Die Gesichter einer Stadt
Das P-Seminar Geografie des Gymnasiums Lindenberg schuf ein außergewöhnliches Ortsporträt
LINDENBERG - Das Fach Geografie hat kein gutes Image: Mancher assoziiert damit nicht mehr als staubige Atlanten und wacklige Kartenständer, und viele Schüler verwenden kaum Energie auf das oft als nachrangig betrachtete Nebenfach. Dabei geht es bei Geografie doch eigentlich um alles: um die Welt, ihre Beschaffenheit und darum, was sich auf ihr abspielt. Zehn Lindenberger Gymnasiasten haben entdeckt, wie spannend und lebensnah Geografie ist. Im Rahmen des P-Seminars haben sie ihre Stadt erforscht und sich ihr aus verschiedenen Blickwinkeln genähert. Sie zogen um die Häuser, streiften über Straßen und Plätze und interviewten Menschen, die hier leben. Aus dem Erfahrenen schufen sie ein außergewöhnliches Ortsporträt. Jetzt erschien es in Buchform und umfasst 100 Seiten.
Der Band „Die Welt in unserer Stadt“ist ein Buch zum Schmökern. Leser begegnen darin Altbekanntem und überraschend Neuem. Bisher Übersehenes rückt in den Fokus, und bekannte wie auch verborgene Schätze treten hervor. Das können die Talente von Lindenbergern sein, die als Dichter, Musiker, Künstlerinnen bekannt oder auch weitgehend unbeachtet sind. Das können Orte sein, die Verbindungen rund um den Globus spinnen, etwa das HumboldtInstitut mit seinen internationalen Internatsgästen oder die Kneipe V8, die „the American Way of Life“pflegt.
Dass sich im Kosmos einer Stadt viele kleine Welten finden, wird beim Gespräch mit der „Römer“Wirtin, und den Gästen eines DönerRestaurants deutlich. Wie in einem Kaleidoskop setzen die Schüler, bei ihrem Projekt begleitet von Lehrer Philipp Unsinn, ein prachtvolles Bild zusammen, aus all den Farben, die sie bei ihren Begegnungen mit alten und jungen Lindenbergern, kürzlich Geflüchteten und vor langer Zeit Angekommenen, Mitarbeitern der Lebenshilfe und des Weltladens gesammelt haben.
Dass das Buch mit heißer Nadel gestrickt ist – geschenkt. Kleine Ausführungsschwächen tun den kreativ erdachten, unverkrampft recherchierten, mit ansprechenden Fotos bebilderten und packend formulierten Geschichten keinen Abbruch. Der Band zeichnet ein sympathisches Bild der Stadt Lindenberg: offen, freundlich und spannender, als ein erster Eindruck vermitteln mag.
Erhältlich in der Buchhandlung Netzer, Preis: 9 Euro.