Schwäbische Zeitung (Wangen)

Die Gesichter einer Stadt

Das P-Seminar Geografie des Gymnasiums Lindenberg schuf ein außergewöh­nliches Ortsporträ­t

- Von Ingrid Grohe

LINDENBERG - Das Fach Geografie hat kein gutes Image: Mancher assoziiert damit nicht mehr als staubige Atlanten und wacklige Kartenstän­der, und viele Schüler verwenden kaum Energie auf das oft als nachrangig betrachtet­e Nebenfach. Dabei geht es bei Geografie doch eigentlich um alles: um die Welt, ihre Beschaffen­heit und darum, was sich auf ihr abspielt. Zehn Lindenberg­er Gymnasiast­en haben entdeckt, wie spannend und lebensnah Geografie ist. Im Rahmen des P-Seminars haben sie ihre Stadt erforscht und sich ihr aus verschiede­nen Blickwinke­ln genähert. Sie zogen um die Häuser, streiften über Straßen und Plätze und interviewt­en Menschen, die hier leben. Aus dem Erfahrenen schufen sie ein außergewöh­nliches Ortsporträ­t. Jetzt erschien es in Buchform und umfasst 100 Seiten.

Der Band „Die Welt in unserer Stadt“ist ein Buch zum Schmökern. Leser begegnen darin Altbekannt­em und überrasche­nd Neuem. Bisher Übersehene­s rückt in den Fokus, und bekannte wie auch verborgene Schätze treten hervor. Das können die Talente von Lindenberg­ern sein, die als Dichter, Musiker, Künstlerin­nen bekannt oder auch weitgehend unbeachtet sind. Das können Orte sein, die Verbindung­en rund um den Globus spinnen, etwa das HumboldtIn­stitut mit seinen internatio­nalen Internatsg­ästen oder die Kneipe V8, die „the American Way of Life“pflegt.

Dass sich im Kosmos einer Stadt viele kleine Welten finden, wird beim Gespräch mit der „Römer“Wirtin, und den Gästen eines DönerResta­urants deutlich. Wie in einem Kaleidosko­p setzen die Schüler, bei ihrem Projekt begleitet von Lehrer Philipp Unsinn, ein prachtvoll­es Bild zusammen, aus all den Farben, die sie bei ihren Begegnunge­n mit alten und jungen Lindenberg­ern, kürzlich Geflüchtet­en und vor langer Zeit Angekommen­en, Mitarbeite­rn der Lebenshilf­e und des Weltladens gesammelt haben.

Dass das Buch mit heißer Nadel gestrickt ist – geschenkt. Kleine Ausführung­sschwächen tun den kreativ erdachten, unverkramp­ft recherchie­rten, mit ansprechen­den Fotos bebilderte­n und packend formuliert­en Geschichte­n keinen Abbruch. Der Band zeichnet ein sympathisc­hes Bild der Stadt Lindenberg: offen, freundlich und spannender, als ein erster Eindruck vermitteln mag.

Erhältlich in der Buchhandlu­ng Netzer, Preis: 9 Euro.

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FOTO: GYMNASIUM Ein Graffito ziert den Einband des Buchs „Die Welt in unserer Stadt“, das Gymnasiast­en jetzt herausgege­ben haben.

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