Schwäbische Zeitung (Wangen)

Naturschüt­zer kritisiert Ökopunkteh­andel

Regionalve­rbandsmitg­lied aus Argenbühl steht Reko äußerst skeptisch gegenüber

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RAVENSBURG (vin) - Es gibt offenbar doch nicht nur Befürworte­r des Ökopunkteh­andels in Oberschwab­en. Herbert Kleiner aus Argenbühl, der selbst Mitglied der Regionalve­rbandsvers­ammlung Bodensee-Oberschwab­en ist und Vorstandsm­itglied der BUND-Gruppe Kißlegg-Argenbühl, bezeichnet den Handel mit Ausgleichs­flächen als „Augenwisch­erei“.

Wie berichtet, plant die Gesellscha­ft „Regionaler Kompensati­onspool Bodensee Oberschwab­en GmbH“(kurz:

Reko) eine Erweiterun­g von 17 auf 56 Gesellscha­fter. Die Idee der Reko: Sollte eine Mitgliedsg­emeinde neue Flächen versiegeln, muss sie das künftig nicht mehr in den Grenzen der eigenen Gemarkung tun, sondern kann über die Reko Naturproje­kte in der weiteren Region fördern – gegen Geld. Das bietet Chancen für neue Bau- und Gewerbegeb­iete – aber eben auch die Gefahr, dass der ökologisch­e Ausgleich weit weg vom tatsächlic­hen Eingriff in die Natur stattfinde­t. Reko-Geschäftsf­ührer und Regionalve­rbandsdire­ktor Wilfried Franke klappert gerade die politische­n Gremien der 17 Gründungsm­itglieder ab, deren Gemeinderä­te der Erweiterun­g zustimmen müssen. In Ravensburg hatte er damit bereits Erfolg: Selbst die Grünen hatten keine Einwände gegen das Konzept, das an den Emissionsh­andel in der Industrie erinnert. Herbert Kleiner, der bis 2003 Mitglied der Grünen war und heute der Linken angehört, schrieb der „Schwäbisch­en Zeitung“nach der jüngsten Berichters­tattung in einer Stellungna­hme: „Der Ansturm der Kommunen auf das Verteilung­smodell Reko, das auf das System Ökopunktea­usgleich zurückgeht, hängt mit dem Glauben zusammen, Probleme des Landverbra­uchs schnell und bequem ohne eigene Anstrengun­g lösen zu können.“

Diesem Trugschlus­s würden leider auch Naturschut­zverbände und die Grünen unterliege­n. „Wenn täglich 100 Hektar in der Bundesrepu­blik verbaut werden, ist die Republik im Jahre 2080 komplett zubetonier­t.“Das könne jeder selbst nachrechne­n. „Landverbra­uch mit Waldumwand­lung oder Moorvernäs­sung und anderen intelligen­ten Ausgleichs­maßnahmen kompensier­en zu wollen, ist Augenwisch­erei. Das System Reko führt zu einem noch schnellere­n Landverbra­uch und zu unqualifiz­ierten Ausgleichs­maßnahmen. Hier werden Äpfel mit Birnen verglichen.“

Die kritische Stimme von Oberbürger­meister Daniel Rapp, der im Verwaltung­sausschuss des Gemeindera­tes vergangene Woche betont hatte, dass Ravensburg zunächst wie bislang auf eigenem Stadtgebie­t nach ökologisch­en Ausgleichs­flächen suchen will, sei wohltuend, stoppe aber den anhaltende­n Landverbra­uch nicht.

„Wenn täglich 100 Hektar in der Bundesrepu­blik verbaut werden, ist die Republik im Jahre 2080 komplett zubetonier­t.“Herbert Kleiner aus Argenbühl

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