zu vereinen. Dabei sollen die historischen Gebäude aber nicht einfach nur auf der neu hinzugekommenen Hochebene aufgerichtet werden. Mit Streuobstwiesen, Feldern, Wäldern und Tieren wird die schwäbische Landschaft auf vielfache Weise erlebbar sein. Dabei stehen auch aktuelle Fragen der Museumsarbeit wie Barrierefreiheit und Mitmachangebote im Fokus. Angedacht ist auch ein neuer Nebeneingang.
Kernzelle des ersten Freilichtmuseums in Süddeutschland ist das „Alte Museumsdorf“, das zwischen 1955 und 1985 gewachsen ist und insgesamt 19 Gebäude umfasst. Dazu kam dann die „Technik auf dem Land“mit einer großen Landmaschinenausstellung, einer Maschinenwerkstatt, einem Pumphaus zur Wasserversorgung und einem Windrad. Seit einer ersten Geländeerweiterung im Jahr 2000 stehen sieben Häuser in der „Baugruppe Mittelschwaben“zwischen Feldern, Gärten und Weiden und eine Torfwirtschaft samt Kegelbahn am bisher äußeren Rand des Museums.
Spazieren können Besucher später einmal durch die geplanten Baugruppen „Nordschwaben“mit dem Rieser Land als typischem Straßendorf, „Alpenvorland“, „Alpine Region“und „Bodensee“. Eine mittelfristige Planung für den Ausbau soll bei der nächsten Verbandsversammlung im Mai vorgestellt und „haushaltstechnisch eingetütet“werden, gab Weirather bekannt.
Winterpause: Derzeit ist das Schwäbische Bauernhofmuseum geschlossen. Die Saison beginnt am 1. März.