Großer Warnstreik bei Hymer in Bad Waldsee
Metall- und Holzbranche fordern gemeinschaftlich sechs Prozent mehr Lohn
BAD WALDSEE (hey) - Ihrer Forderung nach sechs Prozent mehr Lohn haben die Mitarbeiter der oberschwäbischen Metall- und Elektrobranche sowie der Holz- und Kunststoff verarbeitenden Industrie am Montagmorgen vor dem HymerWerksgelände gemeinschaftlich Nachdruck verliehen. Mehr als 1300 Arbeiter haben sich am Warnstreik der IG Metall beteiligt.
Mit Bussen wurden die Streikenden aus dem gesamten Umland nach Bad Waldsee gefahren. So gesellten sich zu den rund 500 Hymer-Angestellten, Arbeiter von Carthago aus Aulendorf, Dethleffs aus Isny, Waldner aus Wangen, Voith aus Ravensburg, Rauch Möbelwerke aus Freudenberg am Main sowie den Betrieben Diehl, Claas, Bosch, Schuler, Myonic und Coperion hinzu. Mit Trillerpfeifen, Fahnen und lauten Rufen machten sie sich für ihre sechsprozentige Lohnerhöhung stark.
Betriebsratsvorsitzender Janusz Eichendorff und sein Stellvertreter Johannes Frick lobten die hohe Streikbeteiligung und bezeichneten die bisherigen Tarifverhandlungen mit den Arbeitgebern, die eine 1,5Prozent-Erhöhung vorschlugen, als „mickriges Angebote“: „Die wirtschaftliche Situation ist sehr gut, da muss für euch doch etwas rausspringen“, sagte Eichendorff und sorgte damit für lautstarke Zustimmung der Streikenden. Im Hinblick auf die nächsten Verhandlungen am Dienstag machten er, als auch Martin Sambeth der IG-Metall-Bezirksleitung in Stuttgart, selbstbewusst darauf aufmerksam, dass weitere Streiks vorstellbar sind, sofern die Forderung kein Gehör findet.
Eindrücklich stellte Pascal Behrends von Waldner die Sicht der Auszubildenden dar. Er machte deutlich, dass die unterschiedlichen Ausbildungsvergütungen zwischen Metallund Holzbranche für Unmut sorgten. „Solchen Ungerechtigkeiten müssen wir ein Ende setzen“, meinte Behrends und erhielt Applaus. Edmund Volkwein von Waldner beschrieb den Lohnabstand der beiden Branchen als gravierend und bezifferte den Unterschied auf rund 500 Euro monatlich.
„Die Arbeitgeber müssen zur Vernunft kommen, ansonsten sind sie die Erfolgsbremser ihrer eigenen Branche“so Volkwein. Unterstützung erhielten die Redner von MTU-Betriebsrätin Claudia Rankel: „Ihr habt die Solidarität von uns Metallern. Wir stehen alle zusammen für die sechs Prozent ein.“Es brandete lauter Jubel auf. Nach rund einer Stunde löste sich der Warnstreik auf. Thomas Flamm, Gewerkschaftssekretär der IG Metall Bodensee-Oberschwaben, teilte den Streikenden mit, dass sie die Arbeit an diesem Tag nicht mehr aufnehmen müssen und nach Hause gehen konnten.
Ein Video vom Streik zeigt die Situation vor dem Werksgelände am Montag: www.schwaebische.de/streik-hymer