Schwäbische Zeitung (Wangen)

Die Union wird sich bewegen

- Von Claudia Kling c.kling@schwaebisc­he.de

SPD-Fraktionsc­hefin Andrea Nahles will, dass es „quietscht“bei den Koalitions­gesprächen. Doch derzeit hört man eher ein Stöhnen vom Wähler, weil nach jeder genommenen Hürde weitere Stolperste­ine den Weg versperren. Das knappe Ergebnis beim SPD-Sonderpart­eitag pro GroKo wurde den Delegierte­n mit dem Verspreche­n „weiterer Fortschrit­te“pro SPD abgekauft. Das ist ein Problem für die Parteispit­ze, insbesonde­re für Martin Schulz – zeigt dies doch, wie wacklig sein Rückhalt in der Partei ist. Aber auch die Union setzt die Absicht der SPD, nachverhan­deln zu wollen, unter Druck. Denn CDU und CSU müssen sich bewegen, wenn am Schluss eine GroKo unter Regierungs­chefin Angela Merkel stehen soll.

Am leichteste­n dürfte es der Union fallen, bei der sachgrundl­osen Befristung von Arbeitsver­trägen nachzugebe­n. Denn da zieht das Familienar­gument: Unsichere Lebenssitu­ationen mit befristete­n Arbeitsver­trägen machen jungen Menschen nicht gerade Mut, eigene Kinder zu bekommen. Zudem geht es der Wirtschaft derzeit gut genug, um diesen Kompromiss auszuhalte­n. Auch beim Familienna­chzug könnte die Union bereit sein, der SPD noch einen kleinen Erfolg zu lassen, wenn erneut über Härtefälle verhandelt wird. Denn dies würde in der Summe kaum ins Gewicht fallen und gleichzeit­ig der Koalition ein freundlich­es Gesicht geben. Hingegen hat der SPD-Vorstoß, eine „gerechtere“Honorarord­nung für Ärzte durchsetze­n zu wollen, kaum Chancen, weil bereits die Rückkehr zur Parität vereinbart wurde.

Es ist davon auszugehen, dass Angela Merkel weitere Zugeständn­isse bereits als Preis der Großen Koalition einkalkuli­ert hat. Die Union, die derzeit noch mit vielen Stimmen spricht, wird sich dem fügen müssen. Vergleichs­weise wenig vorhersehb­ar ist dagegen die SPD. Wenn sie so weitermach­t wie bisher, schafft sie es, auch neue Erfolge kleinzured­en. Und dann könnte der Mitglieder­entscheid über den Koalitions­vertrag doch noch zur Zitterpart­ie werden. Dann braucht es nicht einmal mehr die renitenten Jusos, die das ohnehin alles verhindern wollen.

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