Schwäbische Zeitung (Wangen)

Griechisch­e Ermittler sagen in Freiburger Mordprozes­s aus

Am Donnerstag geht es vor dem Gericht um Hussein K.s Attacke auf eine Frau auf Korfu

- Von Jürgen Ruf

FREIBURG (dpa) - Im Freiburger Mordprozes­s gegen den Flüchtling Hussein K. sagen erstmals Ermittler aus Griechenla­nd aus. An diesem Donnerstag werden vor dem Landgerich­t Freiburg zwei griechisch­e Polizisten als Zeugen gehört, wie ein Gerichtssp­recher sagte.

Die beiden haben in ihrem Heimatland gegen K. ermittelt. Dort hatte dieser eine junge Frau eine Klippe hinunterge­stoßen. Sie überlebte knapp. Die Tat in Griechenla­nd werde einziges Thema dieses Verhandlun­gstages sein, kündigte die Vorsitzend­e Richterin Kathrin Schenk an.

Hussein K. werden Mord und besonders schwere Vergewalti­gung vorgeworfe­n. Er hat zugegeben, im Oktober 2016 nachts in Freiburg eine 19 Jahre alte Studentin vergewalti­gt und bis zur Bewusstlos­igkeit gewürgt zu haben. Die Frau ertrank im Wasser des Flusses Dreisam. Die junge Frau war auf dem Rückweg von einer Party gewesen. Ein Urteil soll es frühestens Mitte März geben.

Wegen der Gewalttat auf der Insel Korfu Ende Mai 2013 war Hussein K. in Griechenla­nd 2014 wegen Raub und versuchtem Mord zu zehn Jahren Gefängnis verurteilt worden. Im Oktober 2015 kam er vorzeitig gegen Auflagen frei. Nach seiner Freilassun­g tauchte er unter und kam nach Deutschlan­d.

Deutsche Behörden wussten nichts von seiner kriminelle­n Vorgeschic­hte. Griechisch­e Behörden hatten den Angaben zufolge nur national nach dem Gesuchten gefahndet, einen internatio­nalen Haftbefehl oder einen Eintrag in internatio­nale Datenbanke­n durch Griechenla­nd gab es nicht.

Erst im Dezember 2016, nach der Festnahme des nun Angeklagte­n in Freiburg, wurde den deutschen Ermittlern nach einem Medienberi­cht der Fall in Griechenla­nd bekannt. Dies sorgte für Irritation­en zwischen den Regierunge­n in Berlin und Athen. Zudem löste der Fall eine Debatte über die deutsche Flüchtling­spolitik aus. Zu der Tat in Griechenla­nd verweigert Hussein K. die Aussage.

Gewaltopfe­r wird nicht aussagen

Die Justiz in Deutschlan­d hatte ein Rechtshilf­eersuchen an Griechenla­nd gestellt, sagt Oberstaats­anwalt Eckart Berger. Ziel sei es, sich umfassend über die Tat auf Korfu zu informiere­n. Hierfür würden auch Filmaufnah­men ausgewerte­t. Das damalige Opfer wird in dem Prozess in Deutschlan­d nicht aussagen, sagte der Gerichtssp­recher. Dies sei zwar anfangs angedacht gewesen, komme aber nicht zustande.

Der Freiburger Prozess hatte im vergangene­n September begonnen. Es geht auch um die Frage, wie alt der vor der Jugendkamm­er stehende Mann ist. Das hat Auswirkung­en auf die Höhe der Strafe. Er selbst hatte angegeben, aus Afghanista­n zu kommen und 16 oder 17 Jahre alt zu sein. Zum Prozessauf­takt gab er zu, gelogen zu haben. Die Staatsanwa­ltschaft hält Hussein K. für mindestens 22Jahre. Entspreche­nde Gutachten und Zeugenauss­agen stützen das.

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